Raiffeisen: Alphabet, Amazon, AT+T und Staatsanleihen im Blickpunkt
Gestern konnte die Europäische Zentralbank den Markt einmal mehr mit ihrer expansiven Haltung beeindrucken. Zwar wurde, wie allgemein erwartet, keine weitere Lockerung der Geldpolitik beschlossen. Aber ein zusätzlicher Stimulus ist für Dezember in Aussicht gestellt worden, wobei neben einer Erweiterung des Anleihekaufprogramms auch eine nochmalige Senkung des Einlagesatzes (aktuell bei -0,2 %) zur Disposition steht. Dies sorgte für eine deutliche Abschwächung des Euro gegenüber anderen Währungen und die Renditen von Euro Staatsanleihen reduzierten. Die Daten heute werden die Spekulationen auf eine maßgebliche geldpolitische Lockerung im Dezember nicht reduzieren. Bei den vorläufigen Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Deutschland, Frankreich und die Eurozone rechnen wir mit einem Rückgang im Verarbeitenden Gewerbe. Bei der Umfrage für Deutschland wird es interessant, inwieweit Dieselgate bei VW tatsächlich auf Produktion und Auftragslage im gesamten Industriesektor ausstrahlt. In Deutschland und der Eurozone setzen wir aber eine Verbesserung im Dienstleistungssektor an. Dieser sollte von der aus unserer Sicht ungebrochen robusten binnenwirtschaftlichen Nachfrage profitieren. Da wir allgemein Industrieumfragen in diesem Monat von der VW Affäre belastet sehen, erwarten wir auch das Unternehmensvertrauen in Belgien ein wenig niedriger als im Vormonat. Auch für die USA veröffentlicht Markit einen PMI für das Verarbeitende Gewerbe. Aufgrund der schwachen regionalen Vorgaben sowie der Tatsache, dass dieser Index klar über dem ähnlich konzipierten ISM Index notiert, erwarten wir einen leichten Rückgang. Laut Ratingkalender haben heute Moody’s für Österreich, Deutschland und Luxemburg sowie Fitch für Zypern, Italien und Spanien die Möglichkeit, eine erneuerte Einschätzung bekannt zu geben.
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte haben vor dem Hintergrund anhaltend niedriger Zinsen unterstützt durch die Aussicht auf eine weitere geldpolitische Lockerung durch die EZB im Dezember den gestrigen Handelstag mit deutlichen Kursgewinnen beendet. Zudem sorgten auch gute US Konjunkturdaten sowie mehrheitlich positiv ausgefallene Unternehmensergebnisse (u. a. eBay, McDonald’s) für eine positive Stimmung. Nachbörslich haben dann noch Alphabet (vormals Google), Amazon, Microsoft und AT&T ihre Quartalszahlen präsentiert. Alle Unternehmen konnten mit ihren Gewinnzahlen die Analystenschätzungen übertreffen, während umsatzseitig jedoch nicht alle die Konsensuserwartungen erfüllen konnten. Bis auf AT&T verbuchten alle vorhin erwähnten Aktien nachbörslich Kurszuwächse im hohen einstelligen Bereich. Im Sog der US Vorgaben konnte auch der japanische Aktienmarkt am heutigen Tag deutliche Kursgewinne verbuchen. Im Fokus der Anleger standen vor allem Telekommunikationstitel sowie Aktien des defensiven Konsums. Heute sollte es bezüglich Unternehmensergebnisse ein wenig ruhiger zugehen. In den USA wird lediglich Procter & Gamble im Fokus stehen. In Europa zeichnet sich mit Blick auf die ersten Indikatoren ein leicht positiver Handels beginn ab.
Credit
Primärmarkt: Der Markt der Contingent Convertible Bonds (CoCo-Bonds) etabliert sich weiter. So plant Julius Baer eine SGD (Singapur Dollar) denominierte AT1 Perpetual Anleihe mit einer permanenten Wertminderung bei einer Unterschreitung der harten Kernkapitalquote (CET1) von 7,0 %. Die Islandsbanki HF plant eine EUR denominierte Senior Unsecured Anleihe. Anbieter von Alarmanlagen Verisure Holding AB preist heute eine EUR 700 Mio. Anleihe (7 Jahre, B1/B). Banken: Die Europäische Kommission hat gestern mitgeteilt, dass sechs Staaten wegen unzureichender Umsetzung der Bankenabwicklungsrichtlinie (BRRD) vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt werden. Luxemburg, Niederlande, Polen, Rumänien, Schweden und Tschechien sollen die Vorschriften nicht vollständig in nationales Recht implementiert haben.
China
Die chinesischen Immobilienpreise verzeichneten im September in 39 der 70 größten chinesischen Städte einen Zuwachs gegenüber dem Vormonat, mehr als im August (35). Auch im Jahresvergleich stiegen die Preise in mehr Städten (12) als im Vormonat (9). Im nationalen Schnitt stiegen die Preise 2 % p.m. im September, der fünfte Monat in Folge, der Preiszuwächse verzeichnet. Die Erholung am Immobiliensektor scheint somit weiterhin auf Kurs, unterstützt durch die geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen. Chinesische Aktien reagierten positiv und notieren sowohl am Festland wie auch in Hongkong im Plus. Diesen Monat wurde kein vorläufiger Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe veröffentlicht.
Zentraleuropa / Osteuropa
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