Commerzbank: Schwellenländeraktien im August erneut mit starker Underperformance
Die weltweiten Schwellenländerbörsen (MSCI Emerging Markets) verloren im Juli 2015 rd. 7,3%. Damit wiesen sie ggü. den etablierten Märkten (+1,7%) die größte Underperformance seit August 1998 auf. Die Schwäche setzte sich im August 2015 fort. Die EM-Aktienmärkte büßten 9,2% ein, die etablierten Märkte verloren 6,8%. Innerhalb der Schwellenländermärkte verbuchte die Region Lateinamerika mit einem Minus von 10,7% die größten Verluste (Asien ex Japan: -10%; Osteuropa: -7,3%). Verantwortlich für den erneuten Kursrutsch zeichneten v.a. anhaltend schwache Konjunkturdaten aus China, die dort zu einer überraschenden Abwertung des Yuan geführt haben. Zudem stehen viele Rohstoffe weiter unter Druck, was auch v.a. rohstoffnahe Währungen wie bspw. den Real oder den Rubel weiter schwächte. Nicht zuletzt verunsichert nach wie vor die Ungewissheit über den Zeitpunkt einer ersten Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank. Ein Korb von Schwellenländerwährungen sank im August um weitere 4% und erreichte den tiefsten Stand seit 1993. So verwundert es nicht, dass Investoren aus den EM-Aktienmärkten netto rd. 21,4 Mrd. USD abzogen (Aktienmärkte weltweit: -33,4 Mrd. USD). Alle Sektoren der EM-Aktien verbuchten Verluste. Die Branchen Versorger und Finanzen fielen um mehr als 10%; der Pharmabereich hielt sich mit einem Minus von 3,1% noch am besten. Wir bestätigen unser Untergewichten-Votum für die EM-Aktienmärkte. Mögliche Leitzinsanhebungen in den USA in Q3 bzw. Q4 2015 könnten noch einmal zu erheblicher Volatilität an den Währungsmärkten der Schwellenländer führen. Zudem ist das Wachstum in einigen Ländern der Region weiter schwach (v.a. in Brasilien und Russland). Zusammen mit weiter fallenden Rohstoffpreisen und vielfältigen politischen Spannungen (u.a. in der Ukraine/Russland, in der Türkei (Wahlen), in Brasilien etc) drückt das auf die Stimmung der Anleger.
Zinsen und Anleihen
Die Marktteilnehmer warten auf die heutige EZB-Ratssitzung und die morgen anstehenden US-Arbeitsmarktdaten. Die Rentenmärkte tendierten daher gestern in engen Spannen. Die Risikoaversion der Marktteilnehmer ging insgesamt wieder etwas zurück; Impulse gab es von den teilweise starken Bewegungen beim Ölpreis. Während die Rendite der 10-jährigen US-Treasury per Saldo leicht anzog, gab die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen leicht nach. Die Aufstockung der 5-jährigen 0,25% Bundesobligation verlief erfolgreich zu einer Durchschnittsrendite von 0,12% (0,04% im August). Die vom privaten Personaldienstleister ADP gemeldeten neu geschaffenen Stellen in den USA fiel im August mit 190.000 zwar etwas geringer aus als erwartet (200.000), deutet aber nicht auf ein deutlich schwächeres Ergebnis beim nationalen US-Arbeitsmarktbericht hin. Die Wahrscheinlichkeit einer Fed-Zinserhöhung ging nicht weiter zurück. Das Produktivitätswachstum in den USA fiel im 2. Quartal mit 3,3% J/J (nach 1,3% J/J im 1. Quartal) deutlich höher aus als erwartet. Auf der heutigen EZB-Ratssitzung rechnen wir mit keiner geldpolitischen Änderung. Vielmehr dürfte die EZB noch abwarten, um eventuell das Volumen der Anleihekäufe zu erhöhen oder das Programm über Ende September 2016 zu verlängern. Zuletzt deuteten Aussagen von EZB-Ratsmitgliedern, vom allem EZB-Chefvolkswirt Praet, auf einen solchen Schritt hin. Die Inflationserwartungen gingen aufgrund der Finanzmarktturbulenzen und damit einhergehenden Rückgangs des Rohölpreises merklich zurück. Inzwischen sind sie aber wieder etwas angestiegen.
Aktien
Nach den kräftigen Kursverlusten am Dienstag haben sich die Aktienmärkte zur Wochenmitte wieder etwas beruhigt. Die europäischen Leitindizes gewannen um bis zu 0,8% (Italien). Die Börse in Österreich (-0,7%) wies die größten Verluste auf. Für eine gewisse Beruhigung hat am Morgen ein Stopp der starken Kursverluste in China gesorgt. Vor den Feierlichkeiten zum Ende des 2. Weltkrieges hat China offenbar noch einmal „stützend“ in den Markt eingegriffen; heute und morgen bleiben die festlandchinesischen Börsen geschlossen, in Hong-kong wird aber am Freitag wieder gehandelt. Vor der turnusmäßigen Sitzung der Europäischen Zentralbank am heutigen Donnerstag und vor der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, die weiteren Aufschluss über die Zinswende der Fed geben könnten, bleibt das Marktgeschehen aber recht nervös. In diesem Umfeld legte der Dax um 0,3% zu. Tagesgewinner war die Aktie der Deutschen Börse mit einem Aufschlag von 1,9%. Die Notierung von RWE fiel auf den tiefsten Stand seit 24 Jahren. Auf europäischer Sektorebene gab es eine heterogene Entwicklung. Während der Immobiliensektor mit durchschnittlichen Aufschlägen von 1,4% die größten Gewinne aufwies, gaben Rohstofftitel als Tagesverlierer im Schnitt um 0,7% nach. Die US-Börsen notierten nach dem schwachen Vortag freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 1,8%. Auf Sektorebene waren insbesondere IT-Werte gefragt, die im Schnitt um 2,6% kletterten. Versorgerwerte notierten als Tagesverlierer nahezu unverändert. Die Börsen in Asien tendierten zumeist freundlicher. Der Nikkei 225-Index gewann 0,5%, schloss aber nahe am Tagestief. Für etwas Rückenwind sorgte der leicht schwächere Yen. Auch die meisten anderen asiatischen Währungen lagen heute Morgen leicht im Minus. Der malaysische Ringgit wertete in diesem Jahr schon um 17% ggü. dem USD ab.