Commerzbank: Preisdaten erhöhen Druck auf chinesische Notenbank
In China bleibt die Preisentwicklung hinter den Erwartungen zurück und wird zunehmend zur Belastung für die Wirtschaft. So ging die Inflationsrate im Oktober unerwartet stark von 1,6% auf 1,3% J/J zurück. Noch deutlicher zeigen sich die Deflationsrisiken bei den Erzeugerpreisen. Den 3. Monat in Folge sanken sie um 5,9% J/J, so stark wie seit 5 Jahren nicht mehr. Es war der 44. Monat in Folge, in dem die Erzeugerpreise gesunken sind. Erst vor kurzem hat die chinesische Notenbank den Leitzins zum 6. Mal innerhalb eines knappen Jahres gesenkt. Möglich wäre auch eine Senkung der Mindestreserve. Neben der Geldpolitik kann die Wirtschaft auch durch fiskalische Maßnahmen der Regierung gefördert werden.
Zinsen und Anleihen
Die Industrieproduktion in China stabilisiert sich nur sehr langsam. Der Zuwachs im Oktober lag bei mageren 5,6% gegenüber dem Vorjahr. Die Einzelhandelsumsätze stiegen dagegen um kräftige 11,0%. Grob gesprochen steigt somit der Konsum schneller als die Industrieproduktion. Für die meisten anderen Länder wäre eine solche Konstellation ein Problem. Für China ist es Teil eines Gesundungsprozesses, denn die Säulen des Erfolgs der letzten zwei Jahrzehnte waren i) sehr hohe Investitionen und ii) ein ebenfalls sehr hoher Exportüberschuss. Der Exportüberschuss ist zwar weiterhin sehr hoch. Glaubt man den offiziellen Daten, dann sind die Investition aber dabei abzuschmelzen: Laut der amtlichen Statistik lag die Investitionsquote (Sachanlagen) 2009 noch bei über 30% gemessen am Bruttoinlandsprodukt – und heute bei nur noch knapp 10%. Diese Entwicklung gibt der chinesischen Zentralbank Spielraum für eine weitere Zinssenkung, zumal auch die Preisentwicklung einen solchen Schritt rechtfertigen würde (vgl. „Im Blickpunkt“). Die Rentenmärkte tendierten gestern etwas fester. Die Renditen zweijähriger Bundesanleihen waren vor allem am Montag tiefer ins Minus gerutscht, nachdem Reuters berichtet hatte, dass auch eine Senkung des Einlagensatzes auf der Agenda der Europäischen Zentralbank (EZB) steht. Wahrscheinlicher ist allerdings nach unserer Auffassung, dass die EZB das Volumen ihrer Anleihekäufe ausweitet und künftig keinen Endtermin für das Kaufprogramm mehr nennen wird. Die Zinsdifferenz zwischen US-Treasuries und Bundesanleihen weitet sich vor diesem Hintergrund weiter aus. Bei den Anleihen mit 10 Jahren Laufzeit liegt die Differenz jetzt bei 170 Basispunkten – so hoch, wie seit 6 Monaten nicht mehr.
Aktien
Nach den deutlicheren Abgaben zum Wochenstart konnten die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Handelstag ihre Verluste aus dem frühen Handel abschütteln und mit Hilfe eines schwachen Euro letztendlich leicht im Plus schließen. Der deutsche Leitindex Dax 30 zeigte sich dabei wegen der schwachen Entwicklung der Versorger besonders belastet und verpasste so einen deutlicheren Anstieg. Kurz vor der Veröffentlichung der Quartalsdaten waren die Sorgen um die Geschäftsentwicklung bei E.ON (-3%) und RWE (-3,8%) durch einen Zeitungsartikel angeheizt worden. Auch die Banken entwickelten sich schwächer als der Durchschnitt, während vor allem Automobiltitel zulegen konnten. Im EURO-STOXX 50 standen Telekommunikationstitel (+1,5%) unter der Führung von Orange (+1,8%) an der Spitze des Branchentableaus. Besonders stark entwickelten sich in London die Aktien von Vodafone (+3,9%) nach einer überzeugenden Quartalsvorlage. Auch an der Wall Street konnten sich die Kurse nach einem schwachen Start im Handelsverlauf stabilisieren. Als stärkster Belastungsfaktor erwies sich die kritische Studie eines Investmenthauses über den iPhone-Absatz von Apple (-3,2%) im kommenden Jahr. Dementsprechend legte der IT-Sektor (-0,7%) neben Grundstoffen (-0,8%) die schwächste Entwicklung vor, während vor allem Gebrauchsgüter (+0,8%) steigen konnten. In Asien entwickelt sich der Handel heute Morgen uneinheitlich. Die chinesischen Börsen zeigen sich durch erneut schwache Konjunkturdaten belastet. Die europäischen Märkte dürften moderat fester starten.