Grenke vs. Viceroy: Jetzt spricht der Konzerngründer - Aktie hat sich erholt
Für 16 Uhr war das Statement von Grenke-Gründer Wolfgang Grenke angekündigt - mit mehr als einer Stunde Verspätung kam es dann auch. Der frühere Konzernchef und jetzige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, zugleich ist die Grenke-Familie über die Grenke Beteiligung GmbH & Co. KG der wichtigste Aktionär von Grenke, stand persönlich vor allem wegen Interessenskonflikten bei Grenkes Franchise-System im Fokus der Vorwürfe von Viceroy Research.
In der heute auf der Grenke-Seite veröffentlichten Stellungnahme verteidigt der frühere Grenke-Chef das verwendete System, das „einer der wesentlichen Treiber für die Expansion der letzten 10 Jahre wie auch für unser künftiges Wachstum” sei, zugleich aber auch für herbe Kritik vor allem aus Compliance-Gründen und den Vorwürfen der Vetternwirtschaft und Interessenskonflikten gesorgt hatte.
„Kern des Franchisesystems ist weniger die Vereinnahmung von laufenden Franchisegebühren als vielmehr das Recht (nicht die Pflicht) der Grenke AG, die Franchisegesellschaften nach Ablauf von 4, 5 oder 6 Jahren zu übernehmen. Das Übernahmerecht ist dabei geknüpft an ein von Anfang an festgelegtes Bewertungsmodell zur Kaufpreisfindung”, heißt es in der Stellungnahme. Dieses habe sich im Vergleich zum Weg des Aufbaus eigener Landesgesellschaften bewährt, so Grenke.
Ein kritischer Punkt: Geschäftsführer der Franchiseunternehmen sind meist ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens. Diese hätten allerdings spätestens seit der Gründung der Franchisegesellschaft keine Rolle mehr bei Grenke gespielt, versucht man zu relativieren.
Ein zweiter kritischer Punkt, der massiv von Viceroy kritisiert wurde, ist die Struktur bei der Finanzierung der Franchisegesellschaften. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Wiener CTP Handels- und Beteiligungs GmbH ein, diese habe die Rolle eines Private Equity Investors eingenommen, über die Anlaufkosten und der Aufbau des jeweiligen Franchiseunternehmens selbst finanziert wurden, so Grenke. Diese habe „Chancen und Risiken aus dem Aufbau der Franchisegesellschaft, die die Grenke AG erklärtermaßen nicht tragen wollte”, heißt es in der Stellungnahme. Nun ist Wolfgang Grenke diesen Angaben zufolge seit Januar 2020 auch alleiniger Gesellschafter der SACOMA AG und damit mittelbarer Gesellschafter der CTP-Handels- und Beteiligungs GmbH. Bis zu diesem Zeitpunkt sei der Konzerngründer weder an der CTP GmbH oder mit dieser verbundenen Strukturen beteiligt gewesen, heißt es. Er habe diese auch nicht kontrolliert oder vertreten oder Zahlungen erhalten.
Viceroy hat auf Grenkes Stellungnahme bereits reagiert: Man habe die Stellungnahme gelesen und werde angesichts der Bedeutung ein Update bringen, kündigt der Dienst an, hinter dem der von den Steinhoff- und Wirecard-Skandalen bekannte Shortseller Fraser Perring steht. Und man werde Wirtschaftsprüfer, Aufsichtsbehörden und Staatsanwälte über Fehler in der Corporate Governance bei Grenke informieren.
An der Börse hat Grenkes Aktienkurs nach der deutlichen Kurserholung im heutigen Handel nach der Stellungnahme wieder nachgegeben: Das Tageshoch wurde bei 39,20 Euro und damit in der Nähe des Corona-Crashtiefs von 40,50 Euro notiert, nachdem Grenkes Aktienkurs von 54,96 Euro am Dienstag auf heute erreichte 23,92 Euro abgestürzt war. Der XETRA-Schlusskurs ist bei 35,66 Euro notiert. Am morgigen Freitag will das Unternehmen eine Presse- und Investorenkonferenz veranstalten, auf der man die Vorwürfe von Viceroy widerlegen will - ob das gelingt, bleibt abzuwarten.