DFV Deutsche Familienversicherung: „Eine feste Größe in der deutschen Versicherungsbranche“
Mit den Zahlen zum ersten Halbjahr veranstaltet die DFV Deutsche Familienversicherung heute in Frankfurt einen Kapitalmarkttag. Die reinen Zahlen sind rasch berichtet. Die Beitragseinnahmen steigen um 36 Prozent auf 90,8 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern liegt bei 1,9 Millionen Euro (Vorjahr: -1,0 Millionen Euro). Nach Steuern gibt es ein Plus von 1,3 Millionen Euro (Vorjahr: -0,7 Millionen Euro). Damit gelingt dem Unternehmen zum ersten Mal seit dem Börsengang 2018 ein positives Halbjahresergebnis.
Finanzvorstand Karsten Paetzmann spricht daher wenig überraschend von „tollen Zahlen“. Es ist für ihn ein Erfolg, dass sich die DFV in derart turbulenten Zeiten so stabilisiert hat. Er bestätigt ausdrücklich die bisherige Prognose der DFV. Man will 2022 einen Vorsteuergewinn von 0 bis 1 Millionen Euro erreichen.
Hyrance soll Effizienz verbessern
In Zukunft soll die neue IT-Tochter Hyrance sich positiv auf die Arbeit der DFV und auf die Effizienz auswirken. Das Unternehmen entwickelt Technologien für die Software-basierte Automatisierung in der Schaden- und Leistungsregulierung. Prozesse werden autonomer, die Reaktionszeiten werden kürzer. So werden gleichzeitig Personalkosten eingespart. Auch will man neue digitale Geschäftsfelder erschließen. Bisher wurden mehr als 2 Millionen Euro in die Tochter investiert.
Im Vertrieb will die DFV weiter punkten. Der Direktvertrieb über das Telefon soll intensiviert werden. Der Online-Vertrieb bleibt jedoch der wichtigste Vertriebskanal. Hier will man die Webseite optimieren, um noch mehr Abschlüsse zu erreichen. Das Maklernetz soll weiter ausgebaut werden und mit einer Online-Plattform gefördert werden. Zudem will man wieder stärker auf TV Werbung setzen. Für das erste Quartal 2023 ist eine große neue Markenkampagne geplant, um die eigene Bekanntheit weiter zu steigern.
Im neuen Vertriebsschema will die DFV 30 Prozent (aktuell: 51 Prozent) der Abschlüsse online generieren. Jeweils 20 Prozent sollen durch den Direktvertrieb (aktuell: 11 Prozent) und per TV (zuletzt: 24 Prozent) hereingeholt werden. Makler und Kooperationspartner (z.B. Lidl, A1, Haspa) sollen ebenfalls 20 Prozent (bisher: 14 Prozent) einbringen. Die restlichen 10 Prozent sollen auf Social Media entfallen. Hier positioniert sich die im Prime Standard gelistete Gesellschaft auf Tiktok aber auch auf Twitch.
Neues Angebot „on demand“
Neu bei der DFV ist DFV Snap. Dies ist eine „insurance on demand“. Man kann sich und seine Familie damit für 24 Stunden versichern. Es gibt kein Abo und keinen Papierkram, ein paar Online-Klicks reichen für den kurzfristigen Versicherungsschutz aus. Eine Lebensversicherung steht ebenso auf der Agenda der DFV. Diese könnte 2023 zusammen mit einem Partner kommen.
Das Fazit von Vorstandschef Stefan Knoll ist eindeutig: „Die Deutsche Familienversicherung ist und bleibt das führende InsurTech Europas. Als digitales Versicherungsunternehmen sind wir auf Basis unserer IT-basierten Überlegenheit und unseres skalierbaren Geschäftsmodells eine feste Größe in der deutschen Versicherungsbranche geworden.“
Knoll hat Ambitionen auf das Rathaus
Er betont auf dem Kapitalmarkttag zudem, dass er weiter Aktien der eigenen Gesellschaft kaufen wird. Zuletzt geschah dies im Februar. Über Verkäufe denkt er hingegen nicht nach. Knoll: „Ich glaube an das Unternehmen!“ Ab 2025 will er zudem aus der DFV eine Dividendengesellschaft machen. Dann sollten die bisherigen Verlustvorträge abgearbeitet sein.
Ob Knoll 2025 noch Vorstandschef der Versicherung ist, ist unklar. Dem 64jährigen werden Ambitionen auf das Amt des Oberbürgermeisters von Frankfurt nachgesagt. Gegenüber unserer Redaktion bestätigt er dies ausdrücklich. Vorstand und Unternehmen sind gut aufgestellt, so dass ein Wechsel ins Rathaus für ihn mehr als nur ein Gedankenspiel ist. Hier haben aber zunächst Parteigremien und dann der Wähler noch ein Wort mitzureden.