Steinhoff Aktie: Viele offene Fragen
Steinhoff International hat mit den gestern vorgelegten Zustimmungsquoten der Gläubiger zu einem Stillhalteabkommen für den Sanierungsplan einen wichtigen Schritt getan. Werden auch noch die letzten Voraussetzungen erfüllt, so erhält der sehr hoch verschuldete Konzern Zeit und damit Luft für einen Sanierungsversuch. Was konkret in dieser Zeit passieren soll, ist derzeit völlig offen. Große Details zum ausgehandelten Sanierungsplan hat Steinhoff International bisher nicht veröffentlicht. So bleibt unklar, wie der Konzern zukünftig genügend Geld verdienen und Cash generieren will, um Gläubiger und Aktionäre zufrieden zu stellen und Schulden abzubauen.
Vielleicht war das ein Grund, warum sich in den Aktienforen des Internets der eine oder andere enttäuscht von der gestrigen Kursbewegung der Steinhoff Aktie gezeigt hat. Diese schaffte erst im zweiten Anlauf den Sprung über eine Hinderniszone unterhalb von 0,225 Euro. Bei 0,247 Euro wurde das Tageshoch erzielt - weit entfernt von den zuletzt viel herumgereichten, wenngleich aufgrund des defizitären Geschäfts und weiterer Beteiligungsverkäufe (u.a. kika/Leiner) längst wohl nicht mehr aktuellen Buchwert von 0,58 Euro je Steinhoff Aktie. Mit 0,232 Euro ging die Steinhoff Aktie letztlich aus dem Handel, ein Plus von immerhin mehr als 20 Prozent.
Steinhoff: Viele Fragen zur Sanierung sind weiter offen
Die Zahl der Steinhoff-News dürfte in diesen Tagen kaum kleiner werden. Erst heute endet für die Gläubiger die Zustimmungsfrist zum Stillhalteabkommen. Schon jetzt aber hat Steinhoff International die Mindestbedingungen bei der Zustimmung deutlich übererfüllt. So dürfte sich nach und nach der Fokus an der Börse auf die Frage nach den konkreten Sanierungsplanungen verlagern. Werden Schulden in Aktien getauscht, müssen profitable Beteiligungen zum Schuldenabbau verkauft werden? All dies ist bisher ungeklärt. Dass der SDAX-Konzern sich von weiteren Beteiligungen trennen muss, ist kaum zu vermeiden. Geld wird weiter benötigt, zum Schuldenabbau und für das operative Geschäft. Problemkinder wie die US-Tochter Mattress Firm, tief defizitär und schlecht aufgestellt, machen weiter Sorgen. Gestern gab es erste Indikationen, wie die Immobiliengesellschaft Hemisphere saniert werden könnte - hierin bündelt Steinhoff International vor allem die Immobilien von kika/Leiner und nur wenige wären wohl völlig überrascht, wenn diese in der nächsten Zeit verkauft werden würden. 750 Millionen Euro an Schulden sind bei Hemisphere vorhanden, die nun mit 10 Prozent verzinst werden und die spätestens Ende 2021 fällig werden.
Der Blick auf den Chart der Steinhoff Aktie ist angesichts der noch zu erwartenden Neuigkeiten des Unternehmens weiter hoch interessant. Nachdem sich die Aktie über den diversen charttechnischen Hürden zwischen 0,219/0,221 Euro und 0,225/0,226 Euro stabilisieren konnte, sind hier nun charttechnische Unterstützungen zu sehen. Nach oben hin sollte vor allem der Bereich um das gestrige Tageshoch und bei einem Ausbruch hierüber eine Zone zwischen 0,268/0,271 Euro und 0,275 Euro als Widerstand anzusehen sein.