Commerzbank: Exportüberschuss erreicht neues Rekordniveau
Für manche ist der deutsche Exportüberschuss ein Erfolg, andere sehen darin ein Problem, denn er steigt ungebremst. Mit dem Erfolg verschärfen sich aber die Ungleichgewichte im Außenhandel: Denn das Ausland muss sich bei uns immer mehr verschulden, um diesen Warenüberschuss zu bezahlen. Durch die Euroschwäche und dem daraus resultierenden Wettbewerbsvorteil hat der monatliche Überschuss jetzt bedenkliche 583 Euro je Erwerbstätigen erreicht. Wenn also infolge der Krise in China und steigender Löhne im Inland künftig ein paar mehr Automobile in Deutschland statt in China verkauft werden sollten, so wäre dies kein Drama, sondern volkswirtschaftlich durchaus sinnvoll.
Zinsen und Anleihen
Auch der zweite Handelstag der Woche zeigte nur verhaltene Kursveränderungen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen pendelte um die 0,68%-Marke. Deutschlands Exporte sind im Juli saisonbereinigt auf 103,4 Mrd. Euro gestiegen und lagen somit um 2,4% über dem Niveau des Vormonats. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit einem Zuwachs von 1,0% gerechnet. Auch die Einfuhren stiegen überraschend stark. Während lediglich ein Plus von 0,7% prognostiziert worden war, lag der Zuwachs bei 2,2% bzw. 80,6 Mrd. Euro. Sowohl bei den Ein- als auch bei den Ausfuhren handelte es sich um den höchsten jemals ermittelten saisonbereinigten Wert im Monatsvergleich. (Näheres siehe „Im Blickpunkt“). Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone ist im zweiten Quartal mit +0,4% (Q/Q) stärker gewachsen als erwartet; in der ersten Schätzung war Mitte August ein Anstieg von nur 0,3% ausgewiesen worden. Außerdem wurde das Wachstum im ersten Quartal zum Vorquartal von 0,4% auf 0,5% nach oben revidiert. Im Jahresvergleich beträgt der Zuwachs jetzt 1,5% (bislang +1,2%). Erfreulich war, dass zum Wachstum der private Konsum mit 0,2 Prozentpunkten beitrug. Andererseits gingen die Ausgaben von Unternehmen zurück (-0,5%). In fast allen Eurostaaten legte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal zu. Leider stagnierte Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft; Spanien konnte dagegen um 1,0% zulegen. Mit diesen Werten sollte das Wachstumsziel der EZB von 1,4% für das laufende Jahr erreichbar sein. Das nachlassende Wachstum der Schwellenländer bleibt aber ein großes Risiko, das auch die Eurozone in den Folgequartalen negativ beeinflussen könnte. Womöglich würde dann die EZB auf ihrer Dezembersitzung ihre BIP-Vorhersagen für 2016 noch einmal reduzieren sowie Ihr Anleihekaufprogramm aufstocken.
Aktien
Die Achterbahnfahrt an den internationalen Aktienbörsen setzt sich weiter fort. Am gestrigen Handelstag hatten die schwächeren Außenhandelsdaten Chinas zwar den japanischen Aktienmarkt noch auf Talfahrt geschickt, konnten aber nicht verhindern, dass sich die chinesischen Festlandbörsen im Verlauf in deutlich positives Terrain entwickelten. Dies verhalf den europäischen Aktienindizes letztendlich zu einem festeren Start und mit den überraschend starken Konjunkturdaten konnten diese Kursgewinne im Verlauf des Vormittags weiter ausgebaut werden. Die deutlich beste Entwicklung wiesen im Dax 30 die Aktien von K+S (+7,3%) auf. Hier beflügelte zusätzlich ein Pressebericht über eine mögliche feindliche Übernahme durch den kanadischen Wettbewerber Potash. Sehr stark tendierten auch die Werte von Commerz-bank (+6,8%) und RWE (+5,7%) nach positiven Analystenstudien. Im EUROSTOXX 50 konnten in diesem Umfeld bis auf unverändert notierende Nahrungsmittel alle Branchen zulegen, im Fokus standen dabei die konjunktursensitiven Automobile (+2,7%). Auch an der Wall Street hat die Stimmung sichtbar gedreht. Nach einem bereits positiven Start konnten die Kurse vor allem in den letzten beiden Handels-stunden noch einmal merklich zulegen. Bis auf Energie (+1,5%) wiesen alle anderen Branchen Anstiege von über 2% auf. Bester Einzeltitel im Dow Jones war die Aktie von GE (+4%) trotz der erforderlichen Zugeständnisse bei der Übernahme der Energiesparte von Alstom. Heute Morgen entwickeln sich auch die asiatischen Börsen in der Breite fester, vor allem der Nikkei 225 haussiert mit einem Anstieg von fast 8%. Mit diesen Überseevorgaben werden auch die europäischen Märkte deutlich fester in den Handel starten.