Börse am Morgen, u.a. BMW, Mercedes-Benz, Tesla und VW - Nord LB
Deutschland fällt nach Einschätzung des Industrieverbands BDI im Vergleich mit anderen großen Industrieländern weiter zurück. 2024 wird erneut ein hartes Jahr. BDI-Präsident Siegfried Russwurm: „Eine Chance auf einen raschen Befreiungsschlag 2024 sehen wir nicht“ … „in Deutschland herrscht Stillstand“. Der BDI antizipiert lediglich ein Wachstum von 0,3% und damit deutlich weniger als der global erwartete Wert von 2,9%. Insbesondere die energieintensive Industrie habe schwer zu kämpfen.
In Deutschland fehlen 910.000 Sozialwohnungen. Laut einem Bündnis aus Baugewerkschaft IG BAU dem Mieterbund sowie Sozial- und Branchenverbänden hätten der Bund und die Länder die Förderungen solcher Wohneinheiten massiv vernachlässigt. Matthias Günther (Pestel-Institut Hannover): „Um bedürftigen Haushalten das Wohnen überhaupt noch zu ermöglichen, ist der Staat mittlerweile gezwungen, stetig steigende Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt zu akzeptieren“. Die öffentliche Hand zahlt dabei Mieten, die oft deutlich über der Durchschnittsmiete liegen. Deutschland gab laut einer Studie des Pestel-Instituts im Jahr 2023 erstmals mehr als EUR 20 Mrd. an Sozialausgaben für die Unterstützung bedürftigen Menschen beim Wohnen aus (aufgeteilt in rd. EUR 15 Mrd. für die Unterkunft und rd. EUR 5 Mrd. für Wohngeld). Demgegenüber stehen lediglich jährliche, durchschn. Ausgaben i. H. v. EUR 2,5 Mrd. im sozialen Wohnungsbau.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Januar erneut verbessert. Der Index ist von 12,8 im Dezember auf nunmehr 15,2 Punkte gestiegen und konnte sich damit weiter über der Nulllinie stabilisieren. Für den Euroraum hingegen trübten sich die Erwartungen leicht ein. Besonders deutlich haben sich in den aktuellen Daten die Zinssenkungserwartungen niedergeschlagen. Für die Experten scheint eine für die EZB weitgehend nach Plan laufende Inflationsentwicklung die geopolitische Risikolage und anhaltende fiskalpolitische Unsicherheit in Deutschland weiterhin ein Stück weit zu überlagern. Mit Blick auf die erste turnusmäßige Sitzung des Jahres am kommenden Donnerstag ist weiterhin mit einer Zurückhaltung der Währungshüter aus Frankfurt zu rechnen. Anzeichen für eine schnelle Lockerung sehen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ab Jahresmitte dürften sich dann sukzessive Zeitfenster für die Senkung der Leitzinsen öffnen.
Tagesausblick
Heute stehen vor allem Daten aus den USA im Fokus der Anleger; es werden sukzessive Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen, zur Industrieproduktion und dann auch noch zum NAHB Bauklima veröffentlicht. Dieser wichtige Sentiment-Indikator, der bei der Prognose der Entwicklung der US-Immobilienpreise helfen kann, könnte am aktuellen Rand in gewissem Umfang vom wieder etwas niedrigeren Zinsniveau profitieren. Die Bäume werden aber wohl nicht in den Himmel wachsen! Die Stimmung in der US-Immobilienwirtschaft sollte also grundsätzlich eher unfreundlich bleiben. Zudem wird noch auf das Beige Book der Fed zu achten sein. In dieser Publikation erörtern die regionalen Notenbanken die Wirtschaftslage in ihrer jeweiligen Region – und äußern sich dabei natürlich auch zur Inflationsentwicklung.
Renten- und Aktienmärkte
Die Primärmarktaktivitäten am europ. Anleihemarkt sind ausgesprochen rege in das neue Jahr gestartet. Einschließlich Montag dieser Woche wurden bereits Bonds im Gegenwert von EUR 205,54 Mrd. geprintet (10,0% mehr als im Vorjahresvergleichszeitraum (EUR 186,83 Mrd.)). Dt. Bunds bewegten sich am Dienstag kaum. Die Rendite 10-jähriger Anleihen war wie festgenagelt.
An den Aktienmärkten kam aufgrund von Sorgen in Nahost und den falkenhaften EZB-Tönen zu Zinssenkungen keine rechte Freude auf. Die trübe Stimmung seit Beginn der Woche hielt an.
Unternehmen
Die E-Auto-Zulassungen in Deutschland verlangsamen sich. Laut Kraftfahrt-Bundesamt kamen 2023 524.219 neue batterieelektrische Fahrzeuge auf die Straße (+11,4%). 2022 lag der Zuwachs noch bei beachtlichen 30%. Volkswagen konnte dabei den US-Konkurrenten Tesla als führende E-Auto-Marke (70.628 Neuwagen) überholen. Tesla-Neuzulassungen gingen um 9% zurück (63.685), obwohl das Model Y noch immer das beliebteste Modell bleibt (sogar vor den IDs von VW). Der Marktanteil deutscher Konzerne im E-Auto-Markt nahm überdurchschnittlich zu. BMW, Mercedes und VW erhöhten ihren Marktanteil von 38% auf 46%.
Devisen und Rohstoffe
Der USD profitierte gestern in Erwartung der Marktteilnehmer von einem auf längere Zeit anhaltend hohen Zinsniveau.
Der Goldpreis verdaute den zweiten Tag in Folge die falkenhaften EZB-Töne und gab auf USD 2.019,75 je Unze nach (-0,39%).
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