Börse am Morgen, u.a. EZB, Norma, Schweizer Franken, PCK Schwedt - Nord LB
Die Zeiten der starken Liquiditätsversorgung der EZB über Anleihekäufe sind laut Ansicht der Chefbankenaufseherin Claudia Buch für Finanzinstitute im Euroraum vorbei. „Das Management der Liquiditätsrisiken rückt viel mehr in den Vordergrund in unserer Tätigkeit und auch in der Tätigkeit der Banken“. Buch leitet seit Jahresanfang die EZB-Bankenaufsicht über Großbanken.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Februar erneut aufgehellt. Der Index ist von 15,2 im Vormonat auf nunmehr 19,9 gestiegen und kann sich damit den dritten Monat in Folge oberhalb der Nulllinie stabilisieren. Die Lagebeurteilung in Deutschland hingegen ist vor dem Hintergrund einer immer länger werdenden Liste an Belastungsfaktoren mit -81,7 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2020 gefallen. Für den Euroraum hellten sich die Erwartungen ebenfalls auf. Besonders deutlich haben sich in den aktuellen Daten erneut die Zinssenkungserwartungen der Befragten niedergeschlagen. Mit Blick auf die nächste turnusmäßige Sitzung der EZB im März dürfte eine erneute Abwärtsrevision der Projektionen eine allmähliche Anpassung der Kommunikation einleiten. Mit Erhalt wichtiger Lohndaten im April öffnen sich dann zur Jahresmitte für die EZB sukzessive Zeitfenster für die Senkung der Leitzinsen.
Tagesausblick
Heute wird zunächst auf die Inflationszahlen aus dem Vereinigten Königreich zu achten sein. Diese Angaben könnten durchaus einen Einfluss auf die weiteren geldpolitischen Pläne der Bank of England haben. Zudem werden noch Konjunkturdaten aus der EWWU gemeldet. Das Highlight des Tages dürften aber wieder einmal die Reden von Offiziellen der Fed und der EZB sein. So spricht unter anderem Austan Goolsbee von der Chicago Fed bei einer Veranstaltung des Council on Foreign Relations in New York; Fragen des Auditoriums werden erlaubt sein – es könnte also durchaus Überraschungen geben!
Renten- und Aktienmärkte
Der jap. Nikkei-225 konnte am Dienstag zum ersten Mal seit 1990 wieder die Marke von 38.000 Punkten erklimmen. Seit Jahresanfang legte der Index schon beeindruckende 13% zu. Gestern kam es zu einem Tagesanstieg von allein fast 3%. Treiber für das Feuerwerk sind Kurssprünge bei Technologiewerten sowie der schwache Yen (year-to-date wertete der Yen schon mehr als 5% ggü. dem USD ab). Vom schwachen Yen profitieren insbesondere Exportfirmen! Die europ. und amerik. Aktienmärkte konnten diesem Höhenflug nicht folgen. Einen Strich durch die Rechnung machten nämlich die CPI-Zahlen aus den USA. Mit einem Anstieg der CPIs um 0,3% M/M lagen die Werte oberhalb der Erwartungen. Die Kernrate legte sogar um 0,4% M/M zu. Die aktuellen Zahlen liefern der Fed somit keinen Grund für zügige Zinssenkungen. Entsprechend legten die Renditen von US-Treasuries zu (10Y: 4,28%; + 10bp). Länger anhaltend hohe Zinsen belasten Aktien.
Unternehmen
Der Auto- und Industriezulieferer Norma leidet unter rückläufigen Aufträgen aus den USA infolge von Streiks in der Fahrzeugindustrie sowie aufgrund von Währungseffekten. Ersten Berechnungen zufolge wird der Umsatz im Jahr 2023 auf EUR 1,22 Mrd. sinken (minus 2,4%). Die vollst. Zahlen werden am 26.03. veröffentlicht.
Devisen und Rohstoffe
Ein unerwartet starker Rückgang der Inflation in der Schweiz (auf nur noch 1,3%) drückt den Franken auf ein 2-Monatstief. Damit einhergehend nehmen die CHF-Zinssenkungsspekulationen der Devisenhändler an Fahrt auf. Die nächste Sitzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist für den 21.03.2024 terminiert. Auf der letzten SNB-Sitzung (Mitte Dezember 2023) wurde der Leitzins zum zweiten Mal in Folge unverändert gelassen (1,75%). Die Schweiz besitzt eine der niedrigsten Teuerungsraten unter den wichtigsten Währungsräumen. Schon seit längerem liegt die Inflation wieder im Zielkorridor von 0% bis 2%.
Die Versorgung der PCK Schwedt (Deutschlands viertgrößte Raffinerie) würde sich nach einer potenziellen Enteignung des russischen Rosneft-Konzerns verbessern. Rosneft hält mit 54% die Mehrheit an Schwedt, die Anteile wurde aber nach dem Angriff auf die Ukraine unter Treuhänderschaft gestellt. Zwischenzeitlich hat die Bundesregierung rechtliche Voraussetzungen geschaffen, um die Rosneft Anteile zu veräußern. Derzeit wird ein Großteil des Rohöls über eine Pipeline von Rostock sowie kleinere Importmengen aus Kasachstan versorgt. Polen hat nun zugesagt, die Versorgung aus Kasachstan zu ersetzen, sollten Lieferschwierigkeiten entstehen (zur Information: das Öl aus Kasachstan fließt durch Leitungen in Russland). Schwedt sichert hauptsächlich die Versorgung im Großraum Berlin und im westlichen Polen.
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