Solarnative: Ambitionierte Ziele beim Anleihe-Emittenten
Solarnative begibt in diesen Tagen eine Anleihe. Die Zeichnung läuft seit gestern. Eingesammelt werden sollen in einer ersten Tranche bis zu 20 Millionen Euro. Die Anleihe hat ein Maximalvolumen von 50 Millionen Euro. Das Papier soll über fünf Jahre laufen. Der jährliche Zinssatz steht noch nicht genau fest, die Spanne liegt bei 11,25 Prozent bis 12,25 Prozent.
In drei Finanzierungsrunden hat Solarnative bisher 18,2 Millionen Euro eingeworben. Ein Drittel der Anteile liegt bei den Gründern, der Rest bei den verschiedenen Investoren der letzten Jahre.
Das Unternehmen stellt einen Mikrowechselrichter her, nach eigenen Angaben ist dies der kleinste und schnellste weltweit. Dieser Mikrowechselrichter soll die bislang in PV-Anlagen häufig verbreiteten Strangwechselrichter mehr und mehr ersetzen. Eingesetzt werden sollen die Sticks in Balkonkraftwerken, Dachanlagen und in modulintegrierten Wechselrichtern.
160 Personen arbeiten derzeit für Solarnative, man besitzt neun Patente, vier weitere sind angemeldet. Neben drei Standorten in Deutschland ist man auch mit einer kleinen Dependance in Shanghai (China) vertreten.
Produktionszahlen sollen deutlich steigen
2023 wurde der erste Produktionsstandort in Hofheim (Taunus) eröffnet. Man will dort künftig bis zu 1,5 Millionen Powersticks jährlich produzieren. Mit dem frischen Geld will die 2019 gegründete Solarnative an diesem Standort den Produktions-Hochlauf ermöglichen. Das Geld aus der Anleihe soll dabei weniger für Neuinvestitionen genutzt werden, vielmehr soll das Working Capital gestärkt werden.
Derzeit entstehen in Hofheim pro Monat 10.000 Mikrowechselrichter. Bis zum Jahresende will man die Monatsproduktion auf 50.000 Stück hochfahren. Daraus soll 2024 ein Jahresumsatz von 36,3 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Das klingt ambitioniert, wenn man berücksichtigt, dass bisher der Monatsumsatz bei weniger als 1 Million Euro liegt. Diese Marke will man, so ist in einem Investorencall mit CEO Julian Mattheis und CSO Toralf Eggert zu erfahren, jedoch bald knacken.
2025 soll der Umsatz dann bereits die Marke von 100 Millionen Euro durchbrechen, der Management Case steht bei 138,9 Millionen Euro, für 2026 liegt die Prognose bei 328,2 Millionen Euro. Das EBIT soll sich in diesem Zeitraum von -5,7 Millionen Euro (2024) über 13,6 Millionen Euro auf 57,3 Millionen Euro nach oben entwickeln.
Um dieses Wachstum zu realisieren, muss die Zahl der Mitarbeiter deutlich steigen. Von aktuell 160 soll es bis 2026 auf 620 nach oben gehen. Für 2027 stehen mehr als 1.000 Mitarbeiter in den Planungen des Anleiheemittenten. Dann soll es einen Umsatz von 607 Millionen Euro geben, das EBIT wird dann auf 107 Millionen Euro prognostiziert. Langfristig strebt man eine EBIT-Marge von 15 Prozent bis 20 Prozent an.
Wie man in den kommenden Jahren die steigende Zahl an Produktionsmitarbeitern finden will, bleibt im Call etwas nebulös. Man wolle HR-Initiativen schaffen, andere Gesellschaften aus der Region haben zuletzt Mitarbeiter freigestellt, hier gibt es einen weiteren Pool. Zudem sollen die Mitarbeitern nicht nur im Taunusgebiet eingestellt werden. Die Manager sprechen von einer Herausforderung, die sie meistern können.
2027 dürfte das aktuelle Werk in Hofheim für Solarnative deutlich zu klein sein. Die dortige Kapazitätsgrenze liegt bei 1,5 Millionen Einheiten, im Plan für 2027 stehen jedoch 6 Millionen produzierte Einheiten. Möglich werden soll die deutliche Kapazitätsausweitung mit Hilfe eines neuen Werks, das in der Nähe der aktuellen Produktionsstätte entstehen soll. Noch in diesem Jahr will man dazu eine Entscheidung treffen.
Geschäft soll international ausgebaut werden
Da der Photovoltaik-Markt vermutlich auch künftig weiter stark wachsen wird, dürfte sich der Markt nicht beruhigen, die Nachfrage nach Wechselrichtern aller Art dürfte hoch bleiben. Entsprechend will die Gesellschaft ihre Tätigkeit nicht nur auf Deutschland beschränken. Nach einer europäischen Expansion peilt man den großen US-Markt an. Dort könnte es nach dem Willen der Unternehmensführung in wenigen Jahren auch ein eigenes Werk geben. Vor 2026 dürfte der Gang nach Übersee jedoch, so die Aussagen, nicht erfolgen.
Manch ein Investor wundert sich im Investorencall über die hohe Verzinsung der Anleihe. Bis zu 12,25 Prozent müssen erst einmal jährlich zurückgezahlt werden. CEO Mattheis verweist hier aber auf den massiven Wachstumskurs und die angepeilten Umsatzgrößen. Von daher sei man guter Dinge, dass man die Zinszahlungen sehr gut leisten könne. Ein ausgewiesener Finanzexperte hätte diese Frage möglicherweise etwas anders beantwortet.
Mattheis geht zudem nicht davon aus, dass die Emission scheitert. Wenn dies wider Erwarten aber doch geschehen sollte, hat man weiter den Pfad des Eigenkapitals im Blick. Hier ist man offenbar mit verschiedenen Investoren in Gesprächen.
Die Anleihe von Solarnative kann bis zum 28. März gezeichnet werden.