Bank of England: Die Notenbank stemmt sich mit QE gegen die Krise - Nord LB Kolumne
Das Monetary Policy Committee der Bank of England hat heute erwartungsgemäß beschlossen, die Bank Rate auf dem bisherigen Niveau von 0,10% zu belassen und mit mehr Quantitative Easing gegen die negativen ökonomischen Auswirkungen der Coronavirus-Krise sowie des Brexit zu kämpfen. Die Zielgröße für die Wertpapierankäufe der Notenbank wurde anlässlich der heutigen Sitzung sogar stärker nach oben angepasst, als die Mehrheit der Beobachter erwartet hat. Man stemmt sich in London also schon mit der Geldpolitik gegen die Belastungen der ökonomischen Aktivität im Vereinigten Königreich. Dabei liegt der ausschließliche Fokus auf dem Markt für Staatsanleihen.
Die Verantwortlichen in der Notenbank geben aktuell zu Protokoll, dass die Inflationsrate unterhalb der Zielgröße der Bank of England notiert. Die Zentralbank betont in diesem Zusammenhang, dass die Coronavirus-Krise hier bisher schon einen dämpfenden Effekt hatte. Neben den Entwicklungen bei den Energiepreisen spielt die momentane ökonomische Schwäche in diesem Kontext ohne jeden Zweifel auch eine große Rolle, weil sich Preisüberwälzungsspielräume der Unternehmen durch einen Mangel an Nachfrage natürlich verringern.
Am aktuellen Rand hat man sich dennoch gegen eine Zinssenkung entschieden. Die Bank of England betont in diesem Zusammenhang, dass man in der Vergangenheit bereits kräftig an der Zinsschraube gedreht habe.
Zudem rückt die Notenbank klar in den Fokus, dass die Coronavirus-Krise weiterhin zu Belastungen für die britische Wirtschaft führen wird. Gegen diese dämpfenden Effekte auf die Konjunktur im Vereinigten Königreich dürfte man in London auch zukünftig kämpfen wollen. Zinssenkungen sind perspektivisch also nicht vom Tisch! Allerdings gibt es in der Notenbank wohl noch immer größere Bedenken gegen die Umsetzung von Negativzinsen. Man will dieses Thema zunächst weiter sorgfältig analysieren. Sollten sich signifikante Verwerfungen im Rahmen des Brexit einstellen, ist unserer Auffassung nach schon mit erneuten Anpassungen des Leitzinsniveaus durch die Bank of England zu rechnen. Die Finanzmärkte müssen somit auch weiterhin besonders genau auf Wirtschaftsdaten aus dem Vereinigten Königreich blicken, um sich eine fundierte Einschätzung bezüglich der zukünftigen zinspolitischen Pläne in London zu bilden.
Fazit: Die Bank of England hat heute erwartungsgemäß keine Anpassungen an der Bank Rate vorgenommen. Die beschlossene Erhöhung des Volumens der Wertpapierkäufe hat uns (und die meisten Marktteilnehmer) nur vom Umfang her überrascht. Noch schreckt man in London davor zurück, die Bank Rate zu senken und damit in negatives Terrain zu führen. Das generell problematische Umfeld (Coronavirus-Krise und Brexit) könnte ein entsprechendes Handeln der Bank of England jedoch noch erforderlich machen. Einige hochrangige Notenbanker in London scheinen aber keine großen “Fans“ von Negativzinsen zu sein. Insofern dürfte man wohl zumindest versuchen wollen, an dieser Stelle noch so lange wie möglich zu zögern.