Türkisches Volk stimmt mehrheitlich für Verfassungsänderung - Commerzbank-Kolumne
Der türkische Präsident Erdogan hat sein Ziel erreicht. Mit der knappen Mehrheit von 51,4%, die für eine Verfassungsänderung gestimmt hat, kann er nun sein gewünschtes Präsidialsystem errichten. Die Machtbefugnisse des Präsidenten weiten sich somit deutlich aus. Die 18 durch das Referendum gebilligten Verfassungsänderungen betreffen 71 Bestimmungen der türkischen Verfassung, von denen 21 aufgehoben werden sollen. Da das Amt des Ministerpräsidenten abgeschafft wird und der Staatspräsident künftig auch Parteichef sein darf, kann Erdogan also offiziell Staats-, Regierungs- und Parteichef in einer Person sein. Das Parlament übt künftig vorwiegend eine zeremonielle Rolle aus. Es darf nicht über die Besetzung von Ministerposten mitbestimmen. Der Haushaltsentwurf wird ebenfalls vom Präsidenten eingebracht. Das Parlament kann diesen nur ablehnen, indem es sich selbst auflöst und Neuwahlen ausruft. Der Präsident kann fortan nach eigenem Gutdünken den Notstand ausrufen. Zudem bestimmt er weitgehend die Zusammensetzung des „Hohen Rats der Richter und Staatsanwälte“ und somit letztlich auch die Zusammensetzung des Verfassungsgerichts. Des Weiteren kann der Präsident, dessen Amtszeit bis zu 15 Jahre betragen kann, alle hohen Beamten ernennen und entlassen. In Reaktion auf das Wahlergebnis in der Türkei und den „positiven“ Ausgang des ersten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen in Frankreich legte die Börse in den darauffolgenden neun Tagen um rd. 5% zu. Auch die Lira reagierte positiv; ggü. dem US-Dollar gewann sie fast 3%. Positive ökonomische Auswirkungen sehen wir durch das Referendum in der Türkei zunächst nicht. Wir bestätigen innerhalb unserer Regionengewichtung zunächst unser neutrales Votum für den Aktienmarkt in der Türkei. Mit einem KGV für 2017 in Höhe von 10,5 sehen wir die türkische Börse momentan fair bewertet. Weiter steigende Kurse würden wir dann aber tendenziell zu einem Downgrade nutzen.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: GfK-Verbrauchervertr. (Mai), 8.00 Uhr
Deutschland: Verbraucherpreise (April), 14.00 Uhr
Euroraum: Wirtschaftsvertrauen (April), 11.00 Uhr
Ergebnis EZB-Ratssitzung
USA: Auftragseingang langlebiger Güter, 14.30 Uhr
Wie so oft an den Finanzmärkten, folgt auf einen massiven Schub eine Konsolidierung: an den Rentenmärkten gestern in Form wieder geringfügig sinkender Renditen, die für 10-jährige Bundesanleihen bei 0,35% liegen (nach unter 0,20% vor Wochenfrist und fast 0,40% gestern zum Handelsauftakt). Parallel dazu stiegen die am Montag stark gesunkenen Risikoaufschläge der Peripherieanleihen wieder leicht an. Auch herrschte vor der heutigen EZB-Ratssitzung Zurückhaltung. Die spannende Frage ist, ob die EZB ihre „Forward Guidance“ (zukunftsgerichteten Hinweise), in der sie bisher unveränderte oder noch niedrigere Leitzinsen in Aussicht stellt, unverändert lässt – oder den Passus „noch niedrigere“ fallen lässt. Dieser ist angesichts der anhaltenden Konjunkturerholung kaum noch zeitgemäß und insofern auch nicht ganz glaubwürdig. Doch fürchtet die EZB, eine Modifizierung werde am Markt unberechtigterweise als Vorbereitung einer geldpolitischen Wende verstanden – mit der Folge steigender Renditen über die gesamte Zinskurve hinweg. Soviel jedenfalls ist klar: Die Kommunikationskünste Mario Draghis, der noch möglichst lang am ultraexpansiven Kurs der EZB fest-halten will, obwohl die Deflationsgefahr – wie er konzediert – gebannt ist, sind bei der Pressekonferenz stark gefordert. Eher enttäuscht wurden die Pläne zur US-Steuerreform auf-genommen; denn es scheint klar, dass sie in der vorliegen-den Form – und ohne Vorschläge zur Gegenfinanzierung – eher eine Absichtserklärung denn ein konkreter, verhandlungsfähiger Gesetzesvorschlag sind. Der US-Dollar reagierte darauf mit leichten Abschlägen.
Aktien
Airbus, Alphabet, Ergebnis Q1
BASF, Bayer, Ergebnis Q1
Beiersdorf, Umsatz Q1
Deutsche Bank, Fielmann, Ergebnis Q1
Ford Motor, Intel, Ergebnis Q3
Lufthansa, Nokia, Orange, Ergebnis Q1
Microsoft, Ergebnis Q3
Roche, Samsung Electronics, Vossloh, Ergebnis Q1
Nach den beiden sehr positiv verlaufenen Vortagen tendierten die europäischen Aktienmärkte zur Wochenmitte zunächst etwas leichter. Gewinnmitnahmen bestimmten nach den jüngsten kräftigen Kurszuwächsen das Bild. Doch am Nachmittag setzten wieder verstärkt Käufe ein, sodass lediglich der spanische Leitindex leichte Verluste von 0,2% aufwies. Am großen Gesamtbild hat sich aber nichts geändert. Solide Mikro- und Makrodaten gepaart mit einer unverändert expansiven Geldpolitik sowie mit abnehmenden politischen Sorgen nach der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen bilden unverändert ein solides Fundament für das aktuelle Kursniveau. In diesem Umfeld gewann der Dax 0,1%. Tagesgewinner war einen Tag vor Bekanntgabe der Quartalszahlen die Aktie der Deutschen Bank mit einem Plus von 2,3%. Die Notierung der Credit Suisse gewann nach Bekanntgabe der erwarteten Kapitalerhöhung 2,7%. Auf europäischer Sektorenebene waren insbesondere Werte aus dem Bereich Einzelhandel (+1,3%) gefragt. Am Ende der Performanceskala rangierten Titel aus dem Sektor Versorger (-0,4%). Die Börsen in den USA tendierten gestern nach einem freundlichen Start mit leichten Verlusten. Die Steuerpläne von Donald Trump sorgten zunächst für keine neuen Kaufimpulse. Auf Sektorenebene waren insbesondere Werte aus dem Telekombereich gefragt, die im Schnitt um 1,2% zulegten (Immobilien: -0,9%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 verlor 0,2%.