euromicron Aktie: Worauf „zockt” die Börse?
Nachdem die euromicron Aktie am Donnerstag und Freitag jeweils auf 0,221 Euro zurückgefallen war, geht es für die „Pleite-Aktie” aktuell spürbar nach oben. Der letzte Aktienkurs wurde bei 0,34 Euro notiert, ein Plus von 41 Prozent zum Schlusskurs vom Freitag. An der Börse hoffen offenbar einige Trader, dass mit der Abberufung der euromicron-Chefin Bettina Meyer nach dem jüngsten Antrag des Konzerns bei Gericht auf ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung doch noch eine Wende zum Positiven erreicht werden könnte.
Warum Meyer abberufen wurde, bleibt unklar - das Unternehmen nennt keine Gründe. Pikant: Die Managerin hätte in wenigen Tagen ihren Job ohnehin nicht mehr wahrnehmen dürfen. Meyers Vertrag wäre Ende März 2020 ausgelaufen, aber ab dem Jahresbeginn 2020 sollte die Managerin bereits ihr Aufgabengebiet nicht mehr wahrnehmen, sondern an die neuen Vorstände übergeben. Mindestens ebenso pikant: Selbst euromicrons Großaktionär Funkwerk sowie dessen Mehreitseigner Hörmann, der mit dem Geschäftsführer Michael Radke den Aufsichtsratschef bei euromicron stellt, wurden von der Überschuldung des Konzerns überrascht. Der hatte noch mit Investoren um eine Finanzierung verhandelt - offenbar ohne Einbindung des Großaktionärs. Ein Vorgehen, dass man mindestens als ungewöhnlich bezeichnen muss.
„Die Geschäftsführung der euromicron AG wird bis zum Eintritt der beiden am 13. November 2019 durch den Aufsichtsrat bestellten neuen Mitglieder des Vorstands am 01. Januar 2020 durch das bereits seit 01. Februar 2019 amtierende Mitglied des Vorstands Herrn Dr. Frank Schmitt als verbleibender Vorstand wahrgenommen”, kündigte euromicron nun an. Die Gesellschaft hatte im November Michael Hofer als Chief Financial Officer und Andreas Schmid als Chief Operations Officer in den Vorstand berufen.
Zum beantragten Schutzschirmverfahren und den Gesprächen mit einem unbekannten Investor, der angeblich an den operativen Töchtern Interesse hat, verlor euromicron in der jüngsten Mitteilung übrigens kein Wort. Ob die Abberufung Meyers neue Bewegungen in die Sache bringt, bleibt abzuwarten. Ein neuer Investor steht zwar schon in Verhandlungen mit dem Unternehmen über den Kauf der Tochtergesellschaften, doch ob das gute Nachrichten für euromicrons Aktionäre sind ist fraglich. Der Grund: Der Investor plant lediglich die Übernahme der operativen Tochtergesellschaften und habe hierzu ein Erwerberkonzept vorgelegt, so das Unternehmen. Der namentlich nicht genannte Investor strebe „eine Verwertungsvereinbarung mit den finanzierenden Banken und Avalgebern an” - ob da für Aktionäre angesichts der Überschuldung eine Perspektive bleibt, ist höchst fraglich.
Derweil hat Funkwerk aufgrund des Vertrauensverlustes angekündigt, nicht mehr mit euromicron zusammen zu arbeiten. Eine offizielle Reaktion des Großaktionärs sowie von Hörmann auf Meyers Abberufung gibt es bisher nicht.