Zäsur beim DAX - Unsicherheiten halten an - Börse München
Unsicherheit hält an: Die deutschen Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche Verluste verzeichnet. Wie bereits in der Vorwoche belasteten Sorgen um die Konjunkturerholung sowie um die Inflation. Zwar hatte sich der Anstieg der US-amerikanischen Verbraucherpreise etwas abgeschwächt, die Inflationsrate liegt aber weiterhin über der Zielmarke der US-Notenbank Fed. Und auch wenn letztere die höhere Teuerung unverändert als vorübergehendes Phänomen bezeichnet, wachsen unter den Anlegern die Befürchtungen, die Fed könne ihre Geldpolitik rascher als erwartet straffen. Dabei herrscht generell Unsicherheit über die weiteren geldpolitischen Schritte in den USA. Zu Ende der Handelswoche brachte der große Verfallstermin zusätzliche Unruhe in die Märkte, spürbare Tagesverluste waren die Folge.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) beendete seine letzte Woche mit 30 Werten im Wochenvergleich um 0,8 Prozent leichter bei 15.490,17 Punkten. Der MDax büßte sogar 2,2 Prozent auf 35.292,99 Zähler ein. Der TecDax rutschte um 1,5 Prozent auf 3.882,56 Punkte ab. Der m:access All-Share fiel um 2,5 Prozent auf 2.901,06 Zähler.
Zu den großen Verlierern im Dax zählten die Titel von Adidas mit einem Wochenminus von über 5 Prozent. Der Sportartikelhersteller litt vor allem unter den Sorgen vor den Auswirkungen der Lieferkettenprobleme, negative Analystenstimmen zum Konkurrenten Nike, die ebenfalls mit den Lieferketten zusammenhingen, belasteten zusätzlich. Dagegen legte der Kurs von BMW auf Wochensicht um rund 2,5 Prozent zu. Der Autobauer profitierte von einer Kaufempfehlung sowie einer generellen Beliebtheit von Automobiltiteln in der vergangenen Woche.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche erneut gefallen. Steigende Inflationserwartungen und robuste Konjunkturdaten vor allem aus den USA ließen das Interesse an den Bundestitel sinken. Die etwas gesunkene Inflationsrate in den USA sorgte nur kurzzeitig für Unterstützung. Im Wochenvergleich zog die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,33 auf -0,27 Prozent an. Die Umlaufrendite legte von -0,40 auf -0,35 Prozent zu.
Die US-Börsen haben in der vergangenen Handelswoche weiter nachgegeben, wenn auch deutlich weniger als in der Vorwoche. Auch hier drückten Inflationsängste sowie die Nervosität in Bezug auf die weitere Geldpolitik auf die Stimmung der Anleger. Der Dow-Jones-Index beendete die Handelswoche mit einem minimalen Abschlag bei 34.584,88 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab im Wochenvergleich 0,6 Prozent ab auf 4.432,99 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index ging um 0,7 Prozent auf 15.333,47 Punkte zurück.
Ausblick
Unsicherheit dürfte die Anleger an den deutschen Aktienbörsen auch in der aktuellen Woche begleiten. Zwar könnte Corona aufgrund sinkender Infektionszahlen hierzulande weiter in den Hintergrund treten, ein Blick auf die Situation in China zeigt aber, dass die Pandemie vor allem wegen der Delta-Variante noch lange nicht beendet ist. Das beherrschende Thema dürfte in den kommenden Tagen die Geldpolitik sein, wobei die Marktteilnehmer hier auf die Entscheidung der Fed blicken werden – geldpolitische Entscheidungen in China, Großbritannien, Japan und anderen Ländern spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Auch die am Sonntag anstehende Bundestageswahl könnte die Anleger beschäftigen.
Wichtigster Termin der Woche dürfte die Ratssitzung der Fed sein, deren Ergebnis am Mittwoch verkündet wird. Dabei rechnet das Gros der Beobachter aber mit keiner geldpolitischen Maßnahme, auch eine konkrete Ankündigung eines Schrittes gilt als unwahrscheinlich. Allerdings könnte die Fed die Märkte auf geldpolitische Straffungen vorbereiten.
Neben der Fed-Sitzung dürften die Marktteilnehmer hierzulande vor allem auf Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der Eurozone sowie das Ifo-Geschäftsklima blicken. Abzuwarten bleibt, ob die Zahlen eher die sich zuletzt ausbreitenden Sorgen in Bezug auf die Konjunkturerholung nähren oder aber den Optimisten neue Argumente liefern werden. Aus den USA kommen vor allem Daten zum Immobilienmarkt.
Ab diesem Montag umfasst der Dax 40 statt bisher 30 Werte. Neu dabei sind Airbus, Brenntag, HelloFresh, Porsche SE, Puma, Qiagen, Sartorius, Siemens Healthineers, Symrise und Zalando. Der MDax enthält dagegen nur noch 50 statt bislang 60 Titel.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 20.09.: Erzeugerpreise in Deutschland
Dienstag, 21.09.: Baubeginne und -genehmigungen in den USA; Leistungsbilanz der USA
Mittwoch, 22.09.: Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank; Verkäufe bestehender Häuser in den USA; Zinssatzentscheid der chinesischen Notenbank; Zinssatzentscheid der japanischen Notenbank
Donnerstag, 23.09.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Nationaler Aktivitätsindex der Chicago Fed (USA); Markit PMI Gesamtindex (USA)
Freitag, 24.09.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Verkäufe neuer Häuser in den USA
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG