Commerzbank: Fed auf Kurs zur nächsten Leitzinsanhebung im Dezember
Laut Protokoll der Fed-Sitzung von Ende Juli hat das FOMC seine Einschätzung vom Juni beibehalten: Demnach hält jedes Mitglied noch dieses Jahr eine weitere Leitzinsanhebung für angebracht. Die Meinungen zum Timing gehen aber auseinander. Etwa die Hälfte („Several members“) will warten, bis sich die Inflationsrate nachhaltiger der Zielgröße von 2% nähert. Etwa die Hälfte – zu der auch Teile der obigen Gruppe zählen dürften – sieht Risiken für die Finanzstabilität, falls die Leitzinsen zu lange niedrig blieben. Man will also nicht mehr allzu lange abwar-ten. Der Dezember ist für uns der wahrscheinlichste Straffungstermin, doch bei einer weiteren Positivüberraschung von Arbeitsmarkt könne es auch schon am 21. September soweit sein.
Zinsen und Anleihen
Großbritannien: Einzelhandelsumsatz (Juli), 10:30 Uhr
Euroraum: Verbraucherpreise (Juli), 11:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
USA: Philadelphia-Fed-Index (August), 14:30 Uhr
An den Rentenmärkten wirkten die Äußerungen des Notenbankpräsidenten von New York, Dudley, auch gestern fort. In einem Gespräch hatte er eine US-Zinserhöhung bereits im September nicht ausgeschlossen. Die Renditen blieben deutlich über ihren Niveaus vom Wochenbeginn und signalisierten somit eine gestiegene Erwartungshaltung bezüglich einer Leitzinsanhebung in den USA. Weiter unter Druck blieben die portugiesischen Staatsanleihen. Deren Risikoaufschläge gegenüber Bundesanleihen weiteten sich den zweiten Tag in Folge deutlich aus. Grund waren kritische Aussagen der Ratingagentur DBRS. Für Portugal als Emittent ist die Einschätzung dieser Ratingagentur von hoher Bedeutung, da nur DBRS noch eine Einstufung im Investmentgradebereich vorsieht, wenn auch nur knapp. Die drei anderen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch haben Portugals Anleihen schon länger auf „Ramschniveau“ herabgestuft. Sollte DBRS die Bonitätsnote aber senken, so darf die Europäische Zentralbank keine portugiesischen Staatsanleihen mehr erwerben. Für das Anleihekaufprogramm der EZB qualifizieren sich nur Anleihen, die von mindestens einer der vier genannten Ratingagenturen ein Investmentgraderating, also Minimum BBB-, aufweist. Der britische Arbeitsmarkt bleibt auch nach dem EU-Austrittsvotum in robuster Verfassung. Die Arbeitslosenquote verharrte im Juli bei 4,9% und der Beschäftigungszuwachs fiel größer als erwartet aus. Nach europäischem Handelsschluss wurde das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung veröffentlicht. Die Fed-Mitglieder betonen weiter ihre Datenabhängigkeit. Eine Zinsanhebung bleibt somit auf der Tagesordnung (siehe „Im Blickpunkt).
Aktien
Nestlé, Ergebnis Q2
Singulus, Ergebnis Q2
Sixt, Ergebnis Q2
Wal-Mart, Ergebnis Q2
Zooplus, Ergebnis Q2
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag nach gemischten Vorgaben aus Asien schwächer. Die Leitindizes gaben um bis zu 1,6% (Italien und Spanien) nach. Verantwortlich für die vorsichtigere Haltung zeichnete vor allem die abwartende Haltung der Marktteilnehmer vor der Veröffentlichung des Protokolls der letzten US-Notenbanksitzung. Anleger erhoffen sich weitere Aufschlüsse über den künftigen Zinskurs der Fed. Die Mehrheit der Investoren geht augenblicklich davon aus, dass die US-Währungshüter den Leitzins noch für eine Weile unangetastet lassen. In dieser Gemengelage büßte der Dax rd. 1,3% ein. Tagesverlierer im deutschen Leitindex war die Notierung von Eon (-3,6%); die Aktie setzte damit ihren jüngsten Abwärtstrend fort. Die Notierung von Linde verlor nach dem gestrigen starken Anstieg von 11% infolge von Fusionsgesprächen mit Praxair rd. 3%. Eine Votenherabstufung führte zusätzlich zu Gewinnmitnahmen. In der zweiten Reihe konnte sich die Notierung von Leoni (+0,8%) nach den gestrigen kräftigen Kursverlusten etwas erholen. Auf europäischer Sektorebene lagen alle Branchen im Minus. Die stärksten Verluste verzeichneten die Sektoren Versorger sowie Rohstoffe mit durchschnittlichen Einbußen von 1,5% bzw. 1,6%. Am besten hielt sich der Bereich Reise & Freizeit (-0,1%). Die Börsen in den USA erzielten leichte Gewinne. Der Dow Jones-Index stieg um 0,1%. Wenig verblüffend fanden sich im Sitzungsprotokoll der Fed genug Ausreden, um den Leitzins nicht zu schnell anzuheben. Auf Sektorebene waren v.a. Versorgerwerte (+1,5%) gefragt. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 (-1,6%) litt v.a. unter dem festen Yen.