Lübke Kelber: Fünf Fragen an… Christoph Charpentier, CFO
Lübke Kelber ist über den Mantel der nicht mehr operativ tätigen DGI AG an die Börse gegangen. Das Unternehmen ist bereits seit vielen Jahren in der Immobilienbranche aktiv. Im Interview: Christoph Charpentier, CFO der Lübke Kelber AG.
Sehr geehrter Herr Charpentier, Lübke Kelber ist bereits seit vielen Jahren in der Immobilienbranche unterwegs. Warum haben Sie gerade im aktuell schwierigen Marktumfeld den Sprung an die Börse gewagt?
Charpentier: Lübke Kelber hat in den letzten zwei Jahren Personal und Strukturen antizyklisch aufgebaut und somit die Basis für weiteres Wachstum gelegt. Um das erwartete Wachstum und den Ausbau der Geschäftsfelder Asset-und Beteiligungsmanagement zu forcieren, hat sich das Unternehmen für einen Börsengang im Wege eines Cold IPO entschieden. Die Gesellschaft nutzte die sich bietende Möglichkeit, um sich über die nicht mehr operativ tätige DGI AG den Finanzierungskanal Kapitalmarkt zu erschließen. Der Schritt an den Kapitalmarkt bietet eine größere Unabhängigkeit von Bankdarlehen und die Möglichkeit, die Finanzierungsstruktur zur diversifizieren.
Ihre Aktie ist bislang im Freiverkehr notiert. Planen Sie ein Uplisting in den regulierten Markt?
Charpentier: Das ist aktuell nicht geplant. Wir sind mit dem operativen Geschäft der Dr. Lübke & Kelber GmbH neu an der Börse und konzentrieren uns zunächst darauf, unser Geschäftsmodell und unsere Gesellschaft an der Börse zu etablieren, bevor wir den nächsten Schritt machen.
Sie bezeichnen sich auf der eigenen Internetseite als „diversifizierten Immobilienspezialisten“. Welche Leistungen bieten Sie konkret an und wo liegt Ihr Schwerpunkt?
Charpentier: Unser Schwerpunkt liegt aktuell noch auf der Transaktionsberatung durch die Dr. Lübke & Kelber GmbH. Hier sind wir in den Assetklassen Residential und Commercial aktiv. In Commercial besetzen wir alle großen Bereiche mit Spezialteams: Office, Retail, Light Industrial und Logistic, Hotel, Health Care.
Mittelfristig streben wir an, die Hälfte unseres Geschäftes im Bereich Asset- und Beteiligungsmanagement zu machen. Über unsere Tochter LK Investment Partners GmbH beteiligen wir uns an Wohnportfolios in den Bereichen Value Add und Core+. Wir investieren gemeinsam mit Finanzinvestoren in deutsche Wachstumsstandorte. Das Asset Management führen wir insbesondere für eigene Bestände durch, zur Zeit für ca. 3.000 Wohneinheiten in Leipzig. Im Bereich Assetmanagement erwarten wir für 2024 weiteren Zuwachs. Ergänzt wird der Bereich Assetmanagement durch das Angebot der LK Property Management, die die ganzheitliche Wohnungsverwaltung für die eigenen Bestände übernimmt.
Schließlich haben wir im letzten Jahr die vollständige Übernahme einer Dienstleistungsgesellschaft im B to C-Bereich mit der Spezialisierung auf Wohnungsprivatisierung und den Neubauvertrieb von Eigentumswohnungen abgeschlossen, was unser Leistungsspektrum weiter vergrößert.
Im letzten Kirchhoff-Stimmungsindikator gaben Branchenvertreter an, dass ESG ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor geworden ist. Wie erleben Sie das Thema ESG in Ihrem Unternehmen?
Charpentier: Das Thema ESG hat eine zunehmende Relevanz in fast allen Assetklassen. Insbesondere im Bereich Office sind ESG-Kriterien ein sehr relevanter Prüffaktor bei Kaufentscheidungen. Auch im institutionellen Wohnsegment ist das Thema Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil in DD Prozessen. Es ist davon auszugehen, dass dieses Thema in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen wird. Allgemein kann gesagt werden, dass sich schlechte ESG-Einstufungen negativ auf die Preisbildung und somit auch auf die Vermarktbarkeit auswirken. Auf der anderen Seite erhalten zertifizierte Produkte/Projekte ein Premium auf den Kaufpreis.
Der Immobilienmarkt hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. In welchen Bereichen sehen Sie aktuell die größten Chancen und Risiken?
Charpentier: Sowohl die Corona-Krise, als auch die Zinskrise der letzten Jahre haben zu einer signifikanten Reduzierung der Kaufpreisfaktoren und Kapitalwerte geführt. Diese Preisreduzierungen sind aus unserer Sicht in den meisten Klassen weitgehend abgeschlossen (Ausnahme Developments und ETW-Verkauf). Die Bodenbildung hat dazu geführt, dass wir nunmehr wieder einen guten Kaufzeitpunkt sehen. Das Angebot ist relativ groß und die Kaufkonkurrenz noch überschaubar. Dies lässt sich gut an der großen Aktivität der Private Equity Investoren ablesen, die auch nach der letzten Immobilienkrise von 2007 bis 2009 die ersten Käufer im Markt waren, um die niedrigen Einstiegspreise zu nutzen. Im Sog dieser Käufer werden auch die institutionellen Käufer nachziehen und den aktuellen Käufermarkt wieder in ein ausgewogeneres Verhältnis bringen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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