KTG Agrar: Das Drama hat ein Ende – zwielichtige Gerüchte
Nun ist es passiert, was sich zuletzt bereits abzeichnete: KTG Agrar hat beim zuständigen Amtsgericht in Hamburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingereicht. Auslöser waren die Probleme des Unternehmens, eine fällige Zinszahlung in Höhe von 17,8 Millionen Euro für eine Anleihe zu leisten, die bereits am 6. Juni fällig gewesen wären. Bezahlen wollte man diese mit dem Erlös aus dem Verkauf von Vermögensgegenständen, so KTG Agrar. Beim Verkauf soll es, so die Angaben der Hamburger, Verzögerungen gegeben haben, sodass der erhoffte Verkaufserlös nicht floss – und das hat das Finanzierungs-Kartenhaus des Agrarkonzerns zum Einsturz gebracht. Am morgigen Mittwoch wäre eine 30-Tages-Frist abgelaufen, anschließend hätten Anleihegläubiger ihre Forderungen per Sonderkündigungsrecht sofort fällig stellen können.
Stattdessen will man sich mit neuen rechtlichen Möglichkeiten im Rücken sanieren und in Eigenverwaltung ein Insolvenzverfahren durchlaufen. Stefan Denkhaus wurde vom Gericht vorläufig zum Sachwalter berufen. Ein Sanierungsplan soll erarbeitet werden – das allerdings wird einige Zeit dauern. Hierzu hat man sich weitere personelle Verstärkung geholt: Der Rechtsanwalt Jan Ockelmann soll im Vorstand von KTG Agrar die Sanierung als Chief Restructuring Officer verantworten. „Er verfügt über langjährige Kontakte zu landwirtschaftlichen Betrieben und Beratern. Er ist zudem selbst seit vielen Jahren als Insolvenzverwalter tätig und mit den Besonderheiten eines Eigenverwaltungsverfahrens vertraut“, so KTG Agrar zum neuen Vorstand.
Was passiert mit der Tochtergesellschaft KTG Energie?
„Die Tochtergesellschaften der KTG Agrar SE sind von dem Antrag nicht betroffen“, heißt es zudem von Seiten der Hamburger. Das hat große Bedeutung unter anderem für die börsennotierte Tochtergesellschaft KTG Energie, einem Betreiber von Biogasanlagen. Mehr hierzu in unserem aktuellen Bericht zu den Auswirkungen der Insolvenz von KTG Agrar auf KTG Energie.
Derweil geht das operative Geschäft weiter. Für KTG Agrar hat die wichtige Erntesaison begonnen. „Zur Deckung der Löhne und Gehälter wird umgehend eine Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege geleitet“, kündigt die Gesellschaft am Dienstag an.
Ins Zwielicht geraten mit der Insolvenzanmeldung auch Ereignisse rund um die KTG Agrar Aktie vom Dienstagmorgen. Offenbar wurden gezielt Gerüchte gestreut, dass die Hamburger ihre Zinszahlung in letzter Minute leisten würden. Der Aktienkurs war daraufhin bei hohen Umsätzen bis auf 1,68 Euro in die Höhe geschossen. Ein lukratives Geschäft für die, die in den völlig an den Haaren herbei gezogenen Aufwärtstrend hinein verkauft haben. Mittlerweile ist das Papier aber auf ein neues Allzeittief abgestürzt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Behörden die Vorgänge vom Dienstagmorgen ansehen werden.