Commerzbank: Deutsche Industrieproduktion tritt auf der Stelle
Zwar konnten die deutschen Industrieunternehmen im Juli einen leichten Anstieg der Bestellungen um 0,2% zum Vormonat registrieren, für eine spürbare Belebung der Industrieproduktion ist dies jedoch zu wenig, zumal die volatilen Bestellungen bei Airbus im Nachgang der Flugzeugmesse in England die Lage nur vorübergehend aufhellen. Auch das Ifo-Geschäftsklima hatte in der vergangenen Woche kein positives Bild geliefert. Die deutsche Industrie ist schwach ins dritte Quartal (Q3) gestartet. Die Produktionsdaten, die morgen veröffentlicht werden, dürften ein Minus ausweisen, auch weil die Daten der Autobauer schwach waren. Ein kräftiges BIP-Wachstum erwarten wir in Q3 daher nicht.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Juli), 8:00 Uhr
Schweden: Zinsentscheidung Riksbank, 9:30 Uhr
Großbritannien: Industrieproduktion (Juli), 10:30 Uhr
Kanada: Zinsentscheidung Zentralbank, 16:00 Uhr
Letzten Freitag scheiterte erneut die Wiederwahl Mariano Rajoys zum Ministerpräsidenten Spaniens. Aktuell erscheinen die Fronten zwischen den politischen Lagern so verhärtet, dass es vermutlich zu einer weiteren Parlamentswahl am Ende des Jahres kommen wird. Wer nun geglaubt hat, spanische Staatsanleihen würden von Investoren gemieden, der sieht sich getäuscht. Zwar gab es letzte Woche bis zur gescheiterten Abstimmung eine Ausweitung der Risikoaufschläge spanischer Staatstitel gegenüber Bundesanleihen, dieses kurze Störfeuer ist inzwischen aber wieder erloschen. Mittlerweile handeln zehnjährige spanische Staatsanleihen 102 Basispunkte oberhalb der entsprechenden deutschen Benchmarkanleihe und damit nur vier Basispunkte über dem Jahrestief von Mitte August. Der Kapitalmarkt bleibt gelassen, obwohl Spanien immer noch keinen Haushaltsentwurf für das kommende Jahr vorgelegt hat und ohne Regierung dazu auch kaum in absehbarer Zeit in der Lage sein wird. Die deutsche Industrie hat im Juli weniger Aufträge erhalten als erwartet. Die Aufträge stiegen zwar um 0,2% gegenüber Juni, Analysten hatten aber im Mittel einen Zuwachs um 0,5% erwartet (siehe „Im Blickpunkt“) In den USA enttäuschte der ISM-Index des Dienstleistungssektors. Der Augustwert sank überraschend deutlich um 4,1 auf 51,4 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2010. Nachdem letzte Woche der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes mit 49,4 Zählern unter die Wachstumsschwelle rutschte, zeichnet sich für August ein Dämpfer für die Wirtschaft der USA ab. Die Erwartungen auf eine Zinserhöhung der Fed gingen als Reaktion deutlich zurück.
Aktien
Apple, Keynote – Vorstellung iPhone 7
Die europäischen Aktienmärkte treten in den Tagen vor der wichtigen EZB-Sitzung mehr oder weniger auf der Stelle. Am gestrigen Handelstag belastete der deutlich schwächer als erwartet ausgefallene ISM-Index für Dienstleistungen in den USA, der zwar einerseits die Zinserwartungen wieder abschwächte, aber zusammen mit dem Eindruck, den sein Pendant für das verarbeitende Gewerbe hatte aufkommen lassen, auch Zweifel an der US-Konjunktur sät. Darüber hinaus bestimmten viele Übernahmen das Tagesgeschehen. Im deutschen Dax 30 standen die Aktien von Fresenius (+6,4%) mit klarem Vorsprung an der Spitze der Kursliste, nachdem der Gesundheitskonzern verkündet hatte, dass er vor der größten Übernahme der Firmengeschichte steht (5,8 Mrd. € für den spanischen Krankenhausbetreiber Quirónsalud). Zusätzlich profitierte die Kursentwicklung von einer Kaufempfehlung. Auch die Titel von Bayer (+1,8%) konnten einen deutlicheren Kursgewinn verbuchen. Der Chemie- und Pharmakonzern hatte sein Angebot für Monsanto weiter erhöht. Im EUROSTOXX 50 stach so die Gesundheitsbranche (+1,1%) im allgemein zurückhaltenden Umfeld hervor. Banken (-1,6%) entwickelten sich nach dem starken Auftritt der Vorwochen unterdurchschnittlich. Die Wall Street trotzte den schlechten Konjunkturdaten. Der NASDAQ-Composite konnte sogar ein neues Rekordhoch erreichen. Auch hier sorgten diverse Übernahmen für besondere Kursausschläge (Navistar/ LKWs, Spectra/Pipelines, Cepheid/Molekulardiagnostik). Stärkste Branche war mit sich erholenden Ölpreisen der Energiesektor (+1,5%). Doch auch Versorger (+1,1%) und Telekommunikation (+1%) konnten stärker zulegen. Die asiatischen Börsen tendieren heute in der Breite etwas fester. Der Nikkei leidet indes unter dem festeren Yen. Die europäischen Märkte dürften kaum verändert eröffnen.