BMW, Daimler, VW: „ESG tut weh” - Commerzbank Kolumne
ESG ist die englische Abkürzung für „Environment Social Governance“, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Die Relevanz und Wahrnehmung für diese Themen (siehe bspw. „Fridays for Future“) hat extrem zugenommen. Die deutschen Autobauer gelten in vielen Bereichen sogar als vorbildlich was Sozialstandards (u.a. gleichberechtigte Behandlung von Mitarbeitern) betrifft. Und schon um Kosten zu sparen, versuchen die Autobauer mit Ressourcen effizient umzugehen. Doch trotz zahlreicher Maßnahmen (bis hin zu Pusteblumensaft in Reifen etc.) bleibt die Grundproblematik: Die Produktion eines Autos verursacht einen hohen Energie- und Rohstoffverbrauch, der Betrieb des Produkts führt zu Emissionen, Feinstaub, Gewässerverunreinigung usw. Um ihren Beitrag zur Vermeidung eines Klima-Armageddon zu leisten, muss die Autoindustrie enorme Summen in neue Technologien investieren – mit entsprechender Margenerosion. Die EU-Kommission fordert derweil die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei Investments, schon jetzt orientieren sich viele Investoren (wie bspw. die Vermögensverwaltung der Commerzbank) an diesen Kriterien, denn Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Dies hat Rückwirkungen auf die Kursentwicklung der jeweiligen Aktien/Branche. Gleichzeitig haben diese Themen Rückkopplungseffekte auf das Image, was wiederum Einfluss auf das Kundenverhalten und den Kampf um Mitarbeiter hat. Dieser Druck führt jedoch dazu, dass manche Unternehmen sogenanntes „Greenwashing“ (das Vortäuschen einer rechtschaffenen, ökologischen und sozialen Unternehmensführung) betreiben. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den ESG-Faktoren kann bei der frühzeitigen Umsetzung dagegen sogar Wettbewerbsvorteile bieten („Go green or go home“). Innerhalb des Sektors wird Toyota bei diesem Thema als führend angesehen, einige deutsche Autobauer haben aufgrund des Dieselskandals leider deutlich an Boden verloren.
Anleihen
Deutschland: Auftragseingänge Industrie (Juli), 8 Uhr
USA: ADP Beschäftigungsumfrage (August), 14:15 Uhr
USA: Auftragseingänge Industrie (Juli), 16:00 Uhr
USA: ISM-Index Dienstleistungen (August), 16:00 Uhr
Die Stimmung drehte gestern an den Märkten wieder ins Positive, so dass Anleger das Interesse an Bundesanleihen verloren. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatstitel, die am Dienstag noch ein neues Allzeittief bei minus 0,742% verzeichnet hatte, erhöhte sich gestern zwischenzeitlich auf bis zu minus 0,64%. In der chinesischen Wirtschaft läuft es trotz Handelsstreits wieder besser: Nachdem schon am Montag der Caixim Index für das verarbeitende Gewerbe wieder über die Wachstumsschwelle gesprungen war (50,4, nach 49,9 Punkten im Juli), stieg der Caixim Index der Dienstleistungsbranche im August auf 52,1 Punkte (Juli 51,6). Die Aussicht auf eine Regierungsbildung in Italien ohne Neuwahlen ließen die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen gegenüber ihren jeweiligen Bundesanleihen weiter sinken. Bei den zehnjährigen Papieren (Rendite 0,81%) betrug der Abstand gestern nur noch 147 Basispunkte, so wenig wie zuletzt im Frühjahr 2018. Das britische Parlament stimmte für die Verschiebung des Brexits bis zum 31. Januar 2020, falls es vorher keinen Ausstiegsvertrag gibt. Premierminister Johnsons Forderungen nach vorgezogenen Neuwahlen wurden abgelehnt. Heute früh zeigten die Auftragseingänge in der deutschen Industrie im Juli einen überraschend deutlichen Rückgang von 2,7% im Vergleich zum Vormonat (erwartet -1,4%), nachdem im Juni die Aufträge noch gestiegen waren. Damit bleibt die Industrie weiterhin der Schwachpunkt der deutschen Wirtschaft. Eine Abnahme hatte sich angedeutet, denn die bereits verfügbaren Zahlen des Automobilverbandes für die Autoproduktion hatten für Juli einen Rückgang vermeldet.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Tag freundlicher. Die relevanten Leitindizes stiegen in der Spitze um bis zu 1,6 Prozent (Italien). Der italienische Leitindex profitierte dabei als Tagessieger weiterhin von der Erleichterung über das Zustandekommen einer neuen Regierung. Das spiegelte sich auch in deutlich sinkenden Renditen für italienische Staatsanleihen wider. Für Rückenwind sorgte gestern auch die Nachricht, dass die Regierungschefin in Hongkong das umstrittene Gesetz zur Auslieferung von Bürgern Hongkongs an China zurückgezogen hat. Zudem hat sich die politische Führung in China vor dem Hintergrund der schwächelnden Konjunktur für eine baldige Lockerung der Geldpolitik ausgesprochen. Denkbar wäre beispielsweise eine weitere Senkung des Mindestreservesatzes, wodurch die Kreditvergabe an chinesische Unternehmen stimuliert werden könnte. In diesem Umfeld gewann der Dax gestern fast 1%. Er löste sich allerdings deutlich vom Tageshoch (12.078 Punkte), konnte aber die Marke von 12.000 Punkten verteidigen. Tagessieger im deutschen Leitindex war die Aktie von Wirecard (+4,5%). Die Notierung von ThyssenKrupp kletterte um 3,5%. Auch Continental (+3,3%) war gesucht. Auf europäischer Sektorenebene waren v.a. Rohstoffaktien gefragt, die im Schnitt um 2,7% zulegten. Am Ende der Performancerangliste notierten Pharmatitel, die aber immerhin noch Kursgewinne von durchschnittlich 0,1% aufwiesen. Die US-Börsen tendierten in Anbetracht nachlassender politischer Spannungen in Italien und Hongkong ebenfalls freundlich. Der Dow Jones-Index gewann 0,9%. Auf Sektorenebene waren vor allem Technologiewerte gesucht, die im Schnitt um 1,7% kletterten. Pharmawerte notierten als Tagesverlierer im Schnitt unverändert. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlich. In Hongkong gaben die Kurse aber nach den gestrigen deutlichen Gewinnen wieder etwas nach.