ifo-Geschäftsklimaindex: Zunehmende Besorgnis, aber keine Panikstimmung - Nord LB Kolumne
Das Münchener ifo-Institut hat soeben die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat Oktober präsentiert. Demnach ist der in der Öffentlichkeit und an den Finanzmärkten stark beachtete ifo-Geschäftsklimaindex wie von uns prognostiziert um knapp einen auf nunmehr 102,8 Indexpunkte abgerutscht. Zu dieser – wenn auch nur dezenten – Stimmungseintrübung haben vor allem die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen beigetragen, die erneut unter die 100-Punkte-Marke fielen. Die Beurteilung der aktuellen Lage durch die rund 9.000 befragten Unternehmenslenker ist weiterhin von großer Zufriedenheit geprägt, wenngleich nicht mehr ganz so auskömmlich wie in den beiden Vormonaten.
Die heutigen Zahlen zum wohl verlässlichsten Frühindikator für die deutsche Konjunktur spiegeln durchaus eine zunehmende Besorgnis in den Chefetagen der Unternehmen wider, von Panikstimmung kann aber keine Rede sein. Gewiss waren außenwirtschaftliche Risikofaktoren wie die von der protektionistischen Politik des US-Präsidenten Donald Trump betriebenen Handelskriegsfeldzüge, die Gefahren eines ungeordneten Brexit, die stabilitäts- und fremdenfeindliche Politik der italienischen Regierung und einiges mehr verantwortlich für die schwindende Zuversicht. Die wie üblich bereits zuvor veröffentlichten Ergebnisse der ZEW-Umfrage hatten allerdings eine sehr viel größere Verunsicherung der in dieser Erhebung befragten und bisweilen etwas schreckhaften Finanzmarktexperten dokumentiert. Demgegenüber ist die Reaktion der im wirklichen Wirtschaftsleben agierenden Unternehmen doch von einiger Gelassenheit geprägt.
Die nach Branchen ausgewiesenen Befragungsergebnisse zeigen für das am stärksten vom Außenhandel abhängige Verarbeitende Gewerbe einen etwas merklicheren Rücksetzer als in den anderen Wirtschaftssektoren. Im Baugewerbe konnte sich das Geschäftsklima sogar auf hohem Niveau leicht verbessern. Dies passt zu der Einschätzung, dass es um die Binnenkonjunktur weiterhin bestens bestellt ist. Gleichzeitig ist die deutsche Wirtschaft gegen geopolitische Risiken keineswegs immun.
Damit zeigt sich einmal mehr, dass die ehedem hohe Drehzahl des deutschen Konjunkturmotors ein wenig an Tempo verliert. Solange die schlimmsten Schreckensszenarien zum Handelskrieg, Brexit und anderen Drohkulissen aber nicht eintreten, sollten die Unternehmen gegen die meisten Widrigkeiten recht gut gewappnet sein. Wir sehen uns jedenfalls in unserer Prognose eines realen Wirtschaftswachstums von 1,6% in diesem und 1,7% im nächsten Jahr durch die heutigen Zahlen bestätigt.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Oktober um knapp einen auf nunmehr 102,8 Indexpunkte abgerutscht. Zu dieser – wenn auch nur dezenten – Stimmungseintrübung haben vor allem die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen beigetragen. Die heutigen Zahlen zum wohl verlässlichsten Frühindikator für die deutsche Konjunktur spiegeln durchaus eine zunehmende Besorgnis in den Chefetagen der Unternehmen wider, von Panikstimmung kann aber keine Rede sein. Gewiss waren außenwirtschaftliche Risikofaktoren verantwortlich für die schwindende Zuversicht. Solange die schlimmsten Schreckensszenarien zum Handelskrieg, Brexit und anderen Drohkulissen aber nicht eintreten, sollten die Unternehmen gegen die meisten Widrigkeiten recht gut gewappnet sein.