Commerzbank: Basiseffekte bremsen den Inflationsausweis bis weit in den Sommer hinein
In Deutschland sind die Verbraucherpreise laut Statistischem Bundesamt im März im Monatsvergleich um 0,5% gestiegen, die Jahresveränderungsrate stieg auf 0,3% (nach +0,1% im Februar). Ausschlaggebend war wohl neben höheren Kleidungspreisen (Ende Winterschluss-verkauf) die jüngste Erholung des Ölpreises. Verharrt der Ölpreis in etwa auf dem aktuellen Niveau, bleibt seine Jahresveränderungsrate bis in den Sommer hinein bei rund -50%; denn er sank erst im September 2014 – dann aber recht schnell – unter die Marke von 100 USD. Dieser „Basiseffekt“ wird die Inflationsrate bis in den Sommer hinein kaum über 0,5% J/J steigen lassen; im 4. Quartal wird dann wieder eine Eins vor dem Komma stehen.
Zinsen und Anleihen
Erstklassige Staatsanleihen tendierten gestern Vormittag freundlich, gaben aber die Kursgewinne am Nachmittag wie-der ab. Die Verbraucherpreise zogen im März nach ersten Schätzungen aus sechs deutschen Bundesländern wieder etwas stärker an (+0,3% J/J nach +0,1% J/J, siehe im Blickpunkt). In Spanien hat das Tempo des Preisrückgangs im März stärker als erwartet nachgelassen (-0,7% J/J nach -1,1% J/J). Heute wird die Schnellschätzung der Inflation für den Euroraum für März gemeldet und im Fokus stehen. Die Vertrauensindikatoren der EU setzen ihre Erholung im März beschleunigt fort. Das Wirtschaftsvertrauen stieg um 1,6 auf 103,9 Punkte, den höchsten Wert seit Juli 2011. Dabei zogen alle Komponenten (Industrie-, Verbraucher- und Dienstleistungsvertrauen) stark an. Das Verbrauchervertrauen erreichte den höchsten Wert seit September 2008. Deutlich besser als erwartet fielen auch die Daten aus Italien aus. So stieg das Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima im März unerwartet kräftig. Die Indikatoren weisen zwar auf eine Erholung der Wirtschaft im Euroraum im 1. Quartal hin. Dies dürfte aber zu gering sein, um die Überkapazitäten abzubauen und die hohe Arbeitslosigkeit deutlich zu reduzieren. Weiterhin bleiben die Deflationsrisiken hoch. Die Inflationserwartungen sind zwar inzwischen leicht angestiegen, sind aber der EZB weiterhin zu niedrig. In den USA stiegen im Februar die privaten Einkommen mit +0,4% M/M zwar stärker als erwartet, die Konsumausgaben aber geringer (+0,1%). Damit hat sich die Sparneigung wieder erhöht. Der strenge Winter könnte dabei eine Rolle gespielt haben.
Aktien
Nach einer schwächeren Handelswoche ist die Kauflaune an die europäischen Aktienbörsen zurückgekehrt. Am gestrigen Börsentag konnten die wichtigen Leitindizes die Verluste der Vorwoche mehr als ausgleichen. Einerseits unterstützten wieder einmal die Notenbanken, besonders die Lockerung der Anforderungen für Immobilienkredite durch die People’s Bank of China wurde positiv aufgenommen, andererseits dürfte kurz vor Quartalsschluss auch das übliche „Window-Dressing“ eine Rolle gespielt haben. Über dies hinaus zeigten sich die europäischen Börsen von anstehenden Übernahmen beeinflusst. So hielt die Konsolidierungsphantasie vor allem im Technologiesektor Einzug. In Rahmen der Übernahme des Chipspezialisten Altera durch den Branchenführer Intel konnten im Dax 30 vor allem die Aktien von Infineon (+4,2%) zulegen. Als einziger Wert mit Verlusten präsentierte sich hingegen die E.ON Aktie (-0,3%). Auch im EUROSTOXX 50 lag mit ASML (+2,9%) ein IT-Titel an der Spitze der Kursliste. Stärkste Branche war indes noch vor der Informationstechnologie (+2%) wieder einmal der Automobilsektor (+2,4%). Lediglich Versorger konnten in dem allgemein positiven Umfeld keine Kursgewinne verbuchen. Auch an der Wall Street zeigte das Stimmungsbarometer deutlich nach oben. Hier beflügelte zusätzlich ein wahrer Übernahmereigen im Gesundheitssektor. Besonders im Fokus stand dabei United-Health (+2,5%), nachdem bekannt wurde, dass der Krankenversicherer den im Apothekenbereich tätigen Dienstleister Catamaran übernehmen will. Mit Energie (+2,1%) an der Spitze konnten alle Branchen deutlicher zulegen. Auch an den asiatischen Börsen tendieren heute Morgen bis auf den japanischen Nikkei 225 die meisten Indizes fester. Die europäischen Märkte hingegen sollten nach den starken Vortagesgewinnen erst einmal verhaltener eröffnen.