Börse am Morgen, u.a. Orsted, Siemens Energy, Vestas und Bosch - Nord LB
Die Talfahrt der dt. Produzenten verschärft sich. Laut Statistischem Bundesamt stellten Bau, Industrie und Energieversorger im Dezember 1,6% weniger her als im Vormonat. Dies ist der stärkste Rückgang seit März 2023 und der vierte Rückgang in Folge. Teure Energie, geopolitische Risiken, hohe Zinsen sowie eine verhaltene Weltkonjunktur belasten. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigt die Lage: „Eine Trendwende zeichnet sich noch nicht ab … erst im weiteren Jahresverlauf dürfte eine binnenwirtschaftlich getragene Erholung einsetzen.“
Tagesausblick
Heute stehen keine ganz so wichtigen Konjunkturdaten mehr zur Veröffentlichung an. Die Marktteilnehmer werden aber wohl mit einem Auge auf die wöchentlich gemeldeten Zahlen zur Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA blicken müssen. Öffentliche Auftritte von Offiziellen der Fed und der EZB bleiben natürlich weiterhin im Fokus. Die Notenbank vom Main publiziert zudem ihren Wirtschaftsbericht.
Renten- und Aktienmärkte
Renditen 10-jähriger dt. Bunds zogen am Mittwoch leicht an (+2bp). Sorgen über das Engagement europ. Banken in US-Gewerbeimmobilien überschatteten den Gesamtmarkt. Auch dt. Geldinstitute rücken ins Rampenlicht. US-Finanzministerin Yellen titulierte die Einbußen im Gewerbeimmobilien-Sektor sogar als besorgniserregend. Wörtlich sagte sie, dass einige Institute „ziemlich unter Stress“ ständen. In diesem weltweiten Konzert der Zentralbanker wiegt das Wort von EZB-Mitglied Isabel Schnabel schwer. In einem Interview mit der Financial Times sagte sie, dass die Daten explizit vor einer zu frühen Zinssenkung warnen.
Nach dem neuen Rekordhoch beim DAX legten die Börsianer zur Wochenmitte daher zurecht eine Verschnaufpause ein. Die Aussicht auf Unterstützungsmaßnahmen der chin. Behörden für den angeschlagenen Aktienmarkt im Reich der Mitte stimmen zuversichtlich. Anlässlich der Feiern zum Mond-Neujahr wird ab Freitag in China der Handel für eine Woche ruhen. Beruhigende Worte werden daher dankbar von der Börse gewürdigt. Reicht dies im Hinblick auf die Krise am US-Commercial-Real-Estate Markt?
Unternehmen
Orsted, der weltgrößte Windparkentwickler kündigt ein umfassendes Sparprogramm an. Stellen sollen abgebaut, Fixkosten bis 2026 um rd. DKK 1,0 Mrd. reduziert werden. Aufgrund außer Kontrolle geratener Kosten sowie Lieferkettenproblemen stornierte der dänische Konzern bereits Offshore-Projekte in UK & US. Im Jahr 2023 fiel ein Verlust von DKK 20,2 Mrd. an. Bis 2025 werden Dividendenzahlungen ausgesetzt. Vermögenswerte i. H. v. DKK 115 Mrd. sollen bis 2030 veräußert werden.
Siemens Energy möchte an der Struktur des Unternehmens festhalten. Auf einer Online-Pressekonferenz sagte Vorstandschef Christian Bruch: „Wir haben ein Windproblem, wir haben kein Strukturproblem“. Zurzeit habe die Mängelbehebung bei Windturbinen Priorität. In der jüngsten Vergangenheit wurden Vorschläge laut sich von dem Geschäft mit Gasturbinen und den Netzen zu trennen. In Q1 des GJ (per Ende September) hat Siemens Energy über Beteiligungsverkäufe einen Gewinn nach Steuern von EUR 1,6 Mrd. erzielt. Die Windturbinentochter Siemens Gamesa konnte zwischenzeitlich ihre Verluste reduzieren. Mit EUR 434 Mio. sind diese nur noch halb so hoch wie ein Jahr zuvor.
Vestas ist zurück in den schwarzen Zahlen und sieht sich wieder auf Wachstumskurs. Der Windturbinenbauer erreichte in 2023 einen Umsatz von EUR 15,4 Mrd. Für 2024 wird ein Umsatzanstieg auf EUR 16-18 Mrd. antizipiert. Die EBIT-Marge soll auf 4% - 6% verbessert werden. Eine Dividende ist nicht geplant.
Der größte Autozulieferer der Welt, Bosch, plant aufgrund einer schwachen Auftragslage den Abbau von bis zu 3.700 Stellen. Insb. die Autozuliefersparte Mobility ist betroffen. Hohe Preise für E-Autos sowie der Wegfall der staatlichen Kaufprämie wirken nachfragedämpfend. Bosch-Chef Hartung sparte dabei nicht mit Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung: „Das Problem ist die sprunghafte Umsetzung, wie man … zuletzt mit der plötzlichen Abschaffung der E-Auto-Prämie in Deutschland erleben konnte.“
Devisen und Rohstoffe
Die Warnung von Schnabel vor einem Wiederaufflammen der Inflation hinterließ auch am Devisenmarkt Spuren. Die spannende Frage lautet, welche Notenbank (dies oder jenseits des Atlantiks) zukünftig die Zinsrichtung vorgibt. Der Euro kam ggü. dem Dollar nicht recht vom Fleck.
Am Mittwoch setzte sich die Erholung der letzten beiden Handelstage bei den Ölpreisen fort. Sorgen um die weitere Entwicklung im Nahen Osten wirken preisunterstützend.
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