Compleo muss kämpfen: Schwierige Monate stehen an
Mitte November hat Compleo Charging Solutions Zahlen zu den ersten drei Quartalen vorgelegt und eine neue Strategie publiziert. Zwar konnte der Umsatz von 37,6 Millionen Euro auf 80,3 Millionen Euro gesteigert werden, gleichzeitig hat man aber auch den Verlust vergrößert. Dieser liegt inzwischen bei 33,7 Millionen Euro (Vorjahr: -17,4 Millionen Euro). Für das Gesamtjahr erwartet Compleo einen Umsatz von 105 Millionen Euro bis 110 Millionen Euro. Das bereinigte operative EBITDA wird bei 25 Millionen Euro bis 30 Millionen Euro gesehen. Nach drei Quartalen meldet Compleo -18,5 Millionen Euro.
In einer Präsentation auf dem Eigenkapitalforum (EKF) der Deutschen Börse haben die Compleo-Vorstände die vor wenigen Wochen vorgestellte neue Strategie der Gesellschaft erneut erläutert. Man will das Produktportfolio verkleinern, der Kunde soll stärker in den Fokus rücken, es soll eine Besinnung auf die Kernkompetenzen geben. Bis 2025 soll der Umsatz auf 560 Millionen Euro ansteigen, dabei sollen die Ladestationen allein rund 400 Millionen Euro erbringen, die Software steht für weitere 140 Millionen Euro Umsatz.
Compleo braucht dringend neue Gelder
Die finanziellen Probleme werden in der Präsentation kaum angesprochen. Erst auf Nachfrage aus dem Publikum geht der seit Anfang November amtierende neue CFO Peter Hamela in einem langen und erhellenden Monolog darauf ein. Ende September verfügte Compleo über liquide Mittel von knapp 18 Millionen Euro. Die monatliche burn rate sieht der CFO bei rund 3 Millionen Euro. Man hat demnach etwa sechs Monate Zeit, um das Ganze zu drehen. Laut Hamela gibt es eine realistische Chance, dass dies gelingt. So könnte Compleo zum Tenbagger werden. Es ist laut seiner Aussage möglich, dass er zum Helden wird oder letztlich auch als Depp dasteht.
Klar ist, dass man eine Restrukturierung angehen muss. Die Kosten müssen reduziert werden, man muss sich verkleinern. Personalkosten sollen eingespart werden, dabei will man aber keine Entwickler entlassen.
Kurzfristig muss Compleo laut dem CFO eine Finanzierung hinbekommen. Man muss sich frisches Geld besorgen, dabei will Hamela jedoch keine Kapitalerhöhung durchführen. Er will eine Verwässerung vermeiden. Vielmehr richtet sich sein Blick auf die Software von Compleo. Diese ist laut seinen Angaben mehr als 100 Millionen Euro wert. Eine Option ist es, die Software zunächst zu beleihen, um rasch Geld zu bekommen. Später könnte sie in einem zweiten Schritt zumindest teils veräußert werden. Dabei kann auch ein Börsengang ein denkbares Gedankenspiel sein.
Aktienkurs von Compleo deutlich unter Druck
Hamela beendet seine Äußerungen mit der Bemerkung, dass man einen Weg sucht, all dies zu schaffen. Ein starker Partner wäre dabei hilfreich. Dass die nächsten Monate bei Compleo Charging Solutions (WKN: A2QDNX, ISIN: DE000A2QDNX9, Chart, News) schwierig werden, ist nicht nur ihm klar. Kurz nach dem Vortrag auf dem EKF sackte die Aktie deutlich ab. Von 8,53 Euro am Handelstag vor der Präsentation ging es bis auf 7,45 Euro nach unten. Am Dienstag wurde auch die Marke von 7 Euro zeitweise unterschritten, das Tief liegt bei 6,89 Euro. Im weiteren Wochenverlauf zeigen sich aber wieder Erholungstendenzen. Die Aktie von Compleo beendet die Woche im XETRA-Handel bei 7,70 Euro.