Commerzbank: Berichtssaison doch etwas besser als erwartet
Die Erwartungshaltung an den Erfolg einer Berichtssaison ist korrespondierend mit den weiter gesunkenen Gewinnerwartungen in den letzten Quartalen stetig rückläufig gewesen. Angesichts des konjunkturell wenig bevorzugten ersten Quartals war auch nicht zu erwarten, dass dieser Trend zum Jahresauftakt in 2016 drehen sollte. Mit dieser Vorgabe kann man zum aktuellen Zeitpunkt von einer positiven Überraschung sprechen, auch wenn sich die Effekte für den Aktienmarkt durchaus in Grenzen halten. In den USA neigt sich die Berichtsperiode, nachdem über 90% der S&P 500-Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt haben, bereits dem Ende zu. Dabei haben die Konzerne die Konsensusprognosen für die Gewinne im Durchschnitt mit über 4% übertreffen können, was nur unwesentlich schlechter ist als in den vorangegangenen Perioden. Ca. 70% der Vorlagen lagen über den Erwartungen (Vorjahr 69%). Die Vorjahresgewinne hingegen wurden um ca. 8% verfehlt. Blendet man dabei die weiter problembehaftete Energiebranche aus, so beläuft sich die negative Differenz nur noch auf 1%. In Bezug auf die Umsätze dürfte sich der wieder schwächere Dollar positiv ausgewirkt haben. Diese lagen im Vorjahresvergleich nur um 3% zurück. Ohne Energie konnten sie sogar das Vorjahresergebnis leicht übertreffen. In Europa ist die Saison noch nicht soweit vorangeschritten, doch auch hier kann bereits ein Fazit gezogen werden. Bei den Gewinnen sieht es gegenüber den vorliegenden Prognosen ähnlich aus, auch hier können diese um ca. 4% übertroffen werden. Allerdings gelang es lediglich 60% der Unternehmen, über den Erwartungen zu liegen. Die Vorjahresgewinne wurden sogar um ca. 19% verfehlt, wesentlich beeinflusst durch die Entwicklung bei Energie und Finanzen. Auch bei Umsätzen fällt das Ergebnis schlechter als in den USA aus. Hier können nur 54% der Vorlagen die Prognosen schlagen, insgesamt liegt man im Vorjahresvergleich um 5% zurück.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Erzeugerpreise (April), 08:00 Uhr
USA: Verkäufe gebrauchter Häuser (April), 16:00 Uhr
Die Rentenmärkte tendierten gestern schwächer. Bundesanleihen und erstklassige Staatsanleihen holten die Kursverluste zum Teil nach, die US-Treasuries am Mittwoch bei Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der Fed erlitten hatten. Zur Überraschung vieler Anleger hält es laut Protokoll die Mehrheit des geldpolitischen Ausschusses der Fed für angemessen, die Ende 2015 begonnene Zinswende im Juni fortzusetzen. Es zeigten sich einige Fed-Mitglieder darüber besorgt, dass das Marktpricing für Juni unangemessen niedrig sein könnte. Die eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung lag am Montag tatsächlich nur noch bei 4%; nach Veröffentlichung des Protokolls stieg sie auf über 30%. Zum gestrigen Handelsbeginn in den USA sagte Fed-Mitglied Jeffrey Lacker, dass vieles für eine Zinserhöhung im Juni spreche. Der Markt habe die Neigung der Fed zum Abwarten überschätzt. Die globalen Risiken für die Wirtschaft und die Finanzmärkte hätten abgenommen. Der US-Dollar stellt seiner Einschätzung nach im weiteren Jahresverlauf keine Gefahr für die US-Wirtschaft dar. Allerdings könnte der mögliche Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) einen Grund für eine Verschiebung der Zinserhöhung in den Juli bieten. Im späteren Handel drehte die Stimmung wieder. Die Kursverluste bei Anleihen nahmen wieder ab. Das britische Pfund legte gestern ggü. dem Euro weiter zu, nachdem die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien im April über Erwarten kräftig zulegt hatten. Der Euro schwächte sich ggü. dem USD indes weiter ab. Vor allem die vom Markt jetzt höher eingepreiste Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Juni gab dem USD wieder deutlichen Rückenwind. Die EZB schürte in ihrem Protokoll der letzten Sitzung keine neuen Lockerungsspekulationen. Der EZB-Rat konzentriere sich jetzt auf die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen.
Aktien
Fraport, Hauptversammlung
Lanxess, Hauptversammlung
Wacker Chemie, Hauptversammlung
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag schwächer. Die Leitindizes büßten um bis zu 1,8% (England) ein. Der Dax, der unter die Marke von 9.800 Punkten fiel, gab um 1,5% nach. Allerdings machte der Kursverlust der Bayer-Aktie in Höhe von rd. 8,2% infolge der geplanten Übernahme von Monsanto allein rd. 80 Punkte im Dax aus. Aufgrund einer möglicherweise noch im Juni erfolgenden US-Leitzinserhöhung (das Protokoll zur US-Notenbanksitzung im April fiel überraschend „hawkish“ aus) gab der Euro ggü. dem US-Dollar weiter nach, was dem Markt allerdings keine positiven Impulse verlieh. Insgesamt setzte sich damit der Zick-Zack-Kurs der vergangenen Tage fort. Infolge des stärkeren US-Dollars gab auch der Ölpreis weiter nach. Wie am Vortag profitierten erneut Bankwerte von einer möglichen US-Leitzinserhöhung (Deutsche Bank +1,3%); die Kursgewinne bröckelten allerdings in der zweiten Handelshälfte wieder merklich ab. Dasselbe galt für die deutschen Automobilwerte (VW -0,1%). Die Aktie von Merck gewann nach Vorlage von robusten Zahlen rd. 4,9%. Die Zahlen von Henkel honorierten die Anleger nach anfänglichen Verlusten mit einem Plus von 0,2%. Auf europäischer Sektorebene lagen alle Bereiche im Minus, wobei die Automobilbranche (-0,2%) die geringsten Verluste aufwies. Am Ende der Performanceskala rangierten Chemiewerte mit durchschnittlichen Verlusten von 2,9% (Öl & Gas -2,7%). Die Börsen in den USA tendierten ebenfalls schwächer, erholten sich aber von den Tagestiefständen. Der Dow Jones-Index verlor 0,5%. Die Aktie von Wal-Mart legte nach überraschend guten Zahlen um 9,6% zu. Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss zumeist etwas freundlicher. Der Nikkei 225-Index legte u.a. aufgrund des schwächeren Yen (-0,4% ggü. dem US-Dollar) um 0,5% zu.