Raiffeisen: Griechenland, Russland, US-Konjunktur und Anleihen im Blickpunkt
Griechenland bleibt auch heute das bestimmende Thema an den Märkten. Wie mit den internationalen Geldgebern vereinbart, müssen die Hellenen heute eine Liste mit Reformvorschlägen zur Erreichung der im Hilfsprogramm vereinbarten Ziele vorlegen. Eine Vorabversion der Liste wurde den Finanzministern der Eurogruppe bereits am Wochenende zugestellt. Offenbar umfasst das Papier nicht mehr als drei Seiten und enthält vor allem Vorschläge zur Bekämpfung von Korruption, Steuerhinterziehung sowie Öl- und Zigarettenschmuggel. Weitere Vorschläge zu Strukturreformen umfassen unter anderem die – bisher abgelehnte – Privatisierung von Staatsunternehmen. Ob diese Liste der Eurogruppe ausreicht darf bezweifelt werden. So enthält sie angeblich keinerlei Berechnungen, wie viele Mehreinnahmen die vorgeschlagenen Maßnahmen bringen sollen und auch nicht bis wann die Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Geschweige denn, ob die erwarteten Mehreinnahmen ausreichen werden, um die teuren Wahlgeschenke der Regierung (Erhöhung Renten und Mindestlohn, Wiedereinstellung von 10.000 ehemaligen Staatsbediensteten) zu finanzieren. Die Finanzminister der übrigen Euroländer dürften die Vorschläge nur akzeptieren, wenn sie keinen spürbaren Anstieg der in den nächsten Monaten ohnehin benötigten weiteren Hilfsgelder bedeuten. Der am Vormittag anstehende ifo Geschäftsklimaindex dürfte nur zeitweise die Griechenlandthematik überlagern. Nach den in Summe guten Vorgaben der ZEW Konjunkturerwartungen sowie der Einkaufsmanagerindices rechnen wir mit einem erneuten Anstieg.
Aktienmärkte
Die Einigung im Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen europäischen Geldgebern hat den US-Märkten am Freitag Flügel verliehen. Die drei wichtigsten Indizes verbuchten ein Rekordhoch. Von der guten Stimmung profitierten bis auf den Energiesektor auch die im S&P 500 enthaltenen Sektoren, allen voran der Gesundheitssektor mit einem Plus von 1,3 %. Da die US-Berichtssaison bereits im Auslaufen ist, gab es diesbezüglich kaum nennenswerte Meldungen. Lediglich der Softwareanbieter Intuit (+6 %) stand mit einem geringeren Quartalsverlust als erwartet im Fokus der Anleger. Auch der japanische Aktienmarkt reagierte positiv auf die Meldungen zu Griechenland. Der Nikkei 225 erreichte zu Wochenbeginn den höchsten Stand seit 15 Jahren. Diese Woche werden neben einigen Konjunkturdaten dies- und jenseits des Atlantiks noch wichtige europäische Unternehmensberichte (vor allem DAX-Werte) im Mittelpunkt stehen, wobei die Palette bunt gemischt ist. Das Thema Griechenland wird aber weiterhin die Aktienmärkte beschäftigen. An den europäischen Börsenplätzen zeichnet sich nach aktuellen Futures-Indikationen ein positiver Start in die neue Handelswoche ab.
Credit-Märkte
In der vergangenen Woche wurden an den Kassa-Märkten moderate Spreadeinengungen von 3 BP (Investmentgrade) bzw. 15 BP (High-Yield) verzeichnet. Aufgrund der angekündigten Übernahme der Banco BPI durch die CaixaBank haben sowohl S&P als auch Moody’s Überprüfungen der Ratings angekündigt. Das Rating der Caixa Bank wird dabei auf eine mögliche Hinabstufung überprüft, wohingegen die Banco BPI nach erfolgter Übernahme eine Heraufstufung erfahren sollte. Der Kabelnetzbetreiber Numericable hat angekündigt, die Anteile, die Vivendi am Unternehmen hält, durch einen Aktienrückkauf zu erwerben. Der Anteil beläuft sich auf 20 % und würde zu 40 EUR pro Aktie (EUR 3,9 Mrd.) erworben werden. Als Reaktion darauf könnte Moody’s das Ba3 Rating hinabstufen.
Zentral- und Osteuropa
- Die Zinssitzungen in Ungarn und in der Türkei (beide am Dienstag) sind die Marktereignisse der Woche.
- Entgegen dem Marktkonsensus von 50 BP rechnen wir bei der Zinssitzung in der Türkei am Dienstag mit einer kräftigeren Senkung (75 BP).
- Moody’s stuft Russland-Rating herab, ansonsten eher mit Entspannung auf CEE-Eurobondmarkt zu rechnen.