Commerzbank: US-Einzelhandelsumsätze wohl nur vorübergehend schwach
In den USA sind die Einzelhandelsumsätze im September nominal nur leicht um 0,1% gestiegen. Die Vormonate wurden nach unten revidiert. Die Autoverkäufe legten recht deutlich zu, während der Benzinabsatz dank eines überraschend kräftigen Preiseffekts zurückging. Ohne Autohändler, Tankstellen und Baumärkte waren die Umsätze sogar leicht rückläufig. Entscheidend für den Blick nach vorn ist jedoch die Entwicklung der Einkommen. Wie das Schaubild zeigt, ist hier der Aufwärtstrend intakt, sodass die Schwäche beim Verbrauch nur vorübergehend sein dürfte. Auf längere Sicht dürften allerdings geringere Beschäftigungszuwächse auch zu einer geringeren Dynamik bei den Einkommen führen.
Zinsen und Anleihen
Sorgen um die Konjunktur Chinas prägten gestern die Stimmung an den Märkten. Auslöser waren weiter rückläufige Produzentenpreise sowie ein Rückgang des Verbraucherpreisanstiegs von 2,0 auf 1,6% J/J im September. Von der Atmosphäre neu aufkeimender Risikoaversion profitierten erstklassige Staatsanleihen, die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ging auf 0,54% zurück. Die Risikoaufschläge spanischer und italienischer Staatstitel blieben weitgehend unverändert. Auch die Daten zur Industrieproduktion im Euroraum boten mit einem Rückgang um 0,5% M/M (+1,9% J/J) keinen Anlass für gesteigerten Optimismus; sie zeigen eher, dass die Schwäche der Emerging Markets auch auf den Euroraum abzustrahlen beginnt. Und auch aus den USA waren die Konjunkturnachrichten enttäuschend. So stiegen die Einzelhandelsumsätze im September lediglich um 0,1%, die Vormonatszahl wurde auf +0,0% abwärts korrigiert. Dass im Quartalsvergleich dennoch ein Anstieg um +1,2% (2. Q. +1,7%) zu Buche stand, lag somit vor allem am starken Quartalsauftakt. Im 3. Quartal dürfte sich also das reale BIP-Wachstum deutlich verlangsamt haben, nicht zuletzt, weil die bislang vorliegenden Daten zum Außenhandel auf einen deutlich negativen Wachstumsbeitrag hindeuten. Dazu passte das Beige Book der Fed: Sie sprach nur noch von einer fortgesetzten, „moderaten“ Expansion; der starke USD belaste das verarbeitende Gewerbe. Stärker als erwartet sind die US-Produzentenpreise gesunken (0,5% M/M und 1,1% J/J). Man darf gespannt sein, ob die heutigen US-Daten den schwindenden Erwartungen einer diesjährigen Leitzinswende der Fed entgegenwirken.
Aktien
Nachdem sich bereits an den asiatischen Börsen die Gewinnmitnahmen weiter fortgesetzt hatten, gerieten auch die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Handelstag unter verstärkten Druck. Sorgen um das globale Wirtschaftswachstum und die Geschäftsentwicklung deutscher Konzerne führten den deutschen Leitindex Dax 30 wieder unter die Marke von 10.000 Punkten. Im Fokus standen die Aktien des Indexneulings Vonovia (-5,2%), nachdem der Wohnimmobilienverwalter ein Angebot für die Übernahme der Nummer 2 im Markt, Deutsche Wohnen, vorgelegt hatte. Dagegen setzten die Aktien von E.ON (+3,3%) ihre volatile Entwicklung fort und standen nach den starken Abschlägen des Vortags wie-der an der Spitze der Kursliste. Im EUROSTOXX 50 waren so Versorger (+0,6%) neben Grundstoffen (+0,4%) die einzigen Branchen, die leicht zulegen konnten. Besonders stark unter Druck geriet dagegen der Telekommunikationssektor (-2,1%). Sehr schwach entwickelten sich die Aktien des Chipzulieferers ASML (-4,4%). Vor allem der Ausblick für das vierte Quartal wurde hier enttäuscht aufgenommen. Auch an der Wall Street standen Konjunktursorgen im Vordergrund. Im Beige Book hatte die Fed auf die Belastungen durch den starken US-Dollar für Industrie und Tourismus hingewiesen. Stärkste Branchen waren hier Energie (+1,1%) und Grundstoffe (+0,9%), während vor allem Gebrauchsgüter (-1,1%) schwächer tendierten. An den asiatischen Börsen steht heute Morgen die Börsenampel wieder auf Grün. Mit dieser Vorgabe dürften auch die europäischen Märkte fester eröffnen.