Commerzbank: Kreditvergabe im Euroraum steigt an
Im Juli stieg die Kreditvergabe im Euroraum an die Privaten Haushalte um 1,9% J/J (nach 1,7% J/J) und die Unternehmen ohne den Finanzsektor um 0,9% J/J (nach +0,2% J/J). Die EZB, deren Anleihekaufprogramm in erster Linie die Kreditvergabe fördern will, kann mit der aktuellen Entwicklung sehr zufrieden sein. Allerdings gehen die Inflationserwartungen aufgrund der gesunkenen Rohstoffpreise wieder deutlich zurück und es droht ein längeres Verfehlen des Inflationsziels der EZB (unter, aber nahe 2%). Die Inflationsrate ist im Juli auf 0,2% J/J zurückgegangen und droht im August oder September wieder negativ zu werden. EZB-Chefvolkswirt Praet sagte deshalb, dass die EZB bereit stehe zu handeln, falls es nötig wird.
Zinsen und Anleihen
Die Erholung am Aktienmarkt hielt an und wie schon am Dienstag waren erstklassige Staatsanleihen weniger gefragt. Insgesamt fällt auf, dass diese im Zuge der jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten weniger profitiert hatten, als dies bei ähnlichen Gelegenheiten schon der Fall war. Dies liegt wohl nicht zuletzt an den absolut gesehen schon sehr tiefen Renditeniveaus. Gestern kamen noch unerwartet günstige US-Daten dazu. So fiel die Revision der US-BIP-Daten für das 2. Quartal deutlich größer aus als erwartet: Statt eines annualisierten Wachstums von 2,3% stehen jetzt +3,7% zu Buche. Vorab: Alle Hauptkomponenten lieferten einen positiven Wachstumsbeitrag. Leicht aufwärtsrevidiert wurde der private Verbrauch (+3,1% statt 2,9%), stark indes die Teilkomponente „Ausrüstungsinvestitionen“; hier steht jetzt nur noch ein Minus von 0,4% in der Statistik, zuvor waren es -4,1% (alle Werte annualisiert). Damit zeichnet sich ab, dass der Durchhänger bei den Unternehmensinvestitionen allmählich zu Ende geht – wie dies auch die gestrigen Auftragsdaten für Juli weiter unterstrichen. Das Rätselraten um die Fed-Politik dauert freilich weiter an: Die heimische Datenlage spricht für eine baldige Straffung, das globale Umfeld eher für ein Abwarten über September hinaus. Bei der internationalen Notenbankkonferenz in Jackson Hole (Wyoming) spricht Fed-Vize Stanley Fischer am Samstagabend zum Thema „Inflation“. Ob dies dem Markt entscheidende Aufschlüsse gibt, ist zu bezweifeln. Nur soviel steht fest: Das Thema „Inflation“ setzt die Fed derzeit nicht unter Handlungsdruck; doch zur Konjunktur passt der Nullzins immer weniger.
Aktien
Nach der kleinen Verschnaufpause am Vortag legten die Aktienmärkte am Donnerstag wieder kräftig zu. Die europäischen Leitinidzes gewannen um bis zu 3,7% (Österreich). Verantwortlich für die Fortsetzung des scharfen Turnarounds zeichnen mehrere Faktoren. Zum einen wirkt immer noch die Senkung sowohl des Leitzinses als auch des Mindestreservesatzes in China positiv nach. Auch die Aktienmärkte in China honorierten dies mit Aufschlägen von rd. 5%. Für zusätzliche Kursimpulse sorgten eine Erholung bei vielen Schwellenländerwährungen, die in den vergangenen Wochen zum Teil massiv unter Druck gerieten sowie positive Konjunkturdaten aus den USA (besser als erwartete BIP-Zahlen und solide Arbeitsmarktdaten). In diesem Umfeld legte der Dax um 3,2% zu. Seit dem Tief vom Montag hat er damit rd. 1000 Punkte (!) zugelegt. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von Fresenius mit einem Aufschlag von 6,2%. Hier beflügelte zusätzlich eine positive Nachricht zur Dividendenentwicklung. Auf europäischer Sektorebene führten die Bereiche Rohstoffe sowie Öl & Gas die Performancerangliste an; hier stiegen die Aktien im Schnitt um 7,2% bzw. um 5,8%. Die geringsten Kursgewinne wies der Sektor Versicherung auf; die Indexmitglieder kletterten im Schnitt „nur“ um 2,2%. Die US-Börsen tendierten den zweiten Tag in Folge fester. Der Dow Jones-Index gewann unterstützt vor allem von sehr robusten heimischen Konjunkturdaten rd. 2,3%. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich im Verein mit der kräftigen Erholung an den Börsen und den guten Konjunkturdaten die Diskussionen um eine Zinserhöhung schon im September wieder verstärken dürften. Auf Sektorebene legten Energiewerte als Tagesgewinner rd. 4,9% zu (Versorger als Schlusslicht: +1,2%). Die Börsen in Asien tendierten ebenfalls freundlicher. Der Nikkei 225-Index gewann unterstützt vom schwächeren Yen rd. 3%.