Börse am Morgen, u.a. Hapag-Lloyd, Toyota, DAX und Rezessionsgefahren - Nord LB
Das reale BIP im Euroraum stagnierte in Q4, wodurch eine technische Rezession umschifft wurde. Die Gesamtrate für das Jahr 2023 liegt demnach bei 0,5%. Mit Ausnahme von Deutschland ist keine der großen Volkswirtschaften geschrumpft. Gebremst hat erneut der Rückgang der Inlandsnachfrage. Für die Wirtschaft in der Eurozone scheint der Gegenwind zu Beginn 2024 insgesamt bereits etwas nachzulassen. Große Hoffnungen liegen zudem auf dem privaten Konsum, von dem mit zurückkehrender Kaufkraft und einem anhaltend robusten Arbeitsmarkt konjunkturelle Impulse zu erwarten sind. Für das Gesamtjahr 2024 erwarten wir einen BIP-Zuwachs von 0,5%. Mit Blick auf die EZB ebnen die Konjunkturschwäche und der Inflationsrückgang den Weg für Zinssenkungen ab Juni.
Die deutsche Wirtschaft droht nach einer langen Phase der Stagnation in eine Rezession abzurutschen. In Q4 2023 schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukt um 0,3% Q/Q. Gebremst haben vor allem die schwache Investitionstätigkeit bei Bauten und Ausrüstungen. Zu den ökonomischen und politischen Belastungsfaktoren (Geldpolitik, Geopolitik, Rotes Meer, Fiskalpolitik) kamen zuletzt noch die kalte Witterung, Hochwasser, ein hoher Krankenstand und Bahnstreiks hinzu. Dieses Trommelfeuer an schlechten Nachrichten hat nicht nur die Stimmung verhagelt, der Wirtschaftsleistung droht in Q1 ein erneuter Rücksetzer. Positive Impulse sind dringend nötig, vor allem bei der restriktiven Geld- und Fiskalpolitik gäbe es Spielraum. Zumindest von der EZB darf man erwarten, dass sie ihre Zügel in einigen Monaten zu lockern beginnt. Bei der Fiskalpolitik sind naturgemäß dickere Bretter zu bohren.
Tagesausblick
Die Marktteilnehmer werden heute zunächst mit mindestens einem Auge auf die deutschen Inflationsdaten und die „alternativen“ Arbeitsmarktzahlen des Personaldienstleisters ADP zu achten haben. Das absolute Highlight des Tages sollte aber natürlich die FOMC-Sitzung sein. Auch in Washington dürften die Notenbanker noch dem Motto „Worte statt Taten“ folgen wollen. Im Laufe des Jahres müsste das Thema Leitzinssenkungen jedoch schon auf die Agenda der US-Notenbank rücken. Einige Marktteilnehmer rechnen sogar bereits sehr bald mit aggressiven Anpassungen der Fed Funds Target Rate nach unten. Angesichts der Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit mag das FOMC aber vielleicht doch zu etwas mehr Vorsicht neigen. Die momentane Inflationsentwicklung lässt die US-Geldpolitik zwar zunehmend restriktiv werden – noch präsentiert sich die Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten aber wohl zu freundlich, um bereits zügige Anpassungen am Leitzinsniveau zu rechtfertigen.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen sind am Dienstag etwas gefallen. Schwache Daten zum deutschen BIP gaben keinen Auftrieb.
Haben Sie schon auf den Chart vom DAX geschaut? Der robbte sich gestern erneut zu einem neuen All Time-High vor. Getrieben wurde das Plus von positiven Vorgaben der Wall Street. DAX +0,18%; MDAX -0,34%; TecDAX +0,29%.
Die Wall Street zeigte sich angesichts uneinheitlich ausgefallener Konzernbilanzen und Konjunkturdaten ohne klare Richtung. Auf die Stimmung drückten u.a. die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten. Die Zahl offener Stellen in den USA - ein Maß für die Nachfrage nach Personal - stieg zuletzt unerwartet. Dow Jones +0,35%; S&P 500 -0,06%; Nasdaq Comp. -0,76%.
Unternehmen
Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd hat im vergangenen Jahr das Ende der Corona-Sonderkonjunktur deutlich zu spüren bekommen. Wie der Konzern auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte, brach der Betriebsgewinn (EBIT) 2023 auf 2,5 Mrd. EUR ein. Das ist ein Siebtel dessen, was Hapag-Lloyd im Jahr 2022 eingefahren hatte. Wesentlicher Grund ist dem Konzern zufolge, dass sich die Frachtraten im Zuge der Normalisierung der Lieferketten im Schnitt um knapp 48% auf 1500 USD je Standardcontainer (TEU) verringerten. Der Umsatz bei der weltweit fünftgrößten Reederei brach um gut 48% auf 17,9 Mrd. EUR ein.
Toyota holt sich zum 4. Mal in Folge die Krone als absatzstärkster Hersteller der Welt. In 2023 wurde ein Verkaufsrekord von 11,2 Mio. Fahrzeugen erzielt, ein Absatzplus von 7,2%.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR hat anfängliche Verluste ggü. dem USD aufgeholt. Wachstumsdaten aus der Eurozone fielen unter dem Strich etwas besser aus als erwartet.
Die Spannungen im Nahen Osten bleiben ein bestimmendes Thema am Ölmarkt. Die Ölpreise zogen somit wieder an.
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