Adler Group in der Krise: Eine tiefrote Bilanz ohne Vertrauen der Börse
Die Adler Group hat am Samstagabend und damit kurz vor dem Ablauf der vorgeschriebenen Veröffentlichungsfrist Ende April ihre Bilanz für das Jahr 2021 vorgelegt. Den Zahlen und dem Ausblick der Gesellschaft auf 2022 dürfte aber das Vertrauen der Börse fehlen, nachdem das Immobilien-Unternehmen seit Monaten für seine Bilanzierungs- und Geschäftspraktiken sowie Geschäfte mit verbundenen Personen massiv in der Kritik steht und eine „red flag“ nach der anderen aufgetaucht war.
Die Gefahren für einen „GAU“ bei der Aktie der Adler Group wachsen damit weiter. Für den Anteilschein bestehen auch auf dem stark gefallenen Kursniveau unübersehbare Risiken bis hin zum Totalverlust. Anleger halten die Finger weg!
Zu den Geschehnissen: Am Freitag erreichte der „Fall Adler Group“ seinen neuen Tiefpunkt. Da hatten dann die Wirtschaftsprüfer von KPMG, die die Bilanz prüfen sollten, einen Versagungsvermerk für die Bilanz angekündigt. Der Grund: Adler hatte den Prüfern Zugang zu wichtigen Informationen über verbundene Unternehmen und Personen verweigert. KPMG sah sich daraufhin nicht in der Lage, ein Prüfungsurteil abzugeben. Die Adler-Group Aktie rauschte daraufhin noch am Freitagabend weiter in die Tiefe: Beendete der Aktienkurs den XETRA-Handel noch bei 7,235 Euro, so wurden auf Tradegate zuletzt nur noch 5,00 Euro bezahlt.
Gestern Abend legte die Adler Group dann die Bilanz vor - vor allem auch mit Blick auf die Anleihen der Gesellschaft. „Dies bedeutet auch, dass die Anleihe-Covenants des bestehenden Anleiheportfolios intakt bleiben“ - behauptet zumindest das Luxemburger Unternehmen.
Die wichtigsten Zahlen aus der Bilanz, denen man angesichts es Versagungsvermerks allerdings mit gebotener Skepsis begegnen sollte. Die Adler Group meldet einen Anstieg der Mieterträge um 18 Prozent auf 346 Millionen Euro. Die Funds from Operations sollen um 28 Prozent auf 137 Millionen Euro gestiegen sein. Das EBITDA aus den Vermietungsaktivtäten soll um 22 Prozent auf knapp 228 Millionen Euro gestiegen sein. Hohe Abschreibungen auf Immobilienwerte lassen das Ergebnis der Luxemburger aber tief in die roten Zahlen stürzen. Vor Steuern werden mehr als eine Milliarde Euro (!) Verlust ausgewiesen. Hintergrund ist vor allem eine Wertminderung von Geschäfts- oder Firmenwerten im Zusammenhang mit dem Erwerb der Consus Real Estate AG in Höhe von 1,083 Milliarden Euro, so die Adler Group.
„Die Wertminderung hat Einfluss auf die Quote der unbelasteten Vermögenswerte der Adler Group, die zum 31. Dezember 2021 unter 125% lag. In den Covenants einer von der Vorgängergesellschaft der Adler Group, der ADO Properties S.A., begebenen Anleihe ist festgelegt, dass in einem solchen Fall keine weiteren Mittel von der Adler Group aufgenommen werden können, eine Refinanzierung aber weiterhin möglich ist. Insbesondere stellt die Unterschreitung des Schwellenwerts ausdrücklich kein Ausfallereignis dar“, so das Unternehmen weiter zu den Anleihen.
Rücktritte im Verwaltungsrat der Adler Group
Für 2022 stellt die Gesellschaft - und auch dies ist vor dem Hintergrund der Geschehnisse in den letzten Monaten mit Vorsicht zu genießen - Nettomieteinnahmen in der Größenordnung zwischen 203 Millionen Euro und 212 Millionen Euro in Aussicht. Die Funds from Operations sollen zwischen 73 Millionen Euro und 76 Millionen Euro liegen.
Im Zuge des Versagungsvermerks gibt es zudem Rücktritte im Verwaltungsrat der Luxemburger Gesellschaft. Alle Mitglieder hätten ihren Rücktritt mit sofortiger Wirkung angeboten, heißt es. Allerdings wurden die Rücktritte des Verwaltungsratsvorsitzenden Stefan Kirsten, des CEO und Daily Managers Thierry Beaudemoulin sowie von Thilo Schmid und Thomas Zinnöcker nur mit Wirkung zur Hauptversammlung der Gesellschaft am 29. Juni 2022 angenommen. So solle die Weiterführung der Geschäftstätigkeit des Unternehmens sichergestellt werden.