Commerzbank: Ölstaaten unter Verkaufsdruck von Vermögenswerten – Kommt Aramco an die Börse?
Selbst Saudi Arabien stößt dabei, den Ölpreisrückgang nicht durch geringere Ausgaben und anderweitige Einnahmen zu kompensieren, an seine Grenzen. Das Königreich wies 2015 ein Haushaltsdefizit von 98 Mrd. USD auf (15% des BIP). Dabei fielen die Einnahmen um 15% geringer als geplant aus, da die Ölpreise stärker als erwartet fielen und die Ausgaben lagen um 13% über Plan, da vor allem die Sicherheitsausgaben und die Gehälter für Staatsbedienstete (auch Militär) explodierten. Da die Sicherheitskosten weiter zu steigen drohen, bleibt Saudi Arabien nur die Erhöhung der Einnahmen. Hier wurden umfangreiche Verbrauchssteuererhöhungen angekündigt z.B. auf Gas und Öl. Der Liter Benzin soll um 66% steigen. Umgerechnet beträgt der Preis etwa 20 Eurocent. Steuererhöhungen könnten freilich die Unzufriedenheit in der Bevölkerung gegenüber dem totalitären Regime schüren, die man bisher durch den Wohlfahrtsstaat bei der Stange hielt. Aber Saudi Arabien besitzt noch weitere potentielle Einnahmequellen und denkt über einen Börsengang des weltgrößten Ölunternehmens Aramco oder von Töchtern nach. Aramco besitzt ca. 15% der Weltölreserven und produziert täglich mehr als 10 Mio. Fass Rohöl. Die Reserven sind zehnmal so hoch wie die von ExxonMobil und die Produktion ist dreimal so hoch. Dabei sind die Produktionskosten deutlich niedriger. Der Wert von Aramco dürfte entsprechend höher anzusetzen sein, bei grob geschätzt 1000 -2500 Mrd. USD. Damit wäre Aramco das mit Abstand größte börsennotierte Unternehmen. Freilich wäre nur ein Bruchteil in einem Stück platzierbar. Dass Saudi Arabien über einen Börsengang nachdenkt, spricht für eine Fortsetzung der derzeitigen Ölpolitik. Die dortigen Strategen sehen aber wohl auch das Ende des Ölzeitalters näher rücken. Der angedachte Aramco-Teilverkauf zeigt auch das Risiko von zunehmenden Verkäufen von Auslandsvermögenswerten der Ölstaaten auf, um die steigenden Defizite auszugleichen.
Zinsen und Anleihen
Großbritannien: Industrieproduktion (Nov.), 10:30 Uhr
USA: NFIB-Stimmung kl. Unterneh. (Dez.), 12:00 Uhr
Zum Wochenauftakt verlief der Handel an den Rentenmärkten trotz der erneuten Marktturbulenzen in China und dem weiter stark rückläufigen Ölpreis recht ruhig. Per Saldo stiegen die Renditen leicht an. Am Freitag waren die Renditen nach Meldung der nationalen US-Arbeitsmarktdaten kräftig zurückgegangen. Die Daten fielen mit 292.000 neuen Stellen im Dezember zwar deutlich besser als erwartet aus. Zudem wurde im Oktober und November 50.000 mehr Stellen geschaffen als bisher gemeldet. Allerdings enttäuschte das Lohnwachstum. Im Dezember stagnierten die durchschnittlichen Stundenlöhne lediglich, obwohl mit einem moderaten Anstieg gerechnet wurde. Die implizite Wahrscheinlichkeit für die nächste Zinserhöhung der Fed im März ging daraufhin gestern weiter auf 37% zurück, Anfang des Jahres lag sie noch bei über 50%. Die ganze Woche über äußern sich US-Notenbanker. Die nächste Fed-Sitzung findet in der letzten Januar-Woche statt. Das scheinbar schwache Lohnwachstum kann dazu führen, dass die Fed die Zinsen langsamer an-hebt, als bisher erwartet. Wir gehen nach wie vor in diesem Jahr von moderaten Zinserhöhungen von insgesamt 75 Bp. aus. Im Dezember gibt es regelmäßig Schwierigkeiten mit der Erfassung der durchschnittlichen Stundenlöhne wegen der unterschiedlichen Anzahl an Feiertagen. Wir rechnen deshalb damit, dass die Löhne in den USA weiter aufwärtsgerichtet sind und dafür im Januar deutlicher ansteigen werden. Konjunkturdaten werden diese Woche wenig gemeldet. Gestern stand lediglich der Sentix-Index auf dem Programm, der die Stimmung der Investoren im Euroraum misst. Der Gesamtindex ging von 15,7 auf 9,6 Punkte stärker als erwartet zurück. Dies lag hauptsächlich an den Erwartungen, die von 18,0 auf 6,3 Punkte stark sanken, die aktuelle Lage hielt sich mit 13,0 Punkten (nach 13,5) recht gut.
Aktien
Airbus, Pressekonferenz Jahresausblick
Deutsche Lufthansa, Verkehrszahlen 12/15
Metro, Umsatzmeldung Weihnachtsquartal 2015
Lange Zeit sah es am gestrigen Handelstag so aus, als ob die europäischen Aktienmärkte dem erneuten Kurssturz an den chinesischen Börsen trotzen könnten. Doch in den letzten beiden Handelsstunden mussten sie dann den wieder fallenden Ölpreisen Tribut zollen und schlossen bis auf Amsterdam alle im negativen Terrain. Gegen diesen Trend stemmten sich im deutschen Leitindex Dax 30 vor allem die defensiven Versorger (RWE +2,9%, E.ON +1,5%). Bei VW Vz. (+1,7%) zahlte sich der Canossagang von Unternehmensleiter Müller in den USA aus. Sehr schwach entwickelten sich dagegen die beiden Gesundheitsunternehmen Fresenius und FMC. Im TecDax brachen die Aktien von Qiagen (-11,1%) ein, nach-dem der Biotechnologiekonzern enttäuschende vorläufige Zahlen für das letzte Quartal vorgelegt hatte. Im EURO-STOXX 50 standen insbesondere Gesundheitswerte (-2%) unter Druck, während unter der Führung von ASML (+2,6%) vor allem Technologiewerte einen Erholungsversuch starten konnten. Schwächster Einzelwert war Generali (-2,8%). Hier belastete die Diskussion um den Wechsel des Konzernchefs Mario Greco zur ZIG. An der Wall Street vollzogen die Indizes ebenfalls eine Achterbahnfahrt. Allerdings konnten hier die Kurse nach mutigem Auftakt und anschließenden Rückfall letztendlich im Plus schließen. Neben den bereits in der letzten Woche stabilen Versorgern und Telekommunikationstiteln sorgte vor allem die Entwicklung bei den zuletzt stark enttäuschenden Technologiewerten (+0,6%) für den positiven Wochenstart. Fokusthema war indes die Übernahme des Pharmakonzerns Baxalta durch den irischen Wettbewerber Shire. An den asiatischen Märkten kann sich China etwas stabilisieren, während der Nikkei nach dem Feiertag die Kursverluste der anderen Börsen nachvollzieht.