DAX: Senatsvotum zur Steuerreform hebt DAX wieder kurz über 13.000 Punkte - Nord LB Kolumne
Nach langen Diskussionen hat der US-Senat nun mit knapper Mehrheit seine eigene Variante der US-Steuerreform auf den Weg gebracht. In der vergangenen Woche hatte es an den internationalen Aktienmärkten zwischenzeitlich Sorgen gegeben, dass sich bei diesem Prestigeprojekt der aktuellen Regierung noch weitere Verzögerungen ergeben könnten. Mit dem Votum des Senats ist es nun doch möglich (ja sogar wahrscheinlich), dass es noch im Jahr 2017 zu einer Entscheidung für die Reform kommen kann. Dies hat den DAX heute zumindest zur Öffnung über die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten steigen lassen; diese sollte nun zunächst auch im Blickfeld bleiben
Das Repräsentantenhaus hatte seine Variante des Gesetzes bereits zeitnäher verabschiedet. Die Entwürfe der beiden Kammern des US-Kongresses weisen noch gewisse Unterschiede auf. Die Parlamentarier in Washington werden sich also noch auf eine gemeinsame Linie einigen müssen. Dies sollte unserer Auffassung nach gelingen, da die Entwürfe der beiden Kammern keine gigantischen Unterschiede aufweisen. Senat und Repräsentantenhaus wollen den Satz der Unternehmenssteuer dauerhaft auf 20% reduzieren. Der Senat plant allerdings eine geringere Entlastung bei der Einkommenssteuer. Die hier angepeilte Reduktion der Steuersätze soll zudem zunächst bis 2025 gelten. Einige republikanische Senatoren machen sich große Sorgen um die Staatversschuldung und wollen daher keine zu umfangreichen Entlastungen beschließen.
Zudem will der Senat mit der Gesetzesvorlage bestimmte Regelungen zur Krankenversicherungspflicht wieder abschaffen. Damit wird Obamacare faktisch zumindest partiell abgeschafft.
Die Steuerreform dürfte schon helfen, die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen zu erhöhen. Insofern können die geplanten Regelungen in Nordamerika also durchaus zu mehr Wachstum und Beschäftigung führen. Genau diese Hoffnungen erweisen sich als stützend für die internationalen Aktienmärkte.
Ein entsprechendes Anziehen der ökonomischen Aktivität in den USA wird aber zur Finanzierung der Reform auch dringend benötigt. Die zu erwartenden Mindereinnahmen durch das Gesetzesvorhaben sind nach unserer Einschätzung ohne jeden Zweifel die Achillesferse beider Pläne zur Steuerform. Der Entwurf des Senates würde in den kommenden 10 Jahren zusätzliche Schulden im Umfang von mindestens 1 Billion US-Dollar verursachen. Der Vorschlag des Repräsentantenhauses wäre sogar noch etwas teurer. Die Auswirkungen der Steuerreform auf die US-Staatsfinanzen könnten in der Tat perspektivisch zum Bumerang für die Börsen werden. Nach einer Einigung der beiden Kammern brauchen die internationalen Aktienmärkte und US-Wirtschaft also dringend das erhoffte Plus beim Wirtschaftswachstum!
Fazit: Inzwischen hat auch der US-Senat einen Gesetzesentwurf zu einer umfassenden Steuerreform verabschiedet. Beide Kammern des Kongresses müssen nun noch eine gemeinsame Linie finden und ihre Pläne vereinheitlichen. Die internationalen Aktienmärkte hoffen zunächst auf eine zügige Verabschiedung der Steuerreform und dann auf mehr Wachstum in den USA. Die von den Börsen gespielten Szenarien bezüglich des Prestigeprojekts der Regierung von Donald Trump sind unserer Auffassung nach durchaus realistisch. In den Kursen der Dividendenpapiere ist mittlerweile allerdings wohl schon viel Optimismus bezüglich der US-Steuerreform eingepreist.