Mobotix: Die Vaxtor-Chance und die problematische Prognose
Mitte Januar hat Mobotix angekündigt, die Vaxtor Gruppe aus Spanien zu übernehmen. Dies ist ein Spezialist für optische Zeichenerkennung, automatisierte Kennzeichenkontrolle, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen und ergänzt somit das Portfolio von Mobotix.
Seit zwei Jahren arbeiten Mobotix und Vaxtor bereits zusammen. Gegründet wurden die Spanier 2016, derzeit beschäftigen sie rund 20 Personen. Zuletzt machten sie einen Umsatz von 2,5 Millionen Dollar und waren dabei profitabel. Bei Montega Connect erklärt Klaus Kiener, Finanzvorstand von Mobotix, dass der Umsatz der Spanier bis 2024 auf 5 Millionen Euro ansteigen soll.
Kiener zeigt sich in seiner Präsentation begeistert von der Software der Spanier. Diese lasse sich für das Kerngeschäft von Mobotix sehr gut nutzen. Es gebe hier vielfältige Möglichkeiten des Einsatzes. Neben den bekannten Varianten könnten die Produkte beispielsweise auch in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. So haben Milchkühe meist einen Clip am Ohr, den man mit Hilfe von Vaxtor auslesen kann.
Nach dem noch zu erfolgenden Closing der Vaxtor-Akquisition setzt Kiener auf Synergieeffekte aber auch auf neue Kunden und Partner mit den erweiterten Möglichkeiten. Dabei sieht er Mobotix dank der Unterstützung der Iberer in der Lage, auch bei größeren Projekten mitbieten zu können.
Von besonderer Bedeutung ist für Mobotix der US-Markt, Kiener beschreibt ihn als wichtigsten Wachstumsmarkt. Nach den pandemiebedingten Rückschlägen, soll der Markt 2022 um mehr als 8 Prozent zulegen. Davon erhofft sich Kiener ein Stückchen zu bekommen. Er sieht Mobotix in Übersee als gut positioniert an. Als deutsches Unternehmen hat man im Compliance-Bereich einige Vorteile gegenüber Mitbewerbern beispielsweise aus China. Diese dürften an Behörden- oder Regierungsprojekten teils gar nicht teilnehmen.
Mobotix mit Jahr 2021 nicht zufrieden
Laut einer vor rund fünf Jahren aufgestellten mittelfristigen Planung will Mobotix 2022/23 einen Umsatz von 100 Millionen Euro schaffen, das EBIT soll 12,0 Millionen Euro erreichen. Zuletzt lag der Umsatz 2020/21 bei 62,4 Millionen Euro., das EBIT betrug 2020/21 aufgrund der Pandemie nur 0,2 Millionen Euro. Kiener macht bei diesen Zahlen unumwunden deutlich, dass man mit dem Jahr 2021 nicht zufrieden war.
Der negative Trend setzt sich im ersten Quartal 2021/22 fort. Verschiedene Lockdowns und verzögerte Projekte haben Mobotix erneut zugesetzt. Im Januar hat man erklärt, im Gesamtjahr einen Umsatz von 70 Millionen Euro bis 73 Millionen Euro zu schaffen. Das EBIT soll bei 1,5 Millionen Euro bis 3,0 Millionen Euro liegen. Kiener äußert sich während seines Vortrags zuversichtlich, dass man diese Prognose dank eines starken zweiten Halbjahres halten kann. Wenn man sich die Zahlen zum ersten Quartal anschaut (Umsatz von 12,8 Millionen Euro, EBIT von -1,5 Millionen Euro), so ist die Gesellschaft aus Langmeil von der Prognose jedoch noch weit entfernt.
Ob es dann im kommenden Geschäftsjahr wirklich zum Umsatz von 100 Millionen Euro reicht, steht in den Sternen. Kiener will sich diese Prognose mit seinem Team noch einmal genau anschauen und kritisch hinterfragen – auch wegen der Nachwirkungen durch Corona. Zudem gibt es derzeit Risiken in den globalen Lieferketten, die auch Mobotix betreffen. All dies klingt nicht danach, dass die mittelfristige Prognose noch lange Bestand hat. Im März will sich Mobotix zu den weiteren Zielen äußern.