ifo-Geschäftsklimaindex: Unternehmen bleiben trotz aller Drohkulissen gelassen - Nord LB Kolumne
Vor wenigen Minuten hat das Münchener ifo-Institut die Ergebnisse seines in der Öffentlichkeit und an den Finanzmärkten viel beachteten Konjunkturtests für den Berichtsmonat September präsentiert. Demnach hat der ifo-Geschäftsklimaindex um nur zwei Nachkommastellen auf nunmehr 103,7 Punkte und damit kaum merklich nachgegeben. Die Beurteilung der aktuellen Lage (106,4 Punkte) verblieb nahezu auf dem auskömmlichen Niveau des Vormonats und auch die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen (101,0 Punkte) trübten sich kaum ein. Angesichts der außen- und innenpolitischen Drohkulissen drückt sich hierin eine bemerkenswerte Gelassenheit der rund 9.000 befragten Unternehmenslenker aus.
In der Tat ist es erstaunlich, wie resistent sich die deutsche Wirtschaft gegenüber all den Schocks und Krisen zeigt, die von außerhalb und innerhalb des Landes auf uns einprasseln. Einige Schlaglichter der außenpolitischen Drohkulisse: US-Präsident Trump hat in dem von ihm befeuerten Handelskrieg gegen China und andere Volkswirtschaften gerade noch einmal Munition nachgelegt. Die Aussichten auf einen geregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union sind mit den jüngsten Konfrontationen in weitere Ferne gerückt. Die Budgetplanungen im hochverschuldeten Italien werden für das planlose Agieren der panpopulistischen Regierung zur Zerreißprobe. Und innenpolitisch oder „hausgemacht“ (und ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Die Verfehlungen des zukünftigen Ex-Verfassungsschutzchefs Maaßen und das sich daran anschließende unwürdige Postengeschacher erodieren das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Politik. Der Rechtsradikalismus trägt immer offener seine Fratze zur Schau und hofft auf Zuspruch der Enttäuschten und Frustrierten. All diese potenziellen Stimmungskiller konnten der Zufriedenheit und Zuversicht der deutschen Unternehmen aber noch nicht allzu viel anhaben. Die Frage ist nur: Wie lange noch?
Die nach Branchen ausgewiesenen Befragungsergebnisse dokumentieren ebenfalls eine überaus stabile Stimmungslage: Bei den Dienstleistern, im Handel und im Baugewerbe konnte sich das Geschäftsklima sogar leicht verbessern. Dies spricht für das ungebrochene Vertrauen in eine intakte Binnennachfrage. Lediglich im sehr viel stärker vom Exportgeschäft abhängigen Verarbeitenden Gewerbe trübte sich der Optimismus ein klein wenig ein. Bei all den welt- und außenwirtschaftlichen Wirren und Wogen mag dieser kleine Rücksetzer aber gewiss als dezent erscheinen.
Der nach Maßgabe der „harten“ Konjunkturindikatoren missglückte und auch von Sondereinflüssen geprägte Start ins III. Quartal wird ein Ausrutscher bleiben – wenn man sich auf die heutigen Zahlen zum wohl zuverlässigsten Frühindikator verlassen mag. Wir erwarten für das laufende Vierteljahr ein Wirtschaftswachstum von 0,4% Q/Q, das damit nur wenig unter der Expansionsrate der Vorperiode liegt. Die deutsche Wirtschaft verbleibt also in robuster Konstitution.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex hat im September um nur zwei Nachkommastellen und damit kaum merklich nachgegeben. Die Beurteilung der aktuellen Lage verblieb nahezu auf dem auskömmlichen Niveau des Vormonats und auch die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen trübten sich kaum ein. Angesichts der außen- und innenpolitischen Drohkulissen drückt sich hierin eine bemerkenswerte Gelassenheit der befragten Unternehmenslenker aus. Alle potenziellen Stimmungskiller konnten der Zufriedenheit und Zuversicht der deutschen Unternehmen bisher noch nicht allzu viel anhaben. Die Frage ist nur: Wie lange noch?