Steinhoff: Kommt bald eine Milliarde von STAR?
Bei Steinhoff geht es Schlag auf Schlag: Während im Board von Steinhoff mit dem Rückzug von Christo Wiese eine einschneidende Personalie bei dem krisengeschüttelten Möbelhauskonzern passiert, kommt das Unternehmen bei der Stabilisierung seiner Liquidität möglicherweise weiter voran. Neben dem Verkauf von Randbereichen, für die ein Verkauf per Platzierungsverfahren an institutionelle Investoren geplant sein soll, stellt die Sparte Steinhoff Africa Retail Ltd., kurz STAR, eine Rolle: An die seit kurzem börsennotierte Gesellschaft hat Steinhoff ein Darlehen in Höhe von rund 1,0 Milliarden Euro ausgegeben, das STAR nun an den Konzern zurückzahlen will.
Allerdings benötigt STAR hierzu eine Refinanzierung, die man mit Hilfe der FirstRand Ltd.’s Rand Merchant Bank bewältigen will. Das Kreditinstitut soll ein Bankenkonsortium zusammen stellen, das über einen neuen Kredit die Ablösung von Steinhoffs Gesellschafterdarlehen ermöglichen soll. Mit dem Schritt dürfte sich STAR auch unabhängiger von der strauchelnden Konzernmutter machen wollen. Zudem hat STAR seine vorläufig gemeldeten Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/2017 bestätigt. Die Gesellschaft meldet einen Umsatzrückgang von 61,15 Milliarden Südafrikanischen Rand auf 57,85 Milliarden Rand. Dagegen sind die Gewinne gestiegen: Operativ weist STAR einen Gewinnanstieg von 3,64 Milliarden Rand auf 5,79 Milliarden Rand aus, unter dem Strich klettert der Überschuss von 1,32 Milliarden Rand auf 3,57 Milliarden Rand.
Steinhoff: Das nächste Erdbeben
Derweil spitzt sich die Lage bei STARs Konzernmutter Steinhoff International erneut zu: Nachdem zuletzt der Druck auf den Konzern von Aktionären und Anleihegläubigern wuchs, wir berichteten, tritt nun Christo Wiese, größter Einzelaktionär der Gesellschaft, von seinem Board-Posten und damit auch als Vorsitzendes des Gremiums zurück. Wiese wolle mit dem Schritt die Unabhängigkeit der Konzernleitung stärken, heißt es von Steinhoff. Dem Interimschef wurden zuletzt mehrfach Interessenskonflikte bei der Aufklärung der Ungereimtheiten vorgeworfen, die nach der Ablösung des CEO Markus Jooste nun zu einer Neufassung der Bilanz von 2016 und möglicherweise auch älterer Abschlüsse führen. Wieses Posten nimmt Heather Sonn ein, die dem Board bereits angehört und zusammen mit Johan van Zyl und Steve Booysen in einem bereits vor Tagen eingesetzten Komitee den sich anbahnenden Bilanzskandal beim Möbelhauskonzern aufklären soll. Auch Jacob Wiese, der älteste Sohn von Steinhoffs Hauptaktionär, ist aus dem Board des Unternehmens zurückgetreten.
Zuletzt hatte der Government Employees Pension Fund, Steinhoffs zweitgrößter Aktionär nach dem Interims-CEO und bisherigem Aufsichtsratschef Christo Wiese, den Konzern für seine Corporate Governance hart kritisiert und die Frage nach Interessenskonflikten bei Wiese in seiner aktuellen Rolle gestellt. Der Fund will nun eigene Personen ins Board bei Steinhoff und Star sowie dem Prüfkomitee bringen. Harte Kritik kam auch vom Assetmanager Benguela Global Fund Managers, der in einem Brief an Wiese diesen und das komplette Board des Unternehmens zum Rücktritt auffordert. Benguelas Chief Investment Officer Zwelakhe Mnguni hält es für nicht glaubwürdig, dass der bisherige Konzernchef Jooste die einzige in die fehlerhaften Bilanzierungen einbezogene Person sei. Es sei ebenso unglaubwürdig, dass das Board und insbesondere dessen bisheriger Chairman Wiese von den Dingen nichts gewusst habe, so die Fondsgesellschaft. Derartige Stimmen mehrten sich in den letzten Tagen deutlich, zuletzt hatten Analysten bereits gemutmaßt, dass auch Wiese Gegenstand der laufenden Ermittlungen werden könnte.
Wieses Einfluss schrumpft - Aktien-Zwangsverkauf durch Banken
Doch Wieses Rücktritt ist nicht alles, was von Steinhoff kommt: Zudem meldet der Konzern, dessen operative Zentrale in Südafrika liegt, einen Aktienverkauf der es in sich haben könnte: Aus dem Portfolio von Christo Wiese wurden mehr als 98 Millionen Steinhoff Aktie zu einem Durchschnittspreis von 0,4935 Euro verkauft. Allerdings geschah der Verkauf nicht freiwillig: Banken haben Sicherheitenrechte ausgenutzt und das Aktienpaket verkauft. Hintergrund sind Kredite an eine Firma Wieses, für die diese Aktien als Sicherheit hinterlegt wurden. Mit dem Zwangsverkauf ist auch ein Stimmenpool zerbrochen, der Wiese bisher den Einfluss bei Steinhoff sicherte, dessen Stimmanteil nach dem Zwangsverkauf aber unter 30 Prozent gefallen ist. Das führte zur automatischen Auflösung des Pools.
Zuletzt gab es bereits Meldungen, dass Kredite wackeln könnte, nachdem die als Sicherheit hinterlegten Steinhoff Aktien im Wert drastisch gefallen waren - eine Folge des sich anbahnenden Bilanzskandals. Am 19. Dezember trifft sich der Steinhoff-Konzern mit seinen kreditgebenden Banken, auf und nach dem Treffen könnten wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Konzerns anstehen.
Den gestrigen XETRA-Handel an der Frankfurter Börse hat die Steinhoff Aktie bei 0,574 Euro mit 13,29 Prozent im Minus beendet. Aktuelle Indikationen am heutigen Morgen liegen im Tradegate-Handel um 0,54/0,55 Euro.