Daimler, Conti & Co: Konsequenzen der Corona-Pandemie für die Autobauer noch nicht greifbar - Commerzbank Kolumne
Nach den deutlichen Abverkäufen sehen die Kurse der Autobauer auf den ersten Blick verlockend aus. Wir haben keine Zweifel, dass die negativen Effekte des Coronavirus eine spürbare Belastung für die globale Automobilbranche darstellen. Die seit 2018 anhaltend negativen Gewinnrevisionen aufgrund zahlreicher und bereits seit längerer Zeit bekannter Belastungsfaktoren halten weiter an. Relativ hat der Sektor auf fünf Jahre ca. 31% schwächer als der breite Stoxx Europa 600 abgeschnitten (Stand 11.03.). Was also tun? Sind das Kaufkurse? In der Analyse der Ergebnisse von Continental kommt man zum Schluss, dass 2019 zwar noch halbwegs rund lief, das Jahr 2020 vermutlich jedoch noch schwächer ausfallen dürfte als vom Konsens bisher angenommen wird. Die aktuellen Umsatzzahlen in Europa fallen auch sehr schwach aus. Während im Januar noch der Verweis auf Vorzieheffekte der Autoindustrie hinsichtlich CO2-Portfolio-Management von Marktteilnehmern akzeptiert wurde (Fahrzeuge mit hohen Emissionswerten wurden im Dezember zugelassen/verkauft), so sehen die Autobestellungen im Februar sowohl in den USA als auch in Europa für die Branche verheerend aus. Viele potenzielle Käufer bleiben verunsichert bei der Frage, welcher Antriebsstrang denn nun langfristig der bessere ist. Für viele Kunden kommt ein Elektrofahrzeug grundsätzlich nicht in Frage (globale Nachfrage relativ gering trotz teils umfangreicher staatlicher Subventionen). Somit muss die Autoindustrie die bereits eingeleiteten Kostensparmaßnahmen weiter verschärfen. Dies allein ist jedoch u. E. im aktuellen Umfeld zu wenig für eine nachhaltige Trendwende. Zumal aufgrund der negativen Gewinnrevisionen die Bewertungsniveaus im historischen Kontext noch zu hoch sind.
Anleihen
Euroraum: Industrieproduktion (Januar), 11:00 Uhr
USA: Erzeugerpreise (Februar), 13:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 13:30 Uhr
Euroraum: EZB-Zinsankündigung, 13:45 Uhr
Die implizite Volatilität – welche die Risikostimmung an den Märkten beschreibt – pendelt sich auf hohem Niveau ein. Auch am Rentenmarkt bleiben die Schwankungen intensiv, wenngleich sich bei den Bundesanleihen gestern die Veränderungen gegenüber dem Vortag in Grenzen hielten. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatstitel handelte um minus 0,75%. Inzwischen handelt auch die gesamte Swapkurve im Minus – selbst die fünfzigjährigen Sätze wurden gestern bei bis zu minus 0,45% gepreist. Die Bank von England sorgte gestern für einen Paukenschlag indem sie den Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,25% senkte. Der Zeitpunkt war eine Überraschung, denn die nächste reguläre Sitzung ist erst am 26. März. Zudem kündigte sie ein Finanzierungsprogramm für mittelständische Unternehmen an. Außerdem beschloss die Regierung ein Maßnahmenpaket von 30 Mrd. Pfund. Geldpolitische Maßnahmen werden jedoch kaum dazu beitragen, einen Angebotsschock durch das Coronavirus zu verhindern, wenn Menschen krank wer-den und nicht arbeiten können. Die Maßnahmen sollten jedoch den Druck auf die Unternehmen verringern, indem sie kontinuierlich kostengünstige Liquidität erhalten und sicherstellen, dass die Banken ihre Kreditvergabe so weit wie möglich erhöhen können. Damit steigt der Druck auf die Europäische Zentralbank, eine Antwort auf die Krise zu geben. Sie tagt heute Nachmittag. Der Markt geht davon aus, dass die EZB neue günstige Geldspritzen für Banken beschließt. Eine Zinssenkung um 10 Basispunkte auf minus 0,60% ist ebenfalls eingepreist. Zudem drängen europäische Banken auf regulatorische Lockerungen, insbesondere bei notleidenden Krediten.
Aktien
Adobe, Ergebnis Q1
K+S, SGL Group, Jahresergebnis
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern in einem unverändert nervösen Handel zumeist schwächer. Die relevanten europäischen Leitindizes fielen in der Spitze um bis zu 2,4% (Österreich). Tagesgewinner war der Leitindex in Italien (+0,3%). Damit konnten die Aktienmärkte in Europa nicht von dem satten Kursaufschwung an der Wallstreet vom Dienstag profitieren, da die Futures auf den Standard & Poor´s-Index bereits am Morgen schon wieder deutliche Kursverluste signalisierten. Im Vorfeld der Entscheidung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag sitzt die Angst der Anleger vor den nach wie vor recht schwer zu quantifizierenden konjunkturellen Schäden durch das Coronavirus sehr tief, zumal die Zahl der Neuinfektionen in vielen Ländern weiter steigt und die WHO jetzt offiziell von einer Pandemie spricht. Die Märkte warten noch auf eine substantiellere Reaktion der Notenbanken (Geldpolitik) und der Politik (mögliche Fiskalimpulse, Hilfen für geschädigte Firmen, Steuersenkungen etc.). Doch jeder weiß, dass der Instrumentenkasten infolge der Ultraniedrigzinsen schon recht leer ist und die Verantwortlichen nicht mehr allzu viele Möglichkeiten haben, um den Kapitalmärkten und der Konjunktur (rasch) zu helfen. Der Dax verlor in diesem Umfeld 0,4%. Auf europäischer Sektorenebene waren gestern vor allem Bankwerte gefragt, die im Schnitt um 1,3% stiegen. Reise- & Freizeitwerte fielen im Schnitt um 3,9%. Die Börsen in den USA brachen erneut ein, nachdem die US-Regierung drastische Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus-Ausbruchs beschlossen hat (u.a. Einreisestopp für Europäer). Der Dow Jones-Index sank um 5,9% und ist jetzt in einem Bärenmarkt angekommen. Die Aktie von Boeing verlor 18%. Industrieaktien (-6%) waren die Tagesverlierer. Die Börsen in Asien brachen aufgrund der Coronaviruspanik ebenfalls auf breiter Front ein (Nikkei: -4,4%).