Nord LB: US-BIP - Nach der Kälte – wenn Schwäche zur Stärke wird
Vor einigen Minuten wurden aktuelle Zahlen zur Entwicklung des US-Bruttoinlandsprodukts gemeldet. Es handelt sich um die erste Veröffentlichung von Daten für das II. Quartal 2014. Diesen Angaben folgend lag das annualisierte Quartalswachstum bei beachtlichen 4,0%. Damit hat sich die erwartete Beschleunigung des Wachstums ergeben; die Zahlen sind in der Tat sogar klar als positive Überraschung zu werten.
Natürlich haben Nachholeffekte geholfen. Die aktuelle Stärke ist zumindest partiell ein Resultat der Schwäche im I. Quartal, welche maßgeblich auf die Kältewelle zurückgeführt werden muss. Allerdings haben die an der BIP-Zeitreihe vorgenommenen Revisionen auch zu einem etwas weniger ausgeprägten Rückgang der Wirtschaftsleistung im I. Quartal geführt, was den Zuwachs im II. Quartal natürlich noch freundlicher erscheinen lässt.
In der Summe werden wir unsere Wachstumsprognose für das Jahr 2014 also nach oben anpassen müssen – zumal die heutigen Revisionen auch ein noch positiveres Bild von den Entwicklungen im 2. Halbjahr 2013 zeichnen. Für das III. und IV. Quartal 2013 liegen die annualisierten Wachstumsraten der „neuen“ Zeitreihe folgend bei erfreulichen 3,5% beziehungsweise 4,5%!
Aufgrund der Erfahrungen im letzten Quartal – es kam zu in der Summe sehr deutlichen Revisionen, die die annualisierte Wachstumsrate („alte“ Zeitreihe) von zunächst +0,1% auf schließlich nur noch -2,9% haben sinken lassen, sollte man die soeben gemeldeten Zahlen nur mit großer Vorsicht interpretieren. Wir rechnen aber momentan nicht mit so starkem Revisionsbedarf durch die US-Statistikbehörde, dass sich der positive Eindruck noch wirklich nachhaltig verändern könnte.
Mit Blick auf die Finanzlage der öffentlichen Hand ist interessant, dass der Staatskonsum inzwischen wieder zum Wachstum beiträgt. Verantwortlich hierfür ist der Verbrauch der Bundesstaten und lokalen Gebietskörperschaften. Der Bund hat seine Ausgaben dagegen auch am aktuellen Rand zurückgefahren. An dieser Stelle wird es aufgrund des aktuellen fiskalpolitischen Umfeldes auch weiterhin Sparzwänge geben. Wir hatten ähnliche Muster schon in den Arbeitsmarktberichten gefunden. Insofern kann auf einen zwar langsamen (sich aber wohl immerhin verstetigenden) Anstieg des Beschäftigungsaufbaus durch die Bundesstaaten und Gemeinden gehofft werden. Dies wird zur anhaltenden Besserung der Beschäftigungssituation sicherlich beitragen.
Fazit:
Das BIP-Wachstum in den USA im II. Quartal 2014 präsentiert sich freundlich. An diesem Bild dürften auch die noch bevorstehenden Revisionen wenig ändern. Die Zahlen sind in der Tat so stark, dass die innerhalb der Fed durchaus vorhandenen Forderungen nach Leitzinsanhebungen im I. Quartal 2015 an Gewicht gewinnen dürften. Dieses Faktum erklärt die Bewegungen am Devisenmarkt. Interessant ist, dass der Aktienmarkt nicht wirklich verstört reagiert. Der DAX legte direkt nach der Veröffentlichung der BIP-Zahlen leicht zu; man scheint sich an den Gedanken gewöhnt zu haben, dass die US-Notenbank eine etwas zügigere – aber eben immer noch vorsichtige – Normalisierung ihrer Geldpolitik einleiten könnte.