USA: Arbeitsmarkt bleibt sehr solide, Fed könnte „Mission erfüllt“ verkünden - Nord LB Kolumne
Soeben sind in den USA neue Daten zum Arbeitsmarkt gemeldet worden. Die Frage war, wie immun sich die Beschäftigungsentwicklung von der Verunsicherung durch die Handelskonflikte zeigte. Ergebnis: Im Berichtsmonat Oktober sind 128.000 neue Jobs entstanden. Zudem sind in den beiden Vormonaten zusammen 95.000 Stellen mehr geschaffen als ursprünglich gemeldet.
Dieser wichtige Indikator ist deutlich über den Erwartungen ausgefallen. Dies gilt insbesondere angesichts zweier wichtiger Belastungsfaktoren: Jobstreichungen waren erstens durch den Streik bei General Motors in Höhe von 41.000 und zweitens durch die Volkszählung in Höhe von etwa 20.000 zu verzeichnen gewesen. Mit einem Streikende wird es entsprechend im nächsten Monat zu einem Jobaufbau in ähnlicher Größenordnung kommen. Der stärkste Beschäftigungsrückgang im verarbeitenden Sektor (-36.000) seit 2009 ist das einzige vermeintliche Haar in der Suppe des Berichts.
Verglichen mit den Vorjahren nimmt die grundsätzliche Dynamik auf dem Arbeitsmarkt zwar etwas ab, dennoch sind diese Werte als erfreulich zu bezeichnen. Den Jobaufbau bremsen dürfte derzeit sogar eher eine zu beobachtende mangelnde Verfügbarkeit von geeigneten Arbeitnehmern.
Die Arbeitslosenquote ist vom sehr niedrigen 50-Jahrestief bei 3,5% leicht auf 3,6% angestiegen. Allerdings war mit einer Gegenbewegung nach dem deutlichen Vormonatsrückgang zu rechnen gewesen. Zudem zog in dieser Haushaltsumfrage erneut sowohl die Labor Force – also der Erwerbstätigen (Beschäftigten plus Arbeitslose) – als auch der Beschäftigten an, was positiv zu bewerten ist. Die Arbeitslosenquote bleibt demnach sehr niedrig – der Handelskonflikt-Blues ist auf dem US-Arbeitsmarkt immer noch nicht richtig zu vernehmen.
Die Lohnentwicklung zeigte wieder nach oben, wenngleich nicht so deutlich wie erwartet wurde: Nach einer Stagnation im September sind die Stundenlöhne im Oktober um nur 0,2% M/M angestiegen, was sicherlich auch an dem GM-Streik liegen könnte. Die Jahresrate notiert bei 3,0%. Die gute Arbeitsmarktsituation lässt den Lohndruck weiterhin nicht dramatisch ansteigen.
Der Job-Report lässt längerfristig betrachtet gewisse Bremsspuren beim Beschäftigungszuwachs erkennen, welche aber angesichts der leergefegten Lage auf dem Arbeitsmarkt und des Fachkräftemangels fast logisch ist. Die weltweiten Konjunktursorgen tragen bisher nur zu einem gewissen Zögern bei Neueinstellungen bei. Die Federal Reserve hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge auf nun 1,75% gesenkt. Sie kündigte an, auf weitere Konjunkturdaten genau zu schauen (data-dependent) und den Verlauf im Handelskonflikt in ihre Überlegungen einzubeziehen. Nach diesem Arbeitsmarktbericht ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass sie „Mission accomplished“ verkündet. So sollte sie nun abwarten und keine weiteren Leitzinssenkungen vornehmen.
Fazit: Der Arbeitsmarktbericht ist als erfreulich solide zu bezeichnen: Der Beschäftigungszuwachs fiel mit 128.000 Personen und den Revisionen der Vormonate um 95.000 nach oben besser als erwartet aus. Sonderfaktoren (GM-Streik, Ende der Volkszählungsvorbereitung) hatten sogar noch zu Stellenstreichungen um etwa 60.000 geführt, so dass die Zahlen eigentlich noch besser zu interpretieren sind. Der moderate Anstieg der Arbeitslosenquote 3,6% ist nach dem deutlichen Vormonatsrückgang kein Beinbruch! Der Lohnzuwachs um 0,2% M/M hätte dagegen höher ausfallen können. Der Jobmotor läuft zwar etwas weniger dynamisch als noch in den Vorjahren, dennoch bestätigt er erneut die hohe Widerstandskraft der US-Wirtschaft gegen globale Abschwächungstrends. Die Fed hat bereits drei Zinssenkungen vorgenommen und könnte nun sogar „Mission erfüllt“ verkünden. Die Finalisierung des Handelsdeals zwischen den USA und China bleibt aber wohl noch notwendig.