Commerzbank: Wettlauf zwischen Ölproduktionsanpassungen und steigenden Lagerbeständen
Die Ölproduktion außerhalb der OPEC dürfte aufgrund fehlender Investitionen rascher und deutlicher fallen als bisher erwartet. Bereits im 3. Quartal 2016 könnte der Markt deswegen wieder im Gleichgewicht sein und der Angebotsüberhang abgebaut. Dennoch reagieren die Preise auf die an Dynamik gewinnenden Angebotsanpassungen ebenso wenig wie auf das sich günstiger entwickelnde geldpolitische Umfeld, von dem Aktien und Edelmetalle profitieren. Der Grund ist vor allem die drohende Erschöpfung der Lagerkapazitäten, denn zunächst geht der Lageraufbau weiter. „Laufen die Tanks über“, dann kommt es zum Preiskollaps. Es ist offen, ob die Angebotsanpassungen rasch genug erfolgen, um dies zu verhindern.
Zinsen und Anleihen
Entgegen den Erwartungen ging der Ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober nur leicht zurück (108,2 nach 108,5 Punkten). Während die aktuelle Lage etwas schlechter eingeschätzt wird, stiegen die Erwartungen von 102,4 auf 103,8 Punkte sogar deutlich an. Die Sorge um China und die Schwellenländer sowie der VW-Abgasskandal haben bisher kaum Spuren in der Unternehmensstimmung hinterlassen. Trotz des besser als erwarteten Ifo-Geschäftsklimas tendierten die Staatsanleihen gestern mehr oder weniger seitwärts. Auch am Freitag überraschten die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum positiv. Die EZB scheint aber fest entschlossen zu sein, ihre Geldpolitik im Dezember weiter zu lockern. EZB-Chef Mario Draghi hat die richtigen Worte gefunden, um die Markteilnehmer zu überraschen; der Euro gab deutlich nach. Am Freitag wertete er weiter ab und tendierte dann seitwärts. Die Spreadeinengung der Staatsanleihen der EWU-Peripherie, die nach der EZB-Ratssitzung an Fahrt gewonnen hat, setzte sich gestern nicht mehr fort. Ganz im Gegenteil weiteten sich die Spreads wieder leicht aus. In Portugal belastet, da es dem konservativen Premierminister Coelho nicht gelingen dürfte, eine Regierung zu bilden. In den USA gingen die Renditen leicht zurück. Die überraschende Zinssenkung in China am Freitag hat offenbar nach-gewirkt. Die Marktteilnehmer gehen nicht mehr davon aus, dass die Fed noch in diesem Jahr die Zinsen erhöht. Zuletzt sprach sich die Fed-Chefin Janet Yellen noch für eine Zinserhöhung in diesem Jahr aus. Sollte die Fed ihren Leitzins im Dezember tatsächlich erhöhen wollen, müsste sie aber in ihrem Statement am Mittwoch die Märkte darauf vorbereiten.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten hieß es gestern: Durchatmen. Nach der Euphorie über die Geldpolitik von EZB und chinesischer Notenbank ging es gestern deutlich ruhiger zu. Die Indizes notierten überwiegend im Minus, wobei allerdings kein größerer Verkaufsdruck zu erkennen war. Neben dem spanischen IBEX schloss lediglich der Dax minimal im Plus. Hier half u.a. der besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimindex, der keine größeren Sorgen der Befragten um die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland erkennen ließ. Auf Branchenseite (Stoxx) führten die Sektoren Öl&Gas (-1,3%), Grundstoffe (-1,0%) und Autos (-1%) die Verlierer an. Auf Einzelwertseite sorgte die nun in Europa langsam Fahrt aufnehmende Berichtssaison für zusätzliche Bewegung. So ging es für Peugeot um 3,6% nach unten, nachdem die Zahlen unter den Erwartungen lagen. Dialog Semiconductor verloren nach schwachen Zahlen 20%. Presseberichte über sich ausweitende Geldwäsche-Untersuchungen bei der Deutschen Bank (-1,4%) erhöhten auch hier die Nervosität. An den US-Märkten setzte sich das Bild aus Europa fort. Gewinnmitnahmen und eine abwartende Haltung vor der Fed-Sitzung am Mittwoch sorgten für leicht fallende Indizes. Schwache Daten vom Immobilienmarkt hatten keinen größeren Einfluss und bestätigten eher die Erwartung einer Zins-wende in 2016. Energiewerte (-2,5%) litten unter dem schwachen Ölpreis, der wiederum den Gebrauchsgütern (+0,8%) zu gute kam. In Asien notieren die meisten Indizes leicht im Minus. Nach den deutlichen Kursgewinnen herrscht auch hier eine abwartende Haltung.