Commerzbank: Die Basis für den US-Aufschwung wird breiter
Die Industrie hinkte in den vergangenen Monaten der allgemeinen Konjunkturerholung hinterher. Jetzt kommt sie offenbar wieder mehr in Schwung. Dies ist jedenfalls die Botschaft der jüngsten US-Auftragsdaten für langlebige Güter im Juli. Besonders erfreulich ist, dass die Aufträge ohne die volatilen Flugzeug- und Militärorders den zweiten Monat in Folge stiegen (+2,2%M/M nach + 1,4%). Diese Komponente ist ein guter Indikator für die Unternehmensinvestitionen. Diese dürften im zweiten Halbjahr wieder stärker Fuß fassen und dementsprechend zum Wachstum beitragen. Darauf verweisen übrigens auch die Orderkomponente des ISM sowie der zum Stillstand gekommene Rückgang der Kapazitätsauslastung.
Zinsen und Anleihen
Der kräftige Renditeanstieg vom Dienstag, der einherging mit der Erholung der Aktienmärkte nach der Korrektur vom Montag, setzte sich gestern nicht mehr fort. Die Renditen der Bundesanleihen blieben aufgrund von EZB-Aussagen unter den Niveaus vom Dienstag. EZB-Chefvolkswirt Peter Preat betonte, dass das Risiko, dass das Inflationsziel von 2% nach unten weiter verfehlt werde, gestiegen sei. Die EZB sei notfalls zu weiteren Schritten bereit. Dabei soll es keine Zweifel bezüglich des Willens und der Fähigkeit der EZB geben, zu handeln falls es nötig wird. Er betonte, dass das Anleihekaufprogramm sowohl beim Volumen, beim Ausmaß als auch bei der Dauer flexibel sei. Eine Erhöhung des Kaufvolumens dürfte tendenziell den Kursen der Staatsanleihen zugute kommen und die Renditen drücken. Nächste Woche ist die nächste EZB-Ratssitzung. Man kann gespannt sein, wie sich die EZB bezüglich der Marktturbulenzen und der gesunkenen Rohstoffpreise äußern wird. Im Gegensatz zu den Renditen der Bundesanleihen stiegen die Renditen der US-Treasuries gestern leicht an. Grund dafür waren über Erwarten gute Konjunkturdaten. So stiegen die Auftragseingänge langlebiger Güter in den USA im Juli um 2% ggü. Vormonat an (siehe auch „Im Blickpunkt“). Der Chef der Fed New York, William Dudley, sagte gestern, dass jetzt der Beginn der Normalisierung der Geldpolitik im September aufgrund der Finanzmarktturbulenzen weniger zwingend sei als noch vor einigen Wochen. Er wolle noch weitere Daten abwarten und die Entwicklung der Finanzmärkte beobachten. Nach der Rede gingen die Renditen nur kurzzeitig zurück.
Aktien
Die Achterbahnfahrt an den internationalen Aktienmärkten setzt sich weiter fort. Während die europäischen Börsen nach der Erholungsbewegung vom Dienstag gestern wieder rückläufig tendierten, setzte die am Vortag schwache Wall Street nach einer noch enttäuschenden Eröffnung zu einer fulminanten Aufholjagd an. Im deutschen Leitindex Dax 30 gab es hingegen mit Munich Re (+0,3%) lediglich einen Wert, der fester schließen konnte. Schwach präsentierten sich dagegen vor allem die Titel von SAP (-3,3%) und Infineon (-3,2%). Auch die Versorger RWE (-2,4%) und E.ON (-2,1%) erlitten erneut überdurchschnittliche Abschläge. In der zweiten Reihe konnten sich neben Wincor Nixdorf (+3,8%) die Aktien von ProSiebenSat.1 (+2,8%) nach einer Kaufempfehlung einer Investmentbank positiv in Szene setzen. Im EUROSTOXX 50 gab es mit Vinci (+1,3%) und Intesa Sanpaolo (+0,6%) zwei weitere Gewinner. Baustoffe (+0,2%) konnten als einzige Branche fester schließen, während sich vor allem der Energiebereich (-2,6%) wieder schwächer entwickelte. Im Swiss Market Index brachen die Aktien von Syngenta (-18,2%) deutlich ein, nachdem der US-Agrarkonzern Monsanto seine geplante Übernahme abgesagt hatte. Das eindrucksvolle Comeback der US-Indizes wurde einerseits von der positiven Überraschung bei den Auftragseingängen dauerhafter Güter und andererseits von den Aussagen des Notenbankpräsidenten von New York getragen. Mit Abstand stärkste Branche war in diesem Umfeld der IT-Bereich (+5,3%), während einzig Versorger (+1,7%) deutlich hinter der Entwicklung der anderen Branchen zurückblieben. Auch in Asien entwickeln sich die Märkte heute Morgen in der Breite fester. Die chinesischen Börsen können erstmals seit fünf Tagen wieder zulegen. Mit diesen Vorgaben werden auch die europäischen Aktienmärkte deutlich stabilisiert eröffnen.