Steinhoff Aktie stürzt - Milliarden-Minus für 2018
Von Steinhoff International kam am späten gestrigen Abend die Bilanz für das Jahr 2017/2018 - und sie sorgt an der Frankfurter Börse für Enttäuschung. Aktuelle Indikationen am frühen Mittwochmorgen notieren um 0,081 Euro. Gestern war der Aktienkurs des Handelskonzerns noch mit 0,094 Euro und mehr als 3 Prozent Kursgewinn aus dem Handel gegangen. Im Gegensatz zur erst jüngst vorgelegten Bilanz für 2016/2017 gab es im Vorfeld keine großen Spekulationen auf positive Überraschungen.
Die bietet das Zahlenwerk des niederländisch-südafrikanischen Konzerns auch nicht. Steinhoff International verbucht erneut einen Milliarden-Verlust. Immerhin kann man das Minus von 3,99 Milliarden Euro im Jahr zuvor auf 1,19 Milliarden Euro reduzieren. Je Steinhoff Aktie sinkt der Verlust von 95,9 Cent auf 30,1 Cent. Doch der Rückgang geht fast ausschließlich auf die nicht fortgeführten Aktivitäten zurück. Für das operative Geschäft 2017/2018 meldet das SDAX-notierte Unternehmen einen Verlust je Steinhoff Aktie von 17,6 Cent, der nur leicht besser ausfällt als das Minus von 18,8 Cent je Anteilschein im Jahr zuvor.
In den Zahlen zeigt sich, dass Steinhoff bis zuletzt vor allem mit Aufräumarbeiten nach dem Ende 2017 aufgedeckten Bilanzskandal und der Stabilisierung des Konzerns noch alle Hände voll zu tun hatte. Für eine signifikante Verbesserung des operativen Geschäfts blieb bisher keine Zeit. Zudem belasten deutlich gestiegene Finanzierungskosten das Unternehmen. In der Bilanz taucht für den Finanzierungsbereich ein Minus von 655 Millionen Euro auf - „nur” 410 Millionen Euro waren es im Jahr zuvor. So wurden die kleineren operativen Fortschritte aufgezehrt. Den Umsatz konnte Steinhoff International im vergangenen Jahr von 12,5 Milliarden Euro auf mehr als 12,8 Milliarden Euro steigern. Auf operativer Ebene wird für 2017/2018 immerhin ein Gewinn von 80 Millionen Euro ausgewiesen nach einem Verlust von 150 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Viel zu wenig, um auch unter dem Strich in die Nähe der Gewinnschwelle zu kommen. Das operative Geschäft verschlingt zudem weiterhin Cash: Der Cashflow der operativen Aktivitäten liegt mit 636 Millionen Euro im Minus, das sich gegenüber den 792 Millionen Euro aus dem Vergleichszeitraum immerhin etwas verkleinert hat.
Obwohl die Vorlage der testierten Bilanzen für die letzten beiden Jahre wichtige Fortschritte für den Konzern sind, wartet weiter ein Berg Arbeit für das Management um Steinhoff-CEO Luis du Preez. Nicht nur das operative Geschäft muss dringend und umfangreich rentabler gestaltet werden - allen Fortschritten wie zum Beispiel bei der US-Tochter Mattress Firm zum Trotz. Auch die Altlasten sind weiter allgegenwärtig. Bei der Restrukturierung der europäischen Finanzierungsgesellschaften erzielte der milliardenschwer verschuldete Konzern zuletzt allerdings weitere Fortschritte. Doch noch immer sind zahlreiche Klagen wegen der Ende 2017 aufgedeckten Bilanzmanipulationen anhängig. Und letztlich fehlt weiter die Vision, wie Steinhoff International am Ende der Sanierung aussehen soll - falls diese glückt.