HanseYachts: Volle Auftragsbücher und die Corona-Problematik
Wenn man die Auftragsbücher bei HanseYachts ansieht, müsste das Unternehmen derzeit eigentlich sehr zufrieden sein. Rund 250 Millionen Euro sind die Orders schwer. Damit ist der Bootsbauer über rund zwei Jahre ausgebucht.
Doch ganz glücklich wirkt der bisherige Vorstandschef Jens Gerhardt auf dem Hamburger Investorentag, HIT, der von Montega organisiert wird, dennoch nicht. Gerhardt, der zum 1. Februar aus dem Vorstand von HanseYachts ausgeschieden ist und nun beratend agiert, verweist auf zwei Punkte, die das Bootsbauen erschweren: die Pandemie und die damit bedingten Ausfälle von Mitarbeitern sowie das Fehlen von Teilen.
Die Lieferkettenproblematik macht sich bei HanseYachts eindeutig bemerkbar. Stehen in einem normalen Monat rund 300 Teile bei den verschiedenen Bauschritten nicht zur Verfügung, hat sich die Zahl in Pandemiezeiten bis auf 1.600 erhöht. So kann schwerlich ein geregelter Bootbau vonstatten gehen. Dies lässt sich an den Zahlen ablesen.
Der Umsatz ist in den vergangenen Jahren von 152 Millionen Euro auf 128 Millionen Euro und zuletzt 120 Millionen Euro gesunken, bei ebenfalls fallenden Margen. Die Produktion ist schwieriger und kostenintensiver geworden. Ohne die Probleme könnten die Norddeutschen hingegen einen Umsatz von bis zu 160 Millionen Euro schaffen, ist Gerhardt überzeugt.
Der positive Auftragstrend wird sich nach der Pandemie laut Gerhardt fortsetzen. Die wohlhabendere Klientel von HanseYachts, ein Boot kostet im Schnitt 500.000 Euro, wird weiter auf individuellere und nachhaltigere Urlaube setzen, Kreuzfahrten werden für diese Gruppe weniger interessant werden. Gerade die exklusiven und hochpreisigen Katamarane sollen dabei Fahrt aufnehmen. Zu spüren ist dies bereits in Frankreich. Dort macht HanseYachts normalerweise einen Jahresumsatz von 10 Millionen Euro. In den Büchern stehen aktuell aber Aufträge von 50 Millionen Euro, angetrieben von den Katamaran-Bestellungen. Hier muss das Unternehmen an einer Kapazitätsausweitung arbeiten.
Klar erkennbar ist die Corona-Problematik im Kurs von HanseYachts. Ende 2019, vor dem Ausbruch der Pandemie, stand die Aktie bei rund 6,60 Euro. Mitte März 2020 waren es noch 2,435 Euro. Seitdem ist wieder ein Aufwärtstrend erkennbar. Die früheren Kurse sind aber noch ein ganzes Stück entfernt.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich der Großaktionär Aurelius noch nicht von seiner Beteiligung an den Greifswaldern getrennt hat. Wann dies möglicherweise geschieht, kann Gerhardt nicht sagen. Er glaubt aber, dass Aurelius auf dem aktuellen Niveau keine Ambitionen hat, sich von dem Aktienpaket zu trennen.