ifo-Geschäftsklimaindex gibt im September nur marginal nach - VP Bank Kolumne
Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer gibt im September nur marginal nach (von revidierten 103.9 auf 103.7), nachdem im Vormonat ein deutlicher Anstieg zu vermelden war. Ein Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex hätte überrascht. Dass es lediglich nur marginal nach unten geht, ist als Zeichen der Stärke zu werten. Aktuell sind eine Reihe von belastenden Faktoren auszumachen, die durchaus das Potenzial gehabt hätten, einen stärkeren Rückgang hervorzurufen.
Aber der Reihe nach: Die Auftragseingänge waren im laufenden Jahr eine herbe Enttäuschung. Auch die Wachstumsraten der Industrieproduktion waren zuletzt nach unten gerichtet. Die Automobilbranche entwickelte sich hierbei zum Sorgenkind. Das WLTP-Testverfahren drückt unerwartet deutlich auf die Produktion. Möglicherweise steht nun mit einer möglichen Hardware-Nachrüstung für Dieselfahrzeuge der Euro-5-Norm gleich ein weiterer Belastungsfaktor vor der Tür. Klar ist, dass die Stimmung in der für Deutschland so wichtigen Automobilbranche derzeit nicht die beste ist.
Auch der fortwährende Zollstreit zwischen den USA und China ist ein Stimmungskiller für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt. Wenngleich zwischen den USA und Europa derzeit Ruhe herrscht, dürften die Massnahmen der Regierung Trump gegenüber dem Reich der Mitte auf das Gemüt schlagen. Der eine oder andere Unternehmer dürfte argwöhnisch sein, ob die neuerliche Eskalation zwischen USA und China nicht als Vorbote für neuerliche Strafzölle gegenüber Europa gewertet werden kann.
Für die deutsche Exportwirtschaft wird auch in Anbetracht der Krise in den Schwellenländern das Leben nicht gerade einfacher. Und ganz nebenbei bemerkt: Die Brexit-Verhandlungen haben für die europäischen Unternehmen bislang keine Klarheit gebracht. Im Gegenteil, die Fronten zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich haben sich zuletzt wieder verhärtet.
Im Zusammenhang mit der Vielzahl von wirtschaftlichen Hürden hätte der ifo-Geschäftsklimaindex durchaus auch schärfer fallen können. Dies zeigt aber auch, wie stark die Binnenwirtschaft ist. Die gute Beschäftigungssituation ist positiv für die private Kauflaune. Und in Anbetracht tiefer Zinsen läuft die Bauwirtschaft äusserst rund. In Anbetracht der günstigen Finanzierungskonditionen fasst sich auch so mancher Unternehmer ein Herz und steckt wieder vermehrt Geld in die eigene Firma.