Wirecard Aktie explodiert - Anwaltskanzlei entlastet das Unternehmen
An der Börse wird merklich aufgeatmet - zumindest sofern man Aktionär bei Wirecard ist. Die Wirecard Aktie schießt am frühen Nachmittag regelrecht nach oben, nachdem das Unternehmen - endlich - die seit langem erwarteten Ergebnisse einer externen Untersuchung von fragwürdigen Geschäften in Asien vorgelegt hat. Diese hatte die Kanzlei Rajah & Tann LL.P. Singapore im Auftrag des Unternehmens in den vergangenen Monaten angefertigt. Die Wirecard Aktie notiert mittlerweile bei Kursen um 123 Euro, das heutige Tagestief liegt bei 99,20 Euro und das am Nachmittag erreichte Tageshoch bei 130,36 Euro.
Zuletzt drängte die Zeit, denn Wirecard will am 4. April die Bilanz für das Jahr 2018 vorlegen. Den Termin kann man nicht mehr halten, nun soll die Bilanz am 25. April vorgelegt werden, heißt es. Die Prüfungsergebnisse sollen in den Zahlen für 2018 berücksichtigt werden. Den Ausblick auf 2019 bestätigt die Gesellschaft heute, man will einen operativen Gewinn auf EBITDA-Basis zwischen 740 Millionen Euro und 800 Millionen Euro erreichen. Dies hatte Wirecard bereits Ende Januar in Aussicht gestellt.
Vor allem zwei Passagen aus der heutigen Mitteilung von Wirecard sorgen für den Kurssprung: „Die Untersuchung hat keine wesentlichen Auswirkungen auf die Abschlüsse der Wirecard Gruppe festgestellt”, heißt es zum einen. Zum anderen habe es keine Feststellungen zu Geschäften nach einem „round tripping” Schema oder Korruption gegeben. Wirecard weiter: „Aus den Untersuchungen haben sich auch keine Erkenntnisse über eine strafrechtliche Verantwortung in Bezug auf die Konzernzentrale von Wirecard in München/Aschheim ergeben. Einzelne lokale Angestellte in Singapur können sich jedoch möglicherweise nach lokalem Recht strafbar gemacht haben.” Die Note ist interessant, denn zunächst hatte Wirecard die entsprechenden Berichte der „Financial Times”, die sich mit diesem Thema beschäftigten, stets komplett und scharf zurückgewiesen, war im Laufe der letzten Wochen aber bereits von dem anfänglichen „wording” abgewichen.
Hier die wesentlichen Punkte als Auszug aus der Mitteilung der Gesellschaft im Wortlaut:
Kommentar: Die entsprechenden Verträge beziehen sich auf ein Projekt, bei dem Wirecard eine Bank bei der digitalen Transformation ihrer Produkte und Dienstleistungen mit der Software von Wirecard unterstützt. Die Lieferung der Softwareleistungen erfolgte schließlich im Jahr 2018. Die Umsatzrealisierung hinsichtlich des Lieferzeitraums wird entsprechend angepasst, wobei die realisierbaren Gesamterlöse gleich bleiben.
Zudem wurden Entwürfe von Verträgen vorbereitet und im Namen der Gesellschaft unterschrieben, jedoch nicht abgeschlossen. Diese Vorgänge betrafen Vereinbarungen, denen möglicherweise keine tatsächlichen Geschäftsvorgänge zu Grunde lagen. Mit Ausnahme einer Transaktion in Höhe von ca. TEUR 63, hat sich keiner der Entwürfe in Buchungen niedergeschlagen oder zu Zu- oder Abflüssen aus den Bankkonten der Tochtergesellschaften geführt.
Kommentar: In Vorbereitung auf bestimmte mögliche Geschäftsvorfälle, die im Ergebnis nicht stattgefunden haben, wurden Entwürfe und Musterverträge zur Weitergabe an die Geschäftspartner vorbereitet. Eine Transaktion in Höhe von ca. TEUR 63 betrifft die Erstattung von Business Development Aufwendungen eines Partners.
Kommentar: Weder die GuV noch die Bilanz sind von dieser Feststellung betroffen. Wirecard hat geeignete Maßnahmen ergriffen, um die Struktur der Abschlüsse zu verbessern und um den Geldeingang gegen einzelne Buchungen auf einer detaillierteren Ebene verfolgen zu können.
Kommentar: Weder die GuV noch die Bilanz sind von diesen Themen betroffen. Bestimmte kommerzielle Vereinbarungen wurden von der Finanzabteilung in Singapur neu formuliert, um spezifische Klauseln aufzunehmen, die für die Einhaltung von IFRS 15 erforderlich sind.
Kommentar: Es war vorgesehen, den Mitarbeiter zum Direktor der jeweiligen Gesellschaft zu ernennen und im Register einzutragen. Den Transaktionen lagen tatsächlich Geschäftsvorfälle zugrunde. Wirecard wird ihre internen Unterschriftsrichtlinien und das Vertragsmanagement entsprechend verbessern.
Wirecard hat auf der eigenen Internetseite eine Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse veröffentlicht: hier klicken.