Commerzbank: Nach Initialzündung ist die Magie der japanischen „Abenomics“ gewichen
Ein Blick auf die BIP-Niveaus zeigt, dass das wirtschaftliche Wachstum seit der Finanzmarktkrise ungleichmäßiger geworden ist. Dies spiegeln auch die Quartalsraten für Q2: Während die USA und Großbritannien um 0,6% bzw. 0,7% wuchsen, musste sich der Euroraum mit 0,3% begnügen. Japan verzeichnete – nach starkem Vorquartal – gar einen Rückgang des realen BIP um 0,4%, der vor allem am schwachen Konsum und Export lag. Der Konsum litt unter dem mäßigen Sommerwetter; gravierender ist aber, dass er sich von der Mehrwertsteueranhebung vom April 2014 noch immer nicht erholt hat. Zudem liegt der Preisauftrieb weit unter dem Ziel der Notenbank. Der politische Druck, ihr Anleihekaufprogramm auszuweiten, wird steigen.
Zinsen und Anleihen
Nach der Einigung der Eurogruppe auf ein drittes Griechenlandhilfspaket am Freitag fehlt noch die Zustimmung der einzelnen Länder bzw. nationalen Parlamente. Die schärfsten Kritiker des Pakets, Lettland und Litauen, stimmten gestern bereits zu. In Estland muss genauso wie Deutschland das Parlament noch zustimmen. Im Bundestag wird am Mittwoch abgestimmt; eine Einigung ist so gut wie sicher. Inzwischen hat sich auch die deutsche Regierung mit einer Schuldenerleichterung angefreundet, ein Schuldenschnitt allerdings kommt nicht in Frage. Bei einer Schuldenerleichterung gibt es laut Bundesregierung Spielraum hinsichtlich eines Tilgungsaufschubs oder längerer Rückzahlungsfristen. Eine Schuldenerleichterung hat der IWF gefordert; er will sich erst im Oktober über eine Beteiligung am Hilfspaket entscheiden. Die Rentenmärkte tendierten gestern freundlich. Von der Einigung auf eine Griechenlandhilfe profitierte vor allem die EWU-Peripherie. Am meisten erholten sich griechische Staatsanleihen. Seit einiger Zeit ist allerdings eine merklich schwächere Entwicklung von spanischen im Vergleich zu italienischen Staatsanleihen zu beobachten. Dies liegt wohl an der Unsicherheit vor den spanischen Wahlen zum Regionalparlament am 27. September, bei der die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien Thema ist. Anderseits machen sich viele Investoren Sorgen darum, dass nach den nationalen Parlamentswahlen im Herbst (Termin steht nicht fest) Reformen wieder zurückgedreht werden könnten. In den USA fielen die Daten gestern gemischt aus. Während der Einkaufsmanagerindex der Region New York (Empire State-Index) von 3,86 auf -14,9 Punkte einbrach, stieg der Immobilienstimmungsindex NAHB auf den höchsten Stand seit November 2005.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zu Wochenbeginn uneinheitlich. Die Leitindizes büßten um bis zu 0,4% (Deutschland) ein; der italienische Leitindex kletterte um 0,7%. Zunächst starteten die Aktienmärkte freundlich in die neue Woche (u.a. aufgrund positiver Nachrichten aus Griechenland); die Dynamik ließ jedoch rasch nach. Mit der Veröffentlichung des Empire State Index (USA), der deutlich schwächer als erwartet ausfiel, gingen die Kurse dann aber binnen Minuten auf Talfahrt. Tagesgewinner im Dax (-0,4%) war die Notierung von Infineon (+1,1%). Die Aktie von BMW (+0,6%) erhielt u.a. von einer Votenheraufstufung Rückenwind. In der zweiten Reihe profitierte die Aktie von Airbus (+1,2%) von einem Großauftrag aus Indien. Auf europäischer Sektorebene waren am gestrigen Handelstag vor allem Titel aus den Bereichen Pharma (+0,7%) und Versorger (+0,6%) gefragt. Am Ende der Performanceskala rangierten Titel aus dem Automobilsektor, die im Schnitt um 0,5% nachgaben. Die US-Börsen tendierten freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 0,4%. Die schwachen US-Makrodaten schüttelte die Börse ab. Auf Sektorebene waren v.a. Pharmaaktien gefragt, die im Schnitt um 1% zulegten. Am wenigsten begehrt waren im gestrigen Handel Energieaktien, die durchschnittlich um 0,1% fielen. Die Börsen in Asien tendierten zumeist schwächer. Der Bombenanschlag in Bangkok sorgte an der Börse für Verkaufsdruck; der SET-Index verlor gegen Mittag rd. 2%. Nach der Erholung der vergangenen Tage standen die festlandchinesischen Börsen heute wieder verstärkt unter Beschuss. Der Schanghai A-Index büßte eine Stunde vor Handelsschluss mehr als 3% ein. Alles in allem belastet die schwache konjunkturelle Entwicklung im Reich der Mitte die Börsen, die teilweise immer noch recht hoch bewertet sind.