Akasol: „Chancen auf ein erhebliches Wachstum” - EBIT-Marge soll steigen
Akasols Bilanz für das Jahr 2019 ist von Investitionen in das Wachstum geprägt. Der Hersteller von Batteriesystemen für Elektro-Nutzfahrzeuge wie Busse und Bahnen baut seine Kapazitäten schneller als eigentlich geplant aus. Am Standort Langen ging man ein halbes Jahr früher als erwartet in Produktion. 84 Millionen Euro schwer ist das Investitionsprogramm, mit dem man die Fertigungskapazität bis 2022 auf 4,3 Gigawatt ausbauen wird. Es ist ein Prozess, der Akasol nicht nur steigende Umsätze und Ergebnisse bringen soll, sondern zunächst einmal Geld für Investitionen in Anlagen und unter anderem auch den Aufbau von Working Capital kostet.
Allerdings kann Akasol nach dem Börsengang Mitte des Jahres 2018 auf hohe Liquiditätspolster bauen, was gerade in Zeiten der Corona-Krise dem Unternehmen zugute kommt. Rund 100 Millionen Euro nahm man vor Kosten über das IPO an frischem Kapital ein, die zu einem größeren Teil schon in das Wachstum investiert wurden - in der Bilanz zu sehen unter anderem am stark gestiegenen Posten für Sachkapital. Per Ende 2019 kommt man auf 24,9 Millionen Euro Cash, rund ein Zehntel der aktuellen Börsenkapitalisierung der Gesellschaft. Hinzu kommt Fremdkapital, das man nutzen will: „Insbesondere für die Investitionen in das Anlagevermögen wird das Unternehmen auf die im Jahr 2019 vereinbarten zusätzlichen Kreditlinien zurückgreifen”, so Konzern-Finanzvorstand Carsten Bovenschen, der unter anderem als Vorstand von Roth & Rau schon Börsenerfahrung auf TecDAX-Niveau gesammelt hat.
Geht alles wie geplant, wird man bis ins Jahr 2022 keine zusätzlichen Eigenkapital-Finanzierungen brauchen, wie Konzernchef Sven Schulz auf Nachfrage der 4investors-Redaktion auf der heutigen Bilanzpressekonferenz der Gesellschaft sagt. Bis auf Weiteres bestehe für eine Kapitalerhöhung keine Notwendigkeit. Wächst man schneller als erwartet, könnte dies anders aussehen. Ohnehin soll 2022 nicht Schluss mit dem Aufbau der Produktionskapazitäten sein. Bis 2025 peilt man an, diese noch einmal mehr als zu verdoppeln - dann kann man auf 9,3 Gigawatt zurück greifen.
Akasol will die eigenen Kapazitäten dabei nicht auf Teufel komm raus ausbauen, sondern versucht, das Wachstum in Abstimmung mit den Abnehmern auszubalancieren. Gespräche mit den Kunden laufen. Und so dürfte das Unternehmen in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Schon 2019 machte sich dies im Umsatz bemerkbar, der auf 47,6 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden konnte und leicht oberhalb der Prognose liegt. Der Auftragsbestand von 2 Milliarden Euro liegt weit darüber, beinhaltet aber langfristigere Projekte und erstreckt sich bis in das Jahr 2027.
Starkes Wachstum belastet Ergebnis - EBIT-Marge soll sich bessern
Operativ hat sich das Umsatzwachstum noch nicht in Gewinnen niedergeschlagen. Im Gegenteil: Vor allem die Expansionskosten, aber auch Einmaleffekte und Verschiebungen bei Abnahmemengen vom vierten Quartal 2019 in das laufende Jahr haben den Verlust steigen lassen. 2019 schließt Akasol mit einem Verlust vor Zinsen und Steuern von 5,3 Millionen Euro ab. Auf EBITDA-Basis steigt der unbereinigte Verlust von 0,2 Millionen Euro auf 3,8 Millionen Euro. Unter dem Strich wächst der Verlust von 5,7 Millionen Euro auf 6,4 Millionen Euro. Der Free Cashflow liegt mit mehr als 26 Millionen Euro im Minus - auch dies eine Folge der hohen Investitionen vor allem in die Sachanlagen der Gesellschaft.
Wie Akasols Zahlen für 2020 aussehen werden, ist angesichts der drastischen Folgen der Corona-Pandemie unklar. Das Unternehmen selbst traut sich zum aktuellen Zeitpunkt keine Prognose zu und ist damit in bester Gesellschaft - derzeit wird kaum ein Unternehmen konkret. Vor allem vom weiteren Verlauf der Corona-Krise hängt ab, wann sich dies ändern wird. Man stehe wöchentlich im Kontakt mit Kunden, sagt Bovenschen auf 4investors-Nachfrage. So will man flexibel auf Veränderungen der Lage reagieren können.
Fest steht für 2020 aber, dass Akasol weiter wachsen will. Man sei zuversichtlich und komme bisher trotz der Corona-Pandemie ohne Kurzarbeit aus, so Schulz. Der Umsatz soll steigen und die operative Ergebnismarge verbessert werden. Wie stark, hängt wiederum vor allem von den Auswirkungen der Pandemie ab. Es bestehen, so Akasol-Chef Schulz, Chancen auf ein erhebliches Wachstum. Noch aber sind da auch hohe Risiken, dass die Zuwächse kleiner ausfallen. Der weitere Jahresverlauf dürfte das bislang noch unscharfe Bild aufklaren lassen - auch was neue Aufträge angeht. Mit Kunden wird verhandelt, Gespräche laufen und in nicht allzu langer Zukunft könnte es auch schon die ersten Ergebnisse geben.