US-Berichtssaison deutlich über den Erwartungen - Commerzbank Kolumne
Die US-Berichtssaison zum Jahresauftaktquartal 2017 kann vollumfänglich beeindrucken. Die bisher vorliegenden Gewinnvorlagen (etwas über 90% der S&P 500 Konzerne) übertreffen die Konsensusprognosen durchschnittlich um 6,5%. Gegenüber dem Vorjahresquartal können die Gewinne sogar um 16,5% zulegen. Auch auf Basis der Umsätze überzeugen die Quartalsvorlagen. Hier wurden die Prognosen um 0,4% überboten, die Ergebnisse im ersten Quartal 2016 konnten um 7% gesteigert werden. Und zu guter Letzt wissen die Konzerne auch mit ihren Unternehmensausblicken zu gefallen. Diese stehen aktuell auf einem so hohen Niveau wie seit drei Jahren nicht mehr. Mit dieser Entwicklung stellt sich die laufende Berichtssaison in den USA deutlich besser dar als in den beiden überzeugenden Vorquartalen. Einen sehr starken Eindruck hinterlassen erneut die beiden Branchen Informationstechnologie und Finanzen, die in allen Segmenten zu überzeugen wissen. Bis auf Telekommunikation gelingt es allen Branchen, die Erwartungen zu übertreffen. Ebenfalls im Fokus dürften die großen Konzerne der Energiebranche stehen. Diese hatten nach dem massiven Ölpreisrutsch in 2014 und 2015 zwar meist die rapide gesenkten Erwartungen übertreffen können, aber immer markant unter den Ergebnissen der Vorjahresquartale gelegen. In dieser Saison lassen sie nach der Ölpreiserholung sowohl Prognosen als auch die Vergleichswerte des Vorjahres hinter sich. Dies trifft allerdings nicht auf die Ausrüster zu. Beim Blick auf den S&P 100 gibt es eigentlich nur zwei Konzerne, die sich deutlich negativ präsentierten: Verizon und Ford. Den beiden Tabakkonzernen Altria und Philip Morris macht das gestiegene Gesundheitsbewusstsein zu schaffen, was sich letztendlich in den Zahlen widerspiegelt. Auch in Europa kann die laufende Berichtssaison als durchaus erfolgreich bezeichnet werden.
Anleihen
Schweden: Zinsentscheidung, 9:30 Uhr
USA: Verkäufe bestehender Häuser (Nov.), 16:00 Uhr
Die meisten Analystenhäuser sind sich darin einig, dass das Wachstum in Deutschland sich weiter beschleunigen wird. Viele haben ihre Prognosen für 2018 angehoben. Der Ifo-Geschäftsklimaindex unterstützt diesen Trend. Der Indikator zur aktuellen Geschäftslage ist im Dezember noch einmal angestiegen und liegt jetzt bei 125,4 Punkten – höher als nach der Wiedervereinigung, deutlich höher als zur New-Economy-Blase, aber auch höher als 2006. In den letzten Jahren überzeichnete der Ifo-Geschäftsklimaindex jedoch häufig die Wachstumsraten. Daher prognostiziert keines der Häuser ein Wachstum über 3%, obwohl dies im Einklang mit den historischen Ifo-Zahlen wäre. Die Lohnkosten steigen derweil im Euroraum – obwohl die Erholung nun in ihr sechstes Jahr kommt – weiterhin nur langsam. Vom zweiten aufs dritte Quartal hat sich der Lohn-auftrieb sogar von 1,8% auf 1,6% zum Vorjahr verlangsamt. Da die Produktivität um etwa 0,8% steigt, ergibt sich bei den Lohnstückkosten ein Anstieg von ebenfalls 0,8% zum Vorjahr. Mithin bleibt der Preisauftrieb niedrig. Die EZB hat daher trotz der guten Konjunkturdaten keine Eile – an der Zinsschraube wird sie wohl nicht vor 2019 drehen. Trotzdem zogen die Renditen gestern teilweise kräftig an. In den USA passen Steuererleichterungen, höhere Wachstums-raten, nahezu Vollbeschäftigung und eine weiterhin expansi-ve Geldpolitik bei milder Inflation volkswirtschaftlich nicht zusammen. Mithin heben die Marktteilnehmer ihre Zinserwar-tungen an und die Renditen steigen – zunächst einmal bei den kurzen Laufzeiten. Schub bekamen die Renditen gestern auch durch den unerwartet kräftigen Anstieg der Baubeginne um annualisiert 3,3% zum Vormonat. Die Baugenehmigungen gingen zwar leicht zurück – um 1,4%, erwartet wurde aber nach den sehr guten Oktoberzahlen ein stärkerer Rückgang.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach dem starken Wochenauftakt gönnten sich die europäi-schen Aktienbörsen am Dienstag erst einmal eine Atempau-se. Gewinner und Verlierer hielten sich in den wichtigen Indi-zes sehr lange die Waage. Erst in der letzten Handelsstunde folgte dann intensiverer Kursdruck. Über den ganzen Tag belasteten ein stärkerer Euro und leicht enttäuschende Kon-junkturdaten. Für die späten Kursabgaben zeichnete aber die Zurückhaltung der US-Anleger vor der Abstimmung über die Steuerreform im Repräsentantenhaus verantwortlich. Bei den 30 Titeln im Dax gab es dann hauptsächlich Verlierer. Ledig-lich die Aktien der Deutschen Lufthansa (+1,6%) sowie von ThyssenKrupp und Linde (jeweils+0,9%) bildeten da eine Ausnahme. Im EUROSTOXX 50 standen bis auf Banken (+0,1%) alle Branchen unter Druck. Besonders stark erwisch-te es dabei die Sektoren Öl- und Gas (-1,5%) und die Versor-ger (-1,3%). Eine Brokerherabstufung hatte bei dem italieni-schen Energieversorger Enel (-2,7%) für Kursdruck gesorgt. An der Wall Street stieg so kurz vor der Abstimmung über die Steuerreform die Nervosität dann doch wieder an. Haupt-sächlich Konsumaktien konnten sich diesem Druck entzie-hen. An der Spitze des Dow Jones Industrial standen aller-dings die Aktien des IT-Konzerns Intel (+1,7%), während die Titel von Apple (-1,1%), die zuletzt neue Höchststände erzielt hatten, nach einer Herabstufung zu den schwächsten Werten im Leitindex gehörten. Letztendlich verlor die IT-Branche 0,5%. Noch stärker unter Druck standen dagegen Immobi-lienaktien (-1,9%), während sich einzig der Basiskonsum und Energie (jeweils +0,1%) stabil präsentieren konnten. Die asiatischen Aktienmärkte haben heute Morgen keine einheit-liche Richtung gefunden. Nachdem die Abstimmung über die US-Steuerreform im Repräsentantenhaus wiederholt werden muss, hielten sich die Anleger vorerst einmal zurück.