Momentum: Eine häufig unbeachtete Strategie
Viele Investoren glauben, dass sie bei ihren Anlageentscheidungen rational handeln. Dies ist jedoch ein Trugschluss, wie Teodoro Cocca, Professor für Asset Management an der Johannes Kepler Universität Linz (Österreich), bei einem kleinen Spiel vor Presse- und Fondsvertretern deutlich macht. Am Ende haben nur zwei der 16 Teilnehmer wirklich eine rationale Entscheidung getroffen. Dies stimmt mit den Zahlen der Forschung überein. Rund 10 Prozent der Anleger agieren tatsächlich rational.
Bei vielen anderen spielen letztlich die Nerven eine Rolle, das Risikobewusstsein, die Emotionen. Man kann nicht alle Informationen verarbeiten, manch ein Investor ist zu selbstbewusst, ein anderer eher eine Spielernatur.
Dabei gibt es oft auch einen Unterschied im Verhalten von Frauen und Männern zu sehen. Studien aus Finnland zeigen, dass sich Frauen seltener überschätzen, sie sind konservativer und outperformen die Männer vielfach bei Anlagen. Eine Frau trennt sich eher von ihren Investments, wenn es nicht gut läuft, ein Mann hat die Hoffnung auf eine Besserung der Situation. Außerdem ist eine Frau bei der Geldanlage zögerlicher, wie eine Studie von J.P. Morgan Asset Management herausgefunden hat. Von der Consorsbank kommt zudem die Erkenntnis, dass Frauen bei ihren Anlageentscheidungen sicherheitsorienterter agieren.
Manch ein Investor setzt statt auf die eigene Strategie lieber auf die künstliche Intelligenz. Dies kann gelingen, so lange die Muster des Marktes konstant sind. In sehr komplexen Situationen scheitert die KI jedoch oft, wenn Muster unterbrochen werden. Somit ist auch dieser Ansatz als schwierig zu bewerten.
Häufig untersucht aber eher selten zur Anwendung kommt die Momentum-Strategie. Bei dieser Strategie sind die Regeln von Menschen geschaffen worden, der Computer führt sie dann entsprechend aus. Die Momentum-Strategie setzt auf solche Aktien bei denen bald ein beschleunigter Kursanstieg erwartet wird. Zuvor hat es oft relativ lang andauernde Seitwärtsbewegungen bei diesen Aktien gegeben. Die starke Kursdynamik ist dann meist eher von kurzer Dauer. Die Strategie will solche Aktien erkennen und in den Aufstiegsmomenten zuschlagen.
Die Fondsmanager von Arts Asset Management agieren mit dieser Strategie und zeigen sich bei einem Pressegespräch damit sehr zufrieden. Das Handelssystem von Arts basiert auf einer immer wieder aktualisierten Datenbank, die letztlich die Entscheidungen für neue Investitionen trifft. Die Gefühle der Menschen bleiben so außen vor. Aus Sicht der Arts-Manager ist diese Strategie für Privatkunden sehr gut als Beimischung zum Depot geeignet. Allerdings darf man dabei nicht kurzfristig denken.
Interessant ist bei der Momentum-Strategie, dass sie häufig dann besonders gute Phasen hat, wenn der Markt kurz vor dem Ende einer Rallye steht. Die Volatilität ist meist geringer als bei anderen Strategien. Und noch ein Punkt ist für die Wiener wichtig: Es gibt ein attraktives Ertrags-Risiko-Verhältnis über einen längeren Zeitraum. Da schließt sich der Kreis dann wieder zum Professor aus Linz. Dieser spricht in diesem Fall von einem einfachen aber konstanten und disziplinierten Ansatz mit einer Risikoverteilung, die hilft, die Risiken zu verkleinern. Nicht umsonst ist das System in 80 Sektoren unterteilt, was eine breite Streuung und ein vermindertes Risiko bedeutet.