ifo-Index: Der Handlungsdruck bei der EZB nimmt nicht ab! - Nord LB
Vor einigen Minuten hat das ifo-Institut in München neue Zahlen zur Entwicklung der Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft publiziert. Berichtsmonat ist bereits der Februar. Der ifo-Geschäftsklimaindex gilt bekanntlich als wohl wichtigster Stimmungsindikator für die Ökonomie der größten Volkswirtschaft der EU. Diese Zeitreihe konnte am aktuellen Rand immerhin auf 85,5 Punkte zulegen. Nach dem etwas überraschenden Rückgang im Januar konnte die in die Zukunft blickende Erwartungskomponente nun immerhin auf 84,1 Zähler anziehen. Diese Unterkomponente notiert damit wieder auf exakt dem Niveau von Dezember 2023. Die Konjunkturerwartungen der ZEW-Umfrage haben in den vergangenen drei Monaten natürlich eine dynamischere Aufwärtsbewegung gezeigt. An dieser Stelle könnte die aktuelle Euphorie beim DAX sicherlich eine Rolle spielen. Der deutsche Blue-Chip-Aktienindex hatte die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Punkten zuletzt doch recht klar überwunden. Die Beurteilung der aktuellen Situation verharrt den Daten vom ifo-Institut folgend unverändert auf dem – allerdings leicht nach unten revidierten – Vormonatswert von 86,9 Punkten.
Die aktuellen Daten zur Entwicklung des ifo-Geschäftsklimaindexes haben die Märkte damit in der Summe immerhin nicht nachhaltig negativ überrascht. Als interessierte Beobachter der deutschen Wirtschaft ist man in der jüngeren Vergangenheit natürlich sehr bescheiden geworden, wirklich positiv präsentieren sich die aktuellen Nachrichten aus der größten Volkswirtschaft der EU aber sicherlich nicht. Die konjunkturelle Lage in Deutschland bleibt also schwierig. Die Gründe hierfür sind jüngst von der Bundesregierung bei der Abwärtsrevision der BIP-Prognose durch das Wirtschaftsministerium auch klar benannt worden. Neben einem geringen Wachstum beim Welthandel und den Sparzwängen beim Staat wurde auch auf das hohe Zinsniveau hingewiesen, welches die Investitionen doch spürbar zu dämpfen scheint. An dieser Stelle könnte die EZB natürlich helfen. Diese wird zwar zunächst noch auf weitere Inflationsdaten warten wollen – und dabei auch die Lohentwicklung in der Währungsunion genau im Auge behalten – im II. Quartal 2024 sollte eine erste „kleine“ Zinssenkung durch die Notenbanker in Frankfurt aber möglich werden.
Mit Blick auf die Entwicklungen in den verschiedenen Sektoren der deutschen Wirtschaft hat sich die Stimmung in der Industrie im Februar laut ifo-Institut wieder eingetrübt. Damit wurden die leichten Erholungstendenzen, die im Januar zu beobachten waren, von den Befragungsteilnehmern regelrecht wieder „zu den Akten gelegt“. Der jüngste Schwächeanfall beim entsprechenden deutschen Einkaufsmanagerindex hatte eine solche negative Nachricht allerdings bereits klar angedeutet. Auch im Handel zeigte sich am aktuellen Rand eine gewisse Stimmungseintrübung.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex konnte im Februar etwas zulegen. Die entsprechende Zeitreihe notiert damit nun bei 85,5 Punkten. Diese Bewegung ist auf den Anstieg der Erwartungskomponente zurückzuführen, was vielleicht etwas Hoffnung für die zukünftigen Entwicklungen machen könnte. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt in der Summe aber doch recht unfreundlich. Folglich steht die EZB wohl auch weiterhin unter einem spürbaren Handlungsdruck. Die Notenbanker in Frankfurt werden zunächst noch weitere Inflationsdaten abwarten wollen. Im II. Quartal 2024 sollte sich unsere Auffassung nach ein makroökonomisches Preisumfeld ergeben, welches angesichts der Wirtschaftslage in der Währungsunion eine erste vorsichtige Zinssenkung durch die EZB zulassen dürfte.
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