National-Bank: Reden die US-Notenbanker die US-Wirtschaft schwach?
Die US-Konjunkturdaten vom gestrigen Tag konnten nur zum Teil überzeugen. Der ADP-Bericht schürte zwar die Hoffnung, dass der Morgen zur Veröffentlichung anstehende US-Arbeitsmarktbericht wie in den vergangenen Monaten ausfallen dürfte, so dass man durchaus mit um die 200 Tsd. neuen Arbeitsplätzen außerhalb des landwirtschaftlichen Sektors rechnen darf. Doch der ISM für das Dienstleistungsgewerbe enttäuschte, weil er auf den niedrigsten Wert seit etwa zwei Jahren zurückfiel. Er liegt weiterhin jedoch deutlich oberhalb der Marke von 50 Punkten. Die nun veröffentlichte Zahl signalisiert jedoch, eine etwas langsamere Gangart im Dienstleistungssektor und damit möglicherweise auch der Binnenwirtschaft. Diese ist und bleibt jedoch der Treiber für das Wirtschaftswachstum.
Zusätzlich trugen Aussagen des Chefs der Fed New York, der im FOMC ständig stimmberechtigt ist, zur Eintrübung der Stimmung bei: Nach seinen Aussagen hätten sich die Bedingungen seit der Einleitung der Leitzinswende im Dezember verschlechtert. Das blieb nicht ohne Wirkung. So beginnen die Marktakteure nun damit, sämtliche Leitzinserhöhungen für 2016 aus dem Markt zu preisen. Da sich heute erneut drei US-Notenbanker zu Wort melden, darf man sehr gespannt sein, ob sie in dieselbe Richtung argumentieren oder ob es doch noch Falken im FOMC gibt. Zurzeit dürfte die Erwartung eines weiteren Leitzinsschritts im März bei nahezu Null liegen.
Dass die Kurse der Staatsanleihen von dieser Entwicklung nicht haben profitieren können, dürfte vor allem auf die Entwicklung der Ölpreise zurückzuführen sein. Es gibt wieder Stimmen aus OPEC-Kreisen, wonach ein Treffen zwischen einem Teil der OPEC-Länder oder Nicht-OPEC-Ländern möglich wäre, um die Fördermengen anzupassen. In den vergangenen Wochen hat sich so etwas immer wieder als „Ente“ erwiesen. Solange sich die volumenmäßig stärksten Förderer nicht verständigen, dürfte es keine Stabilisierung der Ölpreise auf einem höheren Niveau geben.
Neben den Aussagen der US-Notenbank sollte denjenigen der EZB ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt werden. Schließlich könnte es um die Vorbereitung der nächsten geldpolitischen Lockerung gehen. Da die Straffung der Zinszügel in den USA unwahrscheinlicher wird, hat der USD schon einmal reagiert. Das dürfte nicht im Interesse von Mario Draghi liegen, so dass er heute durchaus verbal nachlegen könnte. Die Erfahrung von Dezember sollte jedoch gelehrt haben, dass er die Markterwartungen nicht zu sehr schüren darf, will er Enttäuschungen vermeiden. Daneben sind die US-Konjunkturdaten in Interesse. Die Auftragseingänge dürften einmal mehr erheblich zurückgegangen sein, da das verarbeitende Gewerbe einfach nicht Tritt fasst. Sollte sich die Produktivität tatsächlich deutlich verringert haben sowie dementsprechend die Lohnstückkosten ordentlich gestiegen sein, sollte sich die US-Notenbank weniger Sorgen über die künftige Inflationsentwicklung sondern mehr um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft machen. Das würde die Blicke erneut auf die Währungsentwicklungen lenken.
Der Bund Future dürfte mit den Vorgaben aus dem späten US-Handel sowie Asien heute Morgen leichter in den Tag starten. Im Tagesverlauf dürfte er sich zwischen 162,50 und 164,50 bewegen. Die Emissionen aus Spanien und Frankreich dürften zu sehr niedrigen Renditen aufgenommen werden. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte zwischen 1,80 und 2,04% schwanken.