Commerzbank: Rousseff wird wohl des Amtes enthoben – damit verknüpfte Hoffnungen sind verfrüht
Der brasilianische Senat dürfte in diesen Minuten dem Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Rousseff stattgeben und sie damit ab sofort für zunächst bis zu 180 Tage des Amtes entheben. Während dieser Zeit findet die tiefere Untersuchung wegen Bilanztricks im Staatshaushalt (der Korruptionsvorwurf steht zunächst im Hintergrund) statt. Für eine endgültige Suspendierung ist dann eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Senat erforderlich, was eng wird. Es erscheint zudem mehr als fraglich, ob der Stellvertreter Michel Temer, der bei einer nachhaltigen Suspendierung Rousseffs bis zur Wahl 2018 das Präsidentenamt ausüben dürfte, die Probleme und vor allem die Erwartungen der Bevölkerung und Finanzmärkte erfüllen kann.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Großhandelspreise (April), 8.00 Uhr
Euroraum: Industrieproduktion (März), 11.00 Uhr
USA: Importpreise (April), 14.30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14.30 Uhr
An den Rentenmärkten tat sich gestern wenig. Neue Anregungen von den Makrodaten fehlten; auch heute steht dies-bezüglich nichts Wegweisendes im Kalender. Dies gibt Gelegenheit, das Bild mit etwas mehr Abstand zu betrachten. Es ist geprägt von der schwindenden Erwartung steigender US-Leitzinsen: Vor allem nachdem die Fed Ende April in der Pressemitteilung zu ihrer FOMC-Sitzung keine verbalen Vorbereitungen für den nächsten Leitzinsschritt Mitte Juni getroffen hat und auch die seither eingegangenen Konjunkturdaten den Märkten keinen Anlass boten, ihre Einschätzung zu korrigieren. In der Tat sieht es mehr und mehr danach aus, dass der nächste Leitzinsschritt der Fed erst in der zweiten Jahreshälfte kommt – und der Anstiegspfad flacher verlaufen wird, als es lange den Anschein hatte. Wir halten es für zunehmend wahrscheinlich, dass auch im kommenden Jahr lediglich eine Anhebung um 25 Basispunkte erfolgt. Der Markt sieht die Fed freilich auf einem noch flacheren Straffungspfad; er preist laut Fed Funds Futures aktuell lediglich einen Zinsanhebung um 25 Basispunkte bis Jahresende 2017 (!) ein – und die bei 1,75% dahindümpelnden Renditen 10-jähriger US-Treasuries sind ein Reflex dessen. Doch ist umso schwerer zu sehen, woher bei dieser ambitionierten Erwartung neue Impulse für den US-Rentenmarkt herkommen sollten. Ähnliches gilt für Bundesanleihen, die gestern bei 0,12% rentierten. Die veränderte US-Leitzinsperspektive schlägt sich auch beim US-Dollar nieder. Er dürfte bis auf weiteres eher die Oberseite seines Seitwärtsbandes im Bereich von 1,05-1,16 USD pro Euro ausloten, in welchem er sich seit Frühjahr 2015 bewegt.
Aktien
RWE, Ergebnis Q1
Vonovia, Ergebnis Q1 und HV
Ass. Generali, Ergebnis Q1
Zurich Insurance Group, Ergebnis Q1
Dt Euroshop/Dt. Pfandbriefanstalt, Ergebnis Q1
HHLA/SGL Group/Rheinmetall/Stada, Ergebnis Q1
Während die tendenziell abnehmende Stimmung an den asiatischen Börsen zum Handelsauftakt zumindest noch für eine leicht festere Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten gesorgt hatte, bröckelten die Kurse dann im Tages-verlauf stetig ab. Wesentlich orientierten sich die Anleger dabei an der laufenden Berichtssaison. So standen die Aktien der Deutschen Post (+2,2%) nach überzeugenden Quartalsdaten mit vorn an der Spitze des deutschen Leitindex Dax 30. Sehr schwach entwickelten sich dagegen die Versorgertitel. Bei E.ON (-5,6%) trübten Sorgen um eine mögliche Kapitalerhöhung, die im Zuge mit dem Atomkompromiss anstehen könnte, die anfängliche Freude über besser als erwartete Zahlen zum Jahresauftakt. Somit gerieten auch die Aktien von RWE (-3,5%) unter Druck. Auch der EUROSTOXX 50 legte nach der Erholung der vergangenen Tage wieder den Rückwärtsgang ein. Während Grundstoffwerte (+1,6%) die Verluste vom Wochenauftakt teilweise wieder aufholen konnten, verzeichneten die anderen Branchen unter der Führung der Versorger (-2%) zumeist Verluste. An der Wall Street kippte die Anlegerstimmung deutlich ins Negative. Hier waren die Titel von Walt Disney (-4%) Tagesverlierer, nachdem der Medienkonzern sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz die hohen Erwartungen enttäuscht hatte. Versorger (+0,2%) waren der einzige Sektor, der sich leicht im positiven Terrain halten konnte. Besonders Gebrauchsgüter (-2%) standen dagegen unter Druck. Die asiatischen Märkte setzen den negativen Trend aus den USA weiter fort, wobei sich die Verluste noch in Grenzen halten können.